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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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fällen, Vorbereitung der folgenden Aktionen auf dem Lande und dann in der Stadt zuschlagen.
    Sie passierten einen geöffneten Schlagbaum. "Institut für angewandte Verhaltensforschung e. V." stand über dem Eingang. Blacklord grinste. Er hätte eine direkte Erblinie von dem Himmlerschen Institut für Rassenforschung bis zu diesem Institut nachzeichnen können, und er war stolz darauf. Es war schon erstaunlich, welch eine vehemente Wirkung der Rassegedanke auf kleine Geister hatte. Ohne dessen mystische Wirkung wären die ganzen politisch für ihn so wertvollen Anti-Ausländer Kampagnen nicht möglich gewesen. Die großen Geister, stellte Blacklord mit Befriedigung fest, befassten sich natürlich nicht mit der Verfolgung von Ausländern und fremden Rassen. Stattdessen nannte sie ihr Thema vornehm: Die Vervollkommnung des Menschen. Und dass ihnen dazu jedes Mittel recht war, zeigte sie als sehr unvollkommen und für Blacklord so herrlich berechenbar.
    Blacklord befasste sich natürlich nicht ernsthaft mit der Erreichung dieser hehren Ziele. Nur scheinbar unterstützte er andere Menschen, die diesen Weg gehen wollten. Seine private Grundthese dagegen war, dass der vollkommene Mensch nicht etwa vollkommen gut ist, sondern vollkommen egoistisch. Er darf alles, kann alles und will alles. So wie Blacklord. Und wie Gott. Nur, dass man von Gott weniger spürt, würde Blacklord zynisch ergänzen.
    Blacklord genoss den Gedanken, dass seine ganz individuelle Göttlichkeit von besonderer Düsternis umhüllt war. Jedenfalls für den Rest der Welt. Alle hatten Angst vor ihm. Als er jetzt aus dem Wagen stieg, schien sich eine Wolke vor die Sonne zu schieben. Blacklord liebte das. Was er keineswegs liebte, war der stählerne Pfeil, der urplötzlich aus der Panzerglasscheibe wuchs. Blacklord war keineswegs geneigt, dieses Vorkommnis als böses Omen zu deuten. Er wertete es als unglaubliches Versagen! Er stürmte um den Wagen herum in Deckung. Da würden Köpfe rollen, und er stellte blitzgeschwind eine Liste dieser Köpfe zusammen. Zunächst aber brüllte er nach der Wachmannschaft. Jemand war auf dem Gelände, der da absolut nicht hingehörte.
     
    *****
     
    Was mir weiterhalf, war dieses gelbe Telefonbuch. Für die jugendlichen Leserinnen und Leser, die in dieses Buch sehen und eher den Gebrauch von Smartphones gewöhnt sind: Ein Telefonbuch ist ein sehr dickes Buch, in dem alle Telefonnummern der Menschen einer Stadt oder jedenfalls eines größeren Bereiches stehen. Und das gelbe Telefonbuch speziell zeigt diese Nummern und Adressen nach Berufen sortiert an. Und siehe da, neben Instituten für Massage und Messtechnik war eines für "Angewandte Verhaltensforschung" eingetragen.
    Ich mietete mich im Goldenen Löwen ein. Jeder dieser kleinen Kurorte hat einen Goldenen Löwen. Obwohl der unglaublich dicke Wirt nicht gerade aussah wie ein Fachmann fürs Joggen, fragte ich ihn nach Wanderrouten. Ich ließ mir eine Karte der Umgebung von ihm geben und setzte mich dem Empfang gegenüber auf eine Bank. Eine dieser Routen gefiel mir besonders. Sie würde mich auf einen Höhenrand führen, in dessen Schatten dieses obskure Institut lag. Es war tatsächlich eingezeichnet. Es sah so aus, als sei man in der Gemeinde stolz auf dieses Institut.
    Noch hatte sich in meinem Kopf nicht die Spur eines Planes gefestigt. Aber ich brauchte auch keine Pläne im logisch/logistischen Sinne. Ich erkannte aufgrund meiner besonderen Gabe den richtigen Weg in der jeweiligen Situation.
    Zwei Stunden brauchte ich für den Aufstieg. Meinen Koffer hatte ich gleich mitgenommen. Wer konnte wissen, was sich so ergab. Außer dem Koffer hatte ich einen Rucksack auf dem Rücken, der meine Verpflegung und noch eine Sonderausrüstung enthielt.
    Schon hundert Meter vor dem Höhenrand hörte ich die zwei Kameras, die von winzigen Elektromotoren in meine Richtung gedreht wurden. Sie reagierten offensichtlich auf meine Körperwärme.
    Ich turnte auf den Abhang zu, suchte mir ein hübsches Plätzchen und warf den Rucksack auf den Boden. Den Koffer als Sitzgelegenheit benutzend, packte ich aus dem Rucksack meine Brotzeit aus. Ohne dies alles ernsthaft und rational festzuhalten oder zu analysieren, registrierte meine Intuition gewissermaßen im Vorübergehen eine digitale Kommandozentrale auf höchstem Hightech-Niveau zuzüglich mehrerer befehlsabhängiger Untereinheiten. Irgendwo, da war ich ganz sicher, würde jetzt eine solche Untereinheit losmarschieren, um mich, den

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