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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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stolz.“
    „ Außer Manuel.“
    „ Ich bin eben ein Egoist, der nicht gern teilt. Gucken ist erlaubt, anfassen nicht.“
    … Und er fasste mich an. Seine Lippen, die meinen Hals berührten, brachten mich zum Beben, während seine Hände meine Schenkel sanft streichelten.
    „ Streng dich an. Es könnte nämlich entscheidend sein, ob ich DICH mit nach Paris nehme oder nicht“, provozierte ich ihn. Er schaute mich verdutzt an. „Auf dem Gutschein steht geschrieben,
mit einer Person deiner Wahl
“, erklärte ich weiter. „Noch habe ich keine Wahl getroffen.“
    Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen und seine Augen fingen an zu leuchten.
    „ Du bist ein kleines Luder – nein, das ‚klein‘ nehme ich zurück.“
    Am liebsten hätte ich gesagt,
ich liebe dich auch
. Er ließ mir aber keine Gelegenheit dazu, sein Mund hatte meinen vereinnahmt. Es spielte auch keine Rolle mehr, mein Körper konnte es noch besser vermitteln als jedes Wort. Wir waren gerade dabei, uns zu erhitzen, als die Tür aufgerissen wurde. Marie! Wer sonst?
    „ Manuel und Aurelie sind da.“
    „ Wann lernst du endlich anzuklopfen?“, fragte ich mit einem vernichtenden Blick.
    „ Macht ihr noch was anderes als zu knutschen, wenn ihr allein seid?“
    Sie schien die Antwort zu kennen, denn sie verschwand augenblicklich und hinterließ dabei eine sperrangelweit offene Tür.
    „ So, so … Aurelie“, flüsterte Yannick mit einem kleinen Lächeln, und sah mich mit gespieltem Bedauern an. „Es sieht so aus, als müsstest du doch mit mir vorlieb nehmen in Paris. Manuel scheint beschäftigt zu sein.“
    „ So ein Mist! Doch keine Wahl. Hoffentlich kann ich mich davon erholen“, sagte ich, ehe ich ihn küsste.
    „ Ich werde dir dabei helfen.“
    „ Daran zweifle ich keine Sekunde.“
    Sein Kuss brachte mich zum Vibrieren, bis jemand an der Tür beziehungsweise an deren Rahmen klopfte. Marie konnte es nicht sein, so viel Anstand besaß sie nicht.
    „ Entschuldigung, wenn ich störe. Du solltest dich vielleicht langsam umziehen, Lilly. Deine Gäste werden bald da sein.“
    Meine Großmutter stand in der Tür, ein Badetuch über ihrem Arm. Ich konnte mir denken, was es verbarg. Sie legte das Ganze auf das Bett und verließ wieder den Raum.
    „ Ich kann es kaum abwarten, endlich in Paris zu sein“, seufzte Yannick.
    „ Ich auch, glaub mir. Endlich ungestört.“ Nach einem flüchtigen Kuss stand ich auf. „Könntest du dich schnell fertigmachen? Ausnahmsweise hätte ich gerne das Badezimmer für mich allein.“
    „ Was versteckst du da?“
    Ohne auf meine Antwort zu warten, ging er zum Bett, um seine Neugierde zu befriedigen. Er wollte gerade das Badetuch heben, als ich dazwischensprang und ihm einen Klaps auf seine Hand gab.
    „ Pfoten weg!“
    „ Du hast die Unverfrorenheit, von Pfoten zu sprechen?“, meinte er mit einem verschmitzten Lächeln, und küsste dabei meine Hand. „Gib mir zwei Minuten.“
    Sein Blick brachte mich schon wieder zum Schmelzen. Ich hörte auf meinen Verstand und schob ihn aus dem Zimmer.
     

31
     

     

     

     

    Ich tauschte das Lederband vom Topas gegen die Goldkette, die mir mein Vater geschenkt hatte, und wartete ungeduldig darauf, dass Yannick das Badezimmer verließ. Nachdem ich mich geschminkt hatte, schlüpfte ich in das Kleid meiner Mutter und beglückwünschte mich dazu, dass ich es versäumt hatte, mein Haar nach dem Duschen zu bürsten. Die großen Locken, die auf meine Schulter fielen, würden Yannick gefallen. Oh ja, keine Zweifel. Während ich mich im Spiegel betrachtete, stellte ich fest, dass ich mich noch nie so als Frau gefühlt hatte.
    Auf einmal hörte ich Laurences Stimme. Anna und Miguel waren bestimmt ebenfalls eingetroffen. Zeit für mich runterzugehen. Oder sollte ich sagen: Zeit für meinen Auftritt? Denn Marie stand auf der Lauer im Erdgeschoss und schrie „sie kommt“, sobald sie mich sah.
    Na prima! Die Gäste versammelten sich in der großen Diele und meine Wangen fingen an zu glühen. Mit diesem natürlichen Rouge ging ich langsam die Treppe herunter und kam mir vor wie eine Braut, die gleich zum Altar geführt wird. Mein Vater hielt sich aber nicht an meiner Seite, er stand unten, seine feuchten Augen auf mich gerichtet. Mein Blick schweifte kurz zu Yannick, der sich im Hintergrund befand. Seine blauen Iris leuchteten noch mehr als sonst. Mit einem Mal sangen alle zusammen
Happy Birthday
. Meine ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich aber nur noch auf eine

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