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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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führte die Männer in den Garten, während meine Großmutter tränenüberströmt ihre Tochter nicht mehr loslassen konnte.
    Yannick half mir die Getränke zu servieren, während mein Vater sich mit Philippe unterhielt.
    „ Sag mal, deine Tante ist sehr …“
    Er schien den passenden Begriff zu suchen, also kam ich ihm zu Hilfe: „… sehr direkt und extrovertiert. Ich weiß. Ganz das Gegenteil von meiner Mutter.“
    Wir setzten uns gegenüber von Philippe neben meinen Vater, der am Ende des Tischs Platz genommen hatte. Damien saß abseits am anderen Ende der langen Tafel, als befürchtete er, sich an der Unterhaltung beteiligen zu müssen. Seine Augen wanderten zunächst von einer Person zur nächsten, um am Ende auf mir zu verharren. Mit Erleichterung hörte ich Laurence Yannick fragen, ob sie mich entführen durfte.
    „ Nur zu. Ich wollte sowieso noch ein paar Titel für heute Abend aufnehmen. Interessierst du dich für Musik?“, fragte er anschließend Damien, der schweigend mit dem Kopf nickte. „Wenn du magst, kannst du mitkommen.“
    Ein flüchtiger Kuss unter wachsamen Augen und Yannick betrat das Haus, gefolgt von dem jungen Mann.
    „ Ist er immer so gesprächig?“, fragte ich Laurence ironisch, während wir ein paar Schritte im Garten machten.
    „ Immer wenn er die Leute nicht kennt. Er zieht es dann vor, zu beobachten.“
    „ Und kann es nicht lassen“, stellte ich fest, als ich mich auf die Schaukel setzte.
    Damien stand am Fenster meines Zimmers, die Augen auf mich gerichtet.
    „ Du hast großen Eindruck auf ihn gemacht. Er steht auf Panther … mit oder ohne Flecken“, lächelte sie mich an.
    „ Yannick hat es mir gekauft“, sagte ich mit gerötetem Gesicht.
    Wieso entschuldigte ich mich fast dafür, dass ich ein sexy Kleid trug?
    „ Er hat einen guten Geschmack. Ich hätte ihn auf der Straße gar nicht erkannt. Er ist gereift. Damals war er noch ganz schmächtig. Aus ihm ist ja ein richtiger hübscher Kerl geworden. Ihr gebt ein schönes Paar ab.“
    „ Danke! Ich bin total verknallt.“
    Der Gedanke an Yannick brachte mich dazu, wieder hochzublicken, und mein Lächeln verschwand augenblicklich. Damien beobachtete mich nach wie vor.
    „ Könntest du ihm sagen, dass ich eine Löwin bin, und keiner Panther. Das Kleid ist nur eine Tarnung“, scherzte ich. „Vielleicht hört er dann auf, mich so anzustarren. Ich finde ihn unheimlich.“
    „ Bist du sicher?“
    „ Dass ich ihn unheimlich finde?“, fragte ich verdattert.
    „ Nein“, musste sie lachen. „Das mit der Löwin?“
    „ Wie könnte ich mir über irgendetwas sicher sein? Alles, was in den letzten Wochen mit mir geschehen ist, ist so verrückt. Am Anfang dachte ich, ich würde den Verstand verlieren.“
    „ Ich frage ja nur … Mich würde es nicht überraschen, wenn du dich in einen Panther verwandeln könntest, wenn die Situation ein Raubtier, das besonders gut klettern kann, erfordert. Wenn ich meine Mutter richtig verstanden habe, hast du jedes Mal instinktiv eine Gestalt angenommen, die dich aus einer misslichen Lage befreien konnte. Wieso keinen Panther? Immerhin trägst du die Gene in dir. Es wäre logischer als jede andere Form.“
    Ich schwieg, denn ich konnte keine Logik erkennen. Mir schien alles immer noch so irreal. Nach einem kurzen Schweigen fragte sie mich, ob ich bereit wäre, mit Therianthropen zu leben, weit weg von meiner Familie.
    „ Was verstehst du unter weit weg?“
    „ Brasilien. Ich möchte dich gleich beruhigen, wir suchen ein Plätzchen in Europa, um uns niederzulassen. Es wird aber auf keinen Fall in Frankreich sein.“
    „ Papa wäre damit nie einverstanden, und ich glaube nicht, dass ich das möchte. Endlich bin ich wieder glücklich, Laurence. Momentan habe ich nur einen einzigen Wunsch: mit Yannick in Paris zu leben.“
    „ Bist du denn nicht neugierig? Möchtest du nicht wissen, was du bist und was du kannst?“
    „ Nicht um jeden Preis. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, es interessiere mich nicht. Natürlich wüsste ich gerne mehr, ich brauche aber meine Familie und jemanden, der mir Halt gibt. Im Moment ist dieser jemand Yannick. Ich bin wie Mama, ich möchte nur ein normales Leben führen.“
    „ Du bist aber kein normaler Mensch, Lilly. Du bist nicht einmal ein normaler Therianthrop, sondern ein Polymorph. Du bist etwas Besonderes. Mir ist noch nie jemand über den Weg gelaufen, der mehr als zwei Gestalten annehmen kann und vor allem noch nie jemand, der sein

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