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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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sofort in sein Zimmer und entdeckte die DVD
Babylonia en Guagua
von Manu Chao. Klar kannte ich ihn, die DVD jedoch nicht. Ich war einfach begeistert. Yannick hatte richtig vermutet: Unmöglich zu widerstehen, beim Klang der Musik fing ich sofort an zu tanzen.
    Doch dann fühlte ich mich beobachtet. Eine Drehung und ich sah ihn: Er lehnte am Türrahmen und schaute mir zu.
    „ Wie lange stehst du schon da?“, wollte ich verlegen wissen.
    „ Nicht lange genug“, antwortete er mit einem Lächeln.
    Mein Blick fiel auf den Schlüssel, den ich auf den Tisch gelegt hatte. Ganz mit sich zufrieden erklärte er mir, er habe immer einen unter der Fußmatte, für alle Fälle.
    Diesmal zog er sich um, ohne das Zimmer zu verlassen. Da er meinen Hintern gesehen hatte, konnte er mir ruhig seine Beine zeigen. Mit sauberer Jeans und freiem Oberkörper näherte er sich. Mir wurde ganz weich in den Knien, als ich in das Blau seiner Augen starrte. Wieder küsste er mich ungestüm und schob mich Richtung Bett, auf das wir uns fallen ließen. Ich spürte, wie er seine Beine an meinen rieb, er streichelte mich unter meinem T-Shirt, seine Zunge erforschte meinen Mund. Die Lust war so stark, ich schien zu kochen. Wir wälzten uns herum, und als ich oben war, wollte ich mein Oberteil ausziehen. Mit großen Augen nahm er meine Hände in seine und fragte: „Was machst du da?“
    „ Ich ziehe mich aus.“
    „ Kommt nicht infrage.“
    Wieder war ich ganz perplex. Bevor ich überhaupt etwas sagen oder tun konnte, saß er über mir: „Du glaubst doch nicht, dass ich mit einer Minderjährigen schlafe?“
    Ich konnte nicht antworten, sein Mund hatte Besitz von meinem genommen. Bei der ersten Gelegenheit sagte ich: „Das ist nicht dein Ernst, oder? Soviel ich weiß, ist man in Frankreich mit fünfzehn in Sachen Sex volljährig.“
    „ Das ändert gar nichts für mich.“
    „ Was machst du denn hier mit mir? Was mache ich überhaupt in deinem Bett?“
    „ Sagen wir, wir geben uns einen Vorgeschmack.“
    „ Du hältst mir Schokolade unter die Nase und ich darf sie nicht probieren?“
    „ So kann man es auch sehen“, musste er lachen. „Lilly, bitte. Ich habe noch ein Problem mit deinem Alter, gib mir ein bisschen Zeit.“
    Wir blieben lange Arm in Arm, ohne dass ein Wort fiel. Plötzlich nahm er meine Hand in seine und betrachtete sie auf eine seltsame Weise.
    „ Wer hätte gedacht, dass so eine zarte Hand so viel Kraft haben kann?“
    „ Du anscheinend nicht. Ich muss gehen“, wich ich aus und stand auf. „Ich habe meiner Großmutter gesagt, dass ich nur mein Mofa hole.“
    „ Ich muss drei Tage für ein Fotoshooting nach Paris. Glaubst du, du könntest mich begleiten?“
    „ Ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Meine Großmutter kennt dich nicht, sie wird niemals die Verantwortung dafür übernehmen wollen. Bis später, bei der Felswand. Ich werde zu Fuß hingehen.“
    „ Was machen wir heute Abend?“
    „ Gilt deine Einladung fürs Restaurant immer noch?“
    „ Klar. Vergiss deinen Helm nicht.“
    „ Stimmt! Es werden keine Gesetze gebrochen.“
    „ Nicht wenn es dich betrifft.“
    „ Und übereifrig dazu. Sollte ich mich geschmeichelt fühlen?“
    „ Ja, das solltest du. Ich komme mit runter, das Garagentor ist zu.“
     

    Nachmittags kam er eine halbe Stunde zu spät. Pünktlichkeit schien keine seiner Tugenden zu sein. Es war aber nicht weiter schlimm, im Gegenteil. So hatte ich wenigstens die Gelegenheit gehabt, unseren Morgen Revue passieren zu lassen. Zwischen meiner Großmutter und Marie zu Hause und meinem Vater und Manuel am Telefon hatte ich kaum eine Minute für mich gehabt.
    Yannick hatte mich wieder verunsichert. Er war ein echtes Rätsel für mich. Aber eins stand fest: Ich wollte und konnte nicht auf ihn verzichten. Ganz gerührt hörte ich noch einmal den Song, den er mir aufs Handy geschickt hatte, kaum dass ich ihn verlassen hatte:
Girl, You’ll be a woman soon
von Urge Overkill.
    Mein Herz schlug schneller, als ich die Motorengeräusche hörte. Sofort stand ich auf, um ihm entgegenzulaufen.
    „ Entschuldigung, ich bin eingeschlafen.“
    „ Du siehst in der Tat ziemlich fertig aus.“
    Seine Augenringe waren mir am Morgen gar nicht aufgefallen. Wahrscheinlich war ich wieder zu sehr von seinem Blick gefesselt gewesen.
    „ Ich habe letzte Nacht kaum geschlafen. Als ich vorhin auf die Uhr geguckt habe, bin ich sofort los, ohne einen Kaffee zu trinken.“
    „ Was machst du, wenn du nicht schlafen

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