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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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als meins … und ihr Gesicht erst: makellos. Schnell klappte ich den Deckel zu, sonst würde ich noch Komplexe kriegen. Ich zog es ohnehin vor, mich auf Yannicks Bilder zu konzentrieren.
    Wie am Vortag kam er nur mit einer Jeans gekleidet aus dem Badezimmer. Er schien sich darüber zu freuen, dass ich Fotos ausgesucht hatte, wunderte sich jedoch, dass ich nur zwei genommen hatte. Kaum saß er neben mir, fing er schon an, mit meinem Haar zu spielen. Er musste ein Haarfetischist sein. Was soll’s, so hatte jeder seine Schwäche. Andere konnten einem schönen Lächeln und neuerdings leuchtenden blauen Augen nicht widerstehen. Trotzdem musste ich ihn das fragen: „Yannick, meine Locken … Liebst du sie, weil sie dich an sie erinnern?“
    Er schaute mich entsetzt an.
    „ Wie kannst du sowas denken? Lilly, diese Frau ist zehn Jahre älter als du, wie willst du mich an sie erinnern? Du hast mir sofort gefallen, obwohl dein Haar nur gewellt war. Ich habe den Eindruck, du hast keine Ahnung, wie schön du bist. Du hast überhaupt keinen Grund sie zu beneiden, und schon gar nicht wegen ihres Haars. Für das Foto saß sie bestimmt zwei Stunden beim Friseur. Du erinnerst mich überhaupt nicht an sie, und das ist gut so, sonst wärst du gar nicht hier. Ihr habt nur eine Sache gemeinsam: Ihr seid die einzigen Frauen, die mich wirklich berührt haben. Ich habe mich in dich verguckt in der Sekunde, als unsere Blicke sich trafen. Deine Augen haben mich sofort fasziniert. Als du weggeschaut hast, habe ich erkannt, dass mir der Rest an Dir auch gefiel. Von da an gingst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich liebe deine Augen, Lilly. Sie können so unterschiedlich sein: mal grün mal braun. Im Sonnenlicht leuchten sie sogar gelb. Welche Farbe sie auch haben, ich liebe sie und finde sie einmalig. Ich liebe die Form deines Gesichts, deine sinnlichen Lippen, deine Nase, die du rümpfst, sobald ich dich aus der Fassung bringe. Ich liebe deine Sommersprossen und deine Wangen, die rot werden, sobald du verlegen bist. Und natürlich liebe ich deine Haare. In der Sonne schimmern sie in allen Farben. Ob wellig oder lockig, sie sind natürlich. Du bist natürlich.“
    Seine Finger hatten die jeweiligen Gesichtspartien leicht berührt, als er sie beschrieb. Mein Herz pochte, meine Wangen waren heiß … Sein Lächeln zeigte mir, dass ihm das nicht entgangen war. Was das Ganze noch schlimmer machte. Jetzt glühten sie regelrecht. Erleichtert sah ich, wie er sich näherte … So konnte er mich wenigstens nicht mehr betrachten. Als sein Mund meinen berührte, schlug mein Herz Purzelbäume. Ich schloss die Augen und ließ mich gehen. Dieser Kuss hatte eine solche Intensität, ich dachte, ich würde Yannick in mir spüren.
     

    Wir fuhren mit dem Wagen zum Restaurant, begleitet von den Stray Cats. Bei den ersten Tönen von
Sexy and 17
schielte Yannick verschmitzt zu mit rüber. Seine Wahl war nicht zufällig auf diesen Song gefallen. Plötzlich wich alle Farbe aus meinem Gesicht: Yannick war auf den Parkplatz des Gasthauses „Zum Jäger“ eingebogen.
    „ Willst du etwa hier essen?“
    Meine Abneigung war nicht zu überhören.
    „ Warum fragst du? Hast du ein Problem mit dem Restaurant?“
    „ Ich weiß nicht. Nein … Oder doch! Ich würde mich hier nicht wohlfühlen. Wir sind mit meinem Vater und meiner Großmutter am Tag unserer Ankunft hergekommen. Der Wirt hat uns praktisch rausgeschmissen.“
    Lächelnd nahm er meine Hand, küsste sie und beruhigte mich: „Keine Sorge, wir fahren nach Oyonnax. Ich bin gleich wieder da, ich muss nur schnell etwas abgeben.“
    Er holte eine große Sporttasche aus dem Kofferraum und lief zur Eingangstür. An seiner schiefen Haltung konnte ich erkennen, dass sie schwer war.
    Laute Stimmen drangen zu mir, leider waren die Worte nicht zu verstehen. Zu gerne hätte ich die Musik leiser gedreht, ich wollte ihm aber nicht hinterherschnüffeln. Bald verließ Yannick das Lokal und schlug dabei die Tür hinter sich zu. Zu meiner Überraschung trug er immer noch die große Tasche, die er wieder in den Kofferraum stellte. Es dauerte eine Weile, bis er wieder ins Auto einstieg. Als er hinter dem Lenkrad Platz nahm, zeigte er mit einer Kopfbewegung zu einem Fenster, hinter welchem ein Mann uns beobachtete.
    „ Ich stelle dir meinen Bruder nicht vor. Soweit ich weiß, hattest du schon das Vergnügen.“
    Dann brauste er los und machte die Musik noch lauter. Wollte er somit jegliche Fragen unterbinden, oder brauchte er

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