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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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denn ausnahmsweise erkannte ich einen Interpreten. „Du hörst auch Country?“, wunderte ich mich.
    „ Ich höre vieles. Punk und Rock, wenn ich schraube. Country, Rock ’n’ Roll und Blues am liebsten im Auto, aber auch Balladen, vor allem in Begleitung von einem hübschen Mädchen. Es kommt darauf an, was ich gerade mache, und vor allem, wie ich drauf bin.“
    „ Steht dein Angebot immer noch? Kann ich wirklich kommen, um Musik zu hören, wenn du in der Garage bist.“
    „ Klar, ich mache keine leeren Versprechungen, schon vergessen?“
    „ Stopp!“, rief ich nach zwei Kilometern. „Kannst du bitte hier abbiegen?“
    „ Ich dachte, du wohnst in Bellecombe.“
    „ Na ja, kurz davor.“
    „ Hier wohnt deine Großmutter?“, fragte er verblüfft.
    „ Ja, warum? Du scheinst überrascht zu sein.“
    „ Nein, nichts … Ich habe nicht damit gerechnet, das ist alles … Wann soll ich dich morgen Nachmittag abholen?“
    „ Um zwei?“
    „ Okay! Wir werden spazieren gehen, damit deine Muskeln ein bisschen arbeiten.“
    Sofort stieg er aus. Da ich mit einem langen Abschiedskuss im Auto gerechnet hatte, war ich schon ein wenig enttäuscht. Kaum hatte ich einen Fuß aus dem Wagen gesetzt, reichte er mir die Hand, um mir hochzuhelfen.
    „ Ein Gentleman?“
    „ Ich dachte mir, so sei es eleganter, als dich rauszuschieben.“
    Obwohl er lächelte, spürte ich, dass etwas nicht stimmte. Er drückte mir hastig einen Kuss auf die Lippen, als er „bis morgen“ sagte, und fuhr eilig weg, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen.
    Allein auf meinem Zimmer war mir nach Weinen zumute. Was für ein Abschied! Irgendetwas war mir entgangen. Ich verstand Yannick einfach nicht. Woher diese plötzliche Wandlung? Am meisten regte ich mich über mich selbst auf … Wieso musste ich so empfindlich sein? Dabei kannte ich ihn kaum. Ich würde am nächsten Tag nicht warten, bis er mich abholte. Oh nein! Ich würde ihn gleich morgens besuchen. Sollte er immer noch so abweisend sein, würde ich nicht mit ihm spazieren gehen. Einen zweiten Antoine, dem ich gleichgültig war, konnte ich nicht gebrauchen.

16
     

     

     

     

    „ Sie können mich hier rauslassen.“
    Bei dem Lärm, der aus der Garage kam, wollte ich auf keinen Fall, dass Manons Mutter direkt davor anhielt. Schweren Herzens lief ich auf die Musikquelle zu. Bei dem Krach hörte mich Yannick gar nicht kommen. So nutzte ich die Gelegenheit, ihn in Ruhe zu beobachten. Bei seinem Anblick wurde der Druck in meiner Brust so groß, ich musste ihn ansprechen … Ich musste einfach wissen, woran ich war. Als ich seine Schulter berührte, sah er auf und strahlte mich an. Ohne die Augen von mir abzuwenden, stand er auf und nahm mich schließlich in die Arme. Er drückte mich so fest, ich dachte schon, ich würde keine Luft mehr kriegen.
    „ Ich bin so froh, dich zu sehen.“
    Er nahm meine Hand und ging rückwärts zum CD-Player, um den Ton runterzudrehen. Da mir die Gruppe unbekannt war, schaute ich auf die Hülle:
Sex, Love and Rock ’n’ Roll
von Social Distortion.
    „ Eine meiner Lieblingsgruppen“, meinte er mit Begeisterung, als sein Blick meinem folgte.
    Da war er wieder, der glückliche Junge, den ich bei meinem ersten Besuch in ihm entdeckt hatte. Plötzlich küsste er mich mit einer solchen Leidenschaft, dass ich nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Eine Freudenträne lief mir die Wange herunter. Er wischte sie weg und fragte leise: „Was ist mit dir?“
    „ Ich bin nur ein bisschen durcheinander. Du bist so schnell weggegangen gestern Abend, ich war mir nicht sicher, ob du mich überhaupt noch sehen willst.“
    „ Entschuldige, wenn ich dir wehgetan habe. Ich hatte den Kopf woanders. Apropos wehtun, was macht dein Popo?“
    Er schaute mich dabei liebevoll an. Seine Hände streiften mein Gesäß.
    „ Na ja, soso. Aber ohne deine Massage wäre es bestimmt viel schlimmer. Das spüre ich.“
    Lächelnd holte er einen Schlüssel aus seiner Tasche und gab ihn mir.
    „ Ich habe eine DVD aus dem Regal geholt, zu der du ordentlich mit deinem Hintern wackeln kannst. Es würde mich nicht wundern, wenn du sie kennst. Geh schon mal, ich komme nach.“
    Wie er mich schon wieder angeschaut hatte! Verwirrt ging ich hoch. Ich war natürlich glücklich, denn nie im Leben hätte ich mit einem solchen Empfang gerechnet. Andererseits schlugen mir seine Stimmungsschwankungen auf die Laune, weil ich Schwierigkeiten hatte, sie einfach abzuschütteln.
    Neugierig ging ich

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