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Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Im Mondlicht (Phobos) (German Edition)

Titel: Im Mondlicht (Phobos) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Schuck
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einen Bissen nach dem anderen rein, redete dabei weiter mit den Leuten, die herumstanden. In einer Ecke fingen sie schon an zu tanzen.
    Wagner dämmerte etwas ein, bis ihm Immer einen Teller voll Essbarem nebst einem halben Liter Bier auf den Tisch knallte.
    Immer lachte: "Erhöhte Wachsamkeit, was?!"
    Selbach, sein Kollege, tönte hinter Immer: "Lass ihn doch, den armen Kerl. Seine Frau ist zwanzig Jahre jünger als er, und sie ist sehr anspruchsvoll. Und der Anspruch bezieht sich nicht aufs Geld!"
    Ein Gedränge kam auf sie zu. Offenbar war für den Minister die Veranstaltung schon zu Ende. Wagner sah auf die Uhr: 23.00 Uhr. Er hatte länger gedämmert, als ihm bewusst gewesen war. Gutgelaunte Menschen kamen an ihm vorbei und in einem Pulk der Minister. Er stand jetzt direkt vor Wagners Tisch. Wagner erhob sich, sah von seiner Höhe auf den Minister herunter, der sich mit seinem Leibwächter unterhielt. Der zweite war schon durch die Doppeltür entschwunden. Er peilte die Lage vor der Tür: Sicherheitstaktik.
    Aus den Augenwinkeln nahm Wagner eine Bewegung war, die nicht ganz in dieses freundliche Ambiente zu passen schien. Aber er wurde von dem Minister abgelenkt, der auf ihn zutrat, seine Hand ausstreckte, u m sich, wie er sich ausdrückte, "bei den Jungs, die für meine Sicherheit sorgen, herzlich zu bedanken." Wagner reichte dem Minister seine Rechte, obwohl ihm das etwas peinlich war, denn die war nass von dem feucht beschlagenen Halbliterkrug. Er sah in die wasserhellen Augen des Politikers.
    Aber dann wich er diesem Blick wieder aus, sah zurück zur Türe. Diese Bewegung … Wagner erstarrte. Die zwei Türblätter schwangen noch. Vor ihnen hatte sich ein junger Mann aufgebaut, der einen Strauß roter, blauer und weißer Blumen dem Minister entgegenhielt.
    Aus dem Strauß floss Blut, triefte dem Mann über den Unterarm und von dort aus auf den Boden. Er kam jetzt rasch heran. Der Minister schien am Boden festgewachsen.
    Der Mann schrie: "Fahr zur Hölle, Verräter!"
    Selmann und Immer machten einen entscheidenden Fehler: Sie griffen beide nach dem Arm, der den Blumenstrauß hielt. Der Arm zuckte hoch. Sie griffen daneben. Die Blumen flogen auseinander. Der Arm zuckte nach rechts. Immer wurde das Gesicht in zwei Hälften geteilt. Der Arm zuckte nach links. Selbachs Kehlkopf wurde zerschnitten. Der Mann ging weiter. Wagner warf seine zweihundertunddreißig Pfund über den Tisch. Aber das dauerte.
    Der zweite Leibwächter versuchte an dem Minister vorbeizukommen, um sich schützend vor ihn stellen zu können. Aber sie waren dermaßen von Menschen eingekeilt, dass er bei seinen hektischen Bemühungen den Minister dem Attentäter geradezu entgegen schob.
    Eigentlich konnte der junge Mann Wagner gar nicht sehen, wie er so von schräg hinten über den Tisch herangeflogen kam. Trotzdem blieb er plötzlich stehen, ließ Wagner an sich vorbeifliegen und stach zwei Mal zu. Wagner spürte die Stiche in seiner Seite und seinem Rücken und dachte nur: "Verdammt! Verdammt!"
    Er krachte auf den Boden. Der Mann stieg auf seinen Rücken. Wagner wuchtete sich herum und gab dem Attentäter damit genau den Schwung, den er brauchte, um genau vor den Minister zu kommen. Er zögerte nicht eine Sekunde, sondern stieß ihm den Dolch in den Bauch. Einen schrecklichen Augenblick verharrten Attentäter und Opfer in einer aufeinander zu gekrümmten Stellung. Dann stürzte der Minister wie vom Blitz getroffen zu Boden. Der junge Mann stand da, mit dem Dolch in der Hand und völlig leeren Augen, so als wüsste er gar nicht, wie er da hingekommen wäre.
    Endlich hatte sich Wagner aufgerappelt. Er stürzte sich auf den Täter, begrub ihn geradezu unter sich. Er kniete sich auf Genick und Rücken des Mannes, riss dessen Dolcharm nach hinten und brach ihm seine Waffe aus den Fingern. Endlich waren weitere Saalordner heran. Einer fesselte die Arme des Mannes mit Handschellen auf dem Rücken zusammen. Wagner drehte sich mühsam um und sah, dass der Minister blutüberströmt am Boden lag.
    Jetzt schien der Schock des Geschehens alle Aktionen im Saal zu stoppen. Die Musik brach ab.
    Die zweiflügelige Tür schwang wie in Zeitlupe auf. Der erste Leibwächter, der dem Minister den Weg hatte ebnen wollen, taumelte herein. Der Angreifer hatte ihn mehrmals in die Brust gestochen. Blutblasen standen wie gefrorener roter Schaum vor seinem Mund: "Ein Attentat...", röchelte er. Der Mann brach zusammen.
    Wagner schloss die Augen. Es war vorbei. Lärm

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