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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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arbeiten müssen, das ist alles. Und falls du deine finanzielle Unabhängigkeit haben willst, bin ich mir sicher, dass meine Agentur dir hin und wieder einen Job anbieten kann.“
    „ Oh Yannick … würde ich auf mein Herz hören, würde ich dir überallhin folgen. Das kann ich aber meinem Vater nicht antun.“
    „ Versprich mir, darüber nachzudenken.“
    Ich tat es. Es würde mir nicht schwerfallen, mein Versprechen zu halten, denn sein Vorschlag würde mich ohnehin nicht mehr loslassen.
    Von Neugier erfüllt wollte ich wissen, was meine Großmutter von ihm gewollt hatte. Angeblich, sich bedanken. Als hätte sie das nicht vor uns tun können. Ich ließ nicht locker und bohrte weiter.
    „ Ich glaube, sie mag mich“, flüsterte er mir ins Ohr, so als ob jemand lauschen würde. „Sie hat mich umarmt und mir das Du angeboten.“
    „ Du duzt sie?“, fragte ich verwundert.
    „ Ja klar. Hätte ich etwa ablehnen sollen?“
    „ Nein, natürlich nicht. Mein Vater wird vielleicht Augen machen. Er ist seit Jahren ihr Schwiegersohn und siezt sie immer noch. Weiß du, dass du noch viel schlimmer bist, als ich angenommen hatte? Ein Verführer der üblen Sorte. Nicht einmal vor älteren Frauen machst du Halt“, stellte ich lachend fest.
    „ Ich sehe das ganz anders: Sie hat mich verzaubert. Im Ernst. Ich mag deine Großmutter sehr. Wenn es auf Gegenseitigkeit beruht, liegt es bestimmt daran, dass sie den Horus in mir spürt. Sie weiß, dass ich nur dein Bestes will und dass ich mein Leben für dich geben würde. Wenn wir schon dabei sind: Ich kenne aber auch eine Verführerin. Erzähl mal, was hast du gespürt, als du meinem Bruder die Hand gegeben hast?“
    „ Du hast es gewusst?“, fragte ich verblüfft.
    „ Nicht wirklich. Sagen wir, dass ich es vermutet habe. Ich sagte doch am ersten Tag, es hätte zwischen uns gefunkt. Das war nicht bloß eine Anmache, ich hatte wirklich das Gefühl, dass irgendetwas zwischen uns geschah. Später, als ich dich anfasste, hatte ich oft den Eindruck, ich könnte spüren, wie du dich gerade fühlst.“
    „ Bist du etwa ein Therianthrop, ohne es zu wissen?“
    „ Das bezweifle ich. Die Erklärung ist viel einfacher. Ich liebe dich Lilly. Nicht mehr und nicht weniger. Es klappt nur mir dir. Als deine Großmutter mich geprüft hat, gab es keinen Austausch.“
    „ Du hast gewusst, dass sie dich testet?“
    „ Sicher war ich nicht. Ich fand nur seltsam, dass sie mich vor jeder Entscheidung, die mich betraf, berührte. Also bin ich davon ausgegangen, dass sie sich meiner Gefühle vergewissern wollte.“
    Rötungen verzierten schon wieder meine Wangen, als wurde ich ertappt.
    „ Was ist mit deinem Bruder? Weiß er Bescheid über …?“
    „ Keine Sorge. Er hat keine Ahnung. Ansonsten hätte er mich vor dir gewarnt. Du hast meine Frage aber immer noch nicht beantwortet.“
    „ Na ja, verführt habe ich ihn bestimmt nicht. Ich muss aber zugeben, dass ich nichts Negatives gespürt habe.“
    „ Es ist ein Anfang, ich habe es vermutet. Ich konnte es in seinem Blick sehen. In den kommenden Tagen wirst du bei deinem Vater deinen Charme wegen Paris spielen lassen müssen.“
    Das würde schwieriger sein. Ein Ding der Unmöglichkeit ohne die tatkräftige Unterstützung meiner Großmutter. Ich beschloss sofort, mit ihr darüber zu reden, denn im Wagen würde ich keine Gelegenheit mehr dazu bekommen. Ich nahm Yannicks Gesicht in meine Hände, flüsterte ein „Danke“ und gab ihm einen Kuss.
    „ Du musst dich nicht bedanken. Ich habe das alles aus reinem Egoismus getan.“
    Natürlich. Mit einem wehmütigen Lächeln ließ ich ihn draußen stehen. Als ich das Haus betrat, hörte ich, wie Jeremy sagte: „Du bist total in sie verschossen, was?“
    Worauf Yannick antwortete: „Mehr als das.“
    Ich ging zielstrebig zu meiner Großmutter, um ihr Yannicks Wunsch zu erörtern.
    „ Der verliert ja keine Zeit“, staunte sie.
    „ Er macht sich Sorgen.“
    „ Das kann ich gut verstehen und ehrlich gesagt, würde ich besser schlafen, wenn ich dich in Paris bei Yannick wüsste. Weiterhin neben Manuel zu wohnen halte ich für keine so gute Idee.“
    „ Du denkst auch, dass Manuel und ich …“
    Ich traute mich gar nicht, die Frage zu Ende zu stellen.
    „ Was heißt
auch
?“, runzelte sie die Stirn.
    „ Na ja, Yannick ist auch der Meinung.“
    „ Blind ist er nicht … und sein Herz hat er auch am rechten Fleck. Pass auf, dass du ihn nicht verlierst, so einen findest du nicht mehr.“
    „

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