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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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entfuhr ihr. Ihr war klar, dass damit kein Jäger im grünen Rock gemeint war. Eine Offenbarung, die sie keineswegs entspannte. Sie schien jedoch erleichtert zu sein, dass Yannick bei uns blieb.
    „ Sollte uns jemand vom Rat besuchen, wird er sehen, dass du in einen Menschen verliebt bist und nicht in einen Wolf.“
    „ Hast du etwa darüber mit Manuel gesprochen?“
    „ Ja, es ist so einfach, ihn zu durchschauen. Ich habe ihn gebeten, euch nicht zu beachten, falls wir Besuch kriegen sollten. Und euch möchte ich bitten, eure Gefühle füreinander nicht zu verbergen … Ich bin froh, dass du Yannick gefunden hast, auch wenn Manuel darunter jetzt leiden muss.“
    Mit Tränen in den Augen nahm sie mich in ihre Arme.
    Als ich ins Wohnzimmer zurückging, saß Yannick allein da. Sobald er mich sah, steckte er sein Handy weg.
    „ Ist Manuel nicht mehr bei dir?“
    „ Nein, wie du siehst. Er scheint auf meine Anwesenheit verzichten zu können. Er ist an die frische Luft gegangen.“
    „ Doch nicht jetzt?!“
    „ Keine Sorge, ich habe ihm gesagt, er soll beim Haus bleiben.“
    „ Und was hat er geantwortet?“
    „ Ja, Chef!“
    „ Na dann! Wir werden noch viel Spaß miteinander haben“, sagte ich sarkastisch.
    Yannick zog mich an sich und wechselte das Thema: „Wolltest du mir nicht ein Bild von deiner Mutter zeigen?“
    „ Ich habe eins oben.“
    „ Dann lass uns nach oben gehen“, hauchte er in mein Ohr.
    Auf der Treppe sprach ich die Fotos vom Wasserfall an. Ich war neugierig, ob alle gelungen waren.
    „ Und wie! Ich habe eins dabei. Willst du es sehen?“
    Ehe ich antworten konnte, hatte er schon seine Brieftasche herausgeholt und schob mir eine Großaufnahme von unseren Köpfen unter die Nase. Wir schauten einander an. Meine Großmutter hatte Recht, sogar auf dem Papier konnte man erkennen, dass wir uns liebten.
    „ Kann ich es haben?“
    Er drückte es an sich: „Tut mir Leid, ich möchte es bei mir behalten … Sagen wir als Talisman. DEINE Bilder warten in meiner Wohnung auf dich.“
    Im Zimmer ging er zielstrebig zum Bett, setzte sich auf die Kante und nahm das Portrait meiner Mutter, das auf meinem Nachttisch stand, in die Hand.
    „ Verstehst du, was ich meinte?“
    „ Ja … Ich muss zugeben, sie sieht … sie war … atemberaubend.“
    Er stellte es wieder hin, zog mich zu sich und neckte mich: „Du hast Recht, du hast gar nichts von ihr, du bist so hässlich“ und küsste mich.
    Ich fühlte mich so wohl in seinen Armen, dass ich für einen Moment alles um uns herum vergaß. Blitzartig schwand die Magie, als er fragte: „Na, Eliane. Was wollte deine Großmutter in der Küche von dir?“
    „ Ich warne dich, solltest du mich noch einmal Eliane nennen, bekommst du keine Antwort.“
    „ Entschuldige Lilly. Erzähl!“
    „ Hat dich Manuel etwa neugierig gemacht?“, fragte ich, um ihn auf die Folter zu spannen.
    „ Ein bisschen“, gab er zu.
    „ Sie möchte, dass wir unsere Liebe zur Schau stellen, falls wir Besuch vom Rat kriegen.“
    „ Nichts ist leichter als das“, sagte er und musste es sofort mit einem Kuss unter Beweis stellen …
    „ Da Manuel seine Gefühle nicht verbergen kann, wollte sie ihn darauf vorbereiten. Vorhin in der Garage hatte ich sogar den Eindruck, dass er ein Problem mit meiner Wandlung zum Falken hat.“
    „ Du hast es gemerkt. Es ist mir auch aufgefallen. Wahrscheinlich hat er nicht genügend Zeit gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Ein Vogel hat weniger gemeinsam mit einem Wolf als eine Raubkatze. Lass ihm ein wenig Zeit.“
    „ Es ist schon verblüffend, du gehörst einer anderen Welt an, und du akzeptierst das alles, ohne mit der Wimper zu zucken.“
    „ Das ist, weil ich dich sehr, sehr liebe. Aber ehrlich gesagt hatte ich auch meine Probleme damit. Immerhin hat mir das eine schlaflose Nacht bereitet … dabei wusste ich nicht einmal mit Sicherheit, ob du dich verwandeln kannst oder nicht.“
    „ Ich bin froh, dass du es damals nicht gewusst hast. Sonst hättest du dich womöglich anders entschieden.“
    „ Nicht unbedingt. Ich bin zwar nur ein Mensch, ich weiß aber seit Jahren, dass es euch gibt, auch wenn mir sowas wie du noch nie über den Weg gelaufen ist. Ihr dagegen habt gerade erfahren, dass ihr Gestaltwandler seid, und müsst von jetzt auf gleich damit klarkommen. Ich stelle es mir ziemlich schwierig vor.“
    „ Ich finde dich trotzdem unglaublich … so verständnisvoll … so tolerant.“
    „ Solange du nicht in die Haut eines

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