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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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drehte Elmar ihm die Kette ein paar Mal um den Hals. Mit blitzschneller Bewegung fischte er Arnold den Schlüssel aus der Hosentasche, öffnete das Schloss seiner Fußfessel, schlang die Kette ein paar Mal um "Arnold" herum und verschloss sie wieder. "Arnold" war gefesselt. Seine tiefe Bewusstlosigkeit hielt weiter an.
    Elmar stellte sich in die Tür. Das Andere in ihm witterte den Flur entlang, auf der Suche nach einem Ausgang und nach weiteren Gegnern. Mit katzenartigen Bewegungen glitt Elmar über den Flur. Der an den Flur anschließende Wachraum war leer, die Tür in die Freiheit unverschlossen. Elmar öffnete die schwere Tür. Feuchte Waldluft wehte ihm entgegen. Der Wald lag in tiefe r Dunkelheit. Irgendwo im Tal glitzerten Lichter durch die Tannen. Wo war er? In der Eifel? Im Sauerland? "Arnold" würde es ihm schon sagen, wenn er wieder zu sich gekommen war. Elmar hatte es nicht sonderlich eilig, nach Hause zu kommen.
    Dann erinnerte er sich. Da gab es diese junge Frau, den Lockvogel. Die Frau würde kommen. Sie kam ja jeden Tag. Elmar ließ sich im Schatten einer sehr hohen Fichte nieder. Die lilaweiße Flamme in ihm kam zur Ruhe.
    Als der Ford-Caravan den Morgennebel durchbrach, war Elmar sofort wach. Und auch die Flamme war sofort wieder in ihm. Die Frau fuhr an ihm vorüber, ohne ihn zu bemerken. Sie schlug die Wagentür zu und sah zum Bunkereingang hinüber. So konnte sie Elmar nicht wahrnehmen, der sich ihr hinterrücks näherte. Als er sie sanft an der Schulter berührte, zuckte sie zusammen, drehte sich dann aber mit einem Lächeln um, weil sie "Arnold" erwartete. Sie erstarrte, als sie stattdessen Elmar erblickte. Elmar rührte sich nicht. Er stand nur da und sah sie mit seinen lila flammenden Augen unverwandt an. Die Flamme griff über. Ein Lichtreflex begann in ihren Augen zu blinken, ihr Gesicht verfärbte sich, ihr Körper begann im gleichen Rhythmus zu vibrieren. Dann stürzte sie zu Boden. Elmar kniete neben ihr nieder.
    "Wie heißt du?" , fragte er.
    "Brigitte!" , brachte sie mühsam hervor.
    "Wer hat euch beauftragt?" , fragte das Andere in Elmar.
    "Ich weiß es nicht ! Ich kenne ihn nicht!" Sie wand sich auf dem Boden, als würde sie innerlich brennen. Elmar fasste sie an der rechten Schulter und drehte sie sachte auf den Rücken. Mit dem Zeigefinger berührte er ihre Stirn. Brigitte schrie auf, ihre Stimme verhallte im Wald. Ihr Körper begann in wilden Krämpfen zu zucken. Sie kämpfte einen inneren Kampf. Sie wollte festhalten, was nicht festzuhalten ist.
    "Ich kenne seinen Namen nicht !", schrie sie. Wieder überzog ein grauenhaftes Zucken ihre schlanke Gestalt und verzerrte ihr hübsches Gesicht zu einer abstoßenden Fratze. Ihre großen Kinderaugen weiteten sich vor Entsetzen.
    "Ich habe nur mit ihm telefoniert. Sei ne Stimme ist... ölig. Er ist vielleicht… fünfzig Jahre alt. Hat einen ziemlich großen Mund, Ich meine, er gibt unheimlich an", keuchte sie. "Er hatte den Plan, nicht wir!"
    Ihre Stimme begann sich zu überschlagen. Schaum trat aus ihrem Mund und lief ihr blasig die Mundwinkel entlang.
    Elmar schloss die Augen. Das Andere schwang sich aus seinem verborgenen Kraftzentrum heraus an seiner Wirbelsäule entlang über die rechte Schulter, seinen Arm entlang, durch die Hand. Es glitt in seine Finger und entsandte aus ihren Kuppen feinnervige Fühler in die innere Bildebene der jungen Frau. Die Bilder, die sie erinnerte, wurden in Elmars Bewusstsein übertragen. Es stimmte alles überein , mit dem, was sie sagte. Da war der Telefonhörer. Da war diese ölige Stimme. Und bei dieser Stimme hakte etwas in Elmar. Er kannte sie, und wie er sie kannte! Sofort blendete sein eigenes Bewusstsein das passende Bild zu dieser Stimme ein. Er sah einen fetten alten Sack, mit zynischem Mund und geilen, sehr wachen Augen. Elmar schrie auf.
    Aber das Andere in ihm schrie nicht. Es schien fast noch ein paar Grad kälter und härter in ihm zu werden. Er ließ von der jungen Frau ab. Erleichtert ließ sie ihren Kopf zurück in das Gras sinken und wischte sich über den Mund. Das lilaweiße Flammen in ihren Augen erlosch. Elmar nahm ihr den Wagenschlüssel, den sie verkrampft umklammert hielt, aus der Hand, öffnete die Tür des Fords und setzte sich hinter das Steuer. Er hatte noch zu tun.
    Zwei Stunden später hielt der Ford vor dem Hause Sozowski. Elmar klingelte. Seine Schlüssel lagen noch im Bunker. Es dauerte sehr lange, bis sich die Türe öffnete. Seine Mutter. Völlig blau. Sie war der

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