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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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Gewiss förderte er auch sonntagabends noch das Bruttosozialprodukt der Republik. Sein Motto: "Mach das Geld, wenn die anderen schlafen". Mutter Sozowski würde zum Telefonhörer greifen. Falls sie nicht besoffen vor dem Fernseher eingeschlafen war.
    Mit müder Stimme würde sie sagen: „Hier Sozowski!"
    "Wir haben Ihren Sohn."
    "Gut! Bringen Sie ihn nach Hause!"
    "Wir haben ihn entführt."
    "Auch gut, behalten Sie ihn! Hatten Sie Auslagen?"
    Quatsch! Elmar schüttelte in seiner düsteren Zelle den Kopf. Irgendwie hatte sie ihn lieb. Irgendwie. Also würde sie sich jetzt pflichtgemäß aufregen:
    "Mein Gott...", oder so ähnlich. "Was haben Sie mit meinem Kind gemacht?"
    "Wenn Sie ihn lebend wiederhaben wollen, beschaffen Sie sich eine Million in kleinen Scheinen, klar?"
    "So viel? Das geht nicht so rasch."
    "Sie haben bis morgen Abend Zeit, dann nehmen wir wieder Kontakt auf."
    "Ich weiß nicht, ob wir bis dahin soviel Geld zusammen haben."
    "Sie werden es haben oder wir schicken Ihnen Elmar scheibchenweise zurück."
    "Ja, selbstverständlich, ich tue ja alles..."
    "Tuuuuuuuuuut...."
    Elmar berührte das kalte Eisen über seinem Fuß. Mit einem Eisenring hatten die Entführer eine Kette an seinem linken Bein befestigt. Mittelalterlich, aber wirksam. Der Eisenring schnappte mit einer Falle ein. Die Falle war mit einem einfachen Vorhängeschloss gesichert. Ob sie ihn beobachteten? Warum brauchten die zu Hause überhaupt so beschissen lange Zeit, um die Knete zu besorgen? Für Auslandsgeschäfte war Vater doch immer flüssig. Vielleicht hatten die Entführer das Geld schon, waren nach Südamerika geflüchtet, ohne die Lage seines Gefängnisses zu verraten. Vielleicht... Elmar stoppte diese Gedankengänge fast gewaltsam. Das führte doch zu nichts. Allenfalls machte es ihn verrückt. Die Tatsache, dass die Entführer sich jetzt schon sehr lange nicht mehr hatten sehen lassen, legte sich wie ein Schatten auf seine Seele. Doch unvermittelt öffnete sich die Türe. Ohne Quietschen, ohne Knacken. Dies alles war nicht so alt, wie es schien.
    "Arnold" trat ein und kam direkt auf die Luftmatratze zu. Sein kantiges Gesicht drückte eiserne Entschlossenheit aus.
    "Dein Vater scheint dich nicht sehr zu lieben", fuhr er Elmar an. Mit gespreizten Beinen, die Fäuste in die Hüften gestemmt, blieb er vor seinem Gefangenen stehen. Elmars Kehle war wie ausgetrocknet. Womit würden sie beginnen, mit einem Finger, einem Ohr...
    "Wir werden ihm eine kleine Kassette zusenden, mit deiner Stimme. Es wird ein unvergessliches Erlebnis für ihn sein", fauchte "Arnold".
    Elmar atmete erleichtert auf. Darum ging es also. Ein kleines "Bitte-Bitte" auf Band. Das ging ja noch. Obwohl ein mulmiges Gefühl bei Elmar blieb. Sein Vater hatte sich durch Bitten seinerseits noch nie besonders beeindrucken lassen. Und was dann? Was zum Teufel, hatte "Arnold" eigentlich mit "unvergesslich" gemeint?
    "Arnold" stellte einen Kassettenrecorder an der Wand auf, grinste Elmar an und ließ ihn in düsteren Gedanken zurück. Das Licht erlosch. Sollte er jetzt was sagen oder was? Der Rekorder lief, und seine Leuchtanzeige warf einen sanften Lichtschimmer auf den harten Beton des Bodens. Wenigstens das Abendessen hätte "Arnold" hierlassen können, dachte Elmar. Eigentlich, dachte er weiter, benehme ich mich wie Schlachtvieh. Meine einzige Sorge ist, dass ich in meinem Käfig auch genügend gefüttert werde. Ich habe den Laden hier noch nicht einmal auf Fluchtmöglichkeiten hin untersucht oder mir Gedanken über Angriffsmöglichkeiten auf "Arnold" gemacht. Mag er auch aussehen wie Schwarzenegger, auch er hat seine verletzlichen und empfindlichen Stellen. Im Grunde, dachte Elmar zerknirscht, bin ich eben der verwöhnte, kleine Junge, der sich alles kaufen kann, was er braucht, sogar die Zuneigung der Menschen. Elmar grinste bitter in die Dunkelheit. Allerdings wurde er gerade Zeuge, wie dieses System seine Grenze fand. Was bin ich denn noch außer müde, erschöpft, verängstigt und verwöhnt?
    Da traf ihn ein leichter Luftzug. War die Türe offen? Elmar versuchte mit weit geöffneten Augen die Dunkelheit um die Türe zu durchdringen. Leichtes Rascheln an der Wand. Dann sehr viel Rascheln. Rucka rtig richtete Elmar sich auf, presste seinen Rücken an die Wand und zog die Beine an. Schleifende Geräusche auf dem Boden. Sie hatten irgendetwas in die Zelle gelassen. Elmars Magen begann zu revoltieren. Während dieses nervöse Rascheln immer näher kam, hörte Elmar ein

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