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Im Morgengrauen

Im Morgengrauen

Titel: Im Morgengrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Béchar
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Zimmer.
    „ Du liebst rosarot, wie ich sehe“, stellte er fest, schloss die Tür hinter sich und verschlang mich dabei mit den Augen.
    „ Nicht unbedingt, ich mag aber dieses Zimmer. Meine Mutter hat es eingerichtet, die Bilder sind von ihr.“
    „ Sie hatte Talent.“
    „ Unzählige.“
    „ Du aber auch … Wenn auch verborgen“, flüsterte er mir ins Ohr, als er mich zum Bett schubste und sich auf mich legte. Zum zweiten Mal an diesem Tag musste ich sein zügelloses Temperament zähmen.
    „ Du scheinst etwas missverstanden zu haben. Du sollst ein Pferd reiten, nicht mich. Schon vergessen? Wir werden erwartet.“
    „ Können wir nicht später hingehen?“
    „ Nein, tut mir Leid. Das wäre mir sehr unangenehm. Du wirst bis heute Abend warten müssen, mein Lieber.“
    Yannick machte aber keine Anstalten aufzustehen. Ganz im Gegenteil, sein Mund hatte sich wieder meinem angenommen. Mit einer Beinklammer und voller Wucht warf ich ihn herum. Nun hatte ich die Oberhand. Zumindest dachte ich das eine Sekunde lang, als ich auf ihm saß. Aber rasch wurde aus seinem überraschten Blick ein verschmitzter. Er zog meinen Kopf zu sich, küsste mich, wurde immer wilder, rieb seinen Körper an dem meinen, als versuchte er, sich zu befreien. Bevor es mich vollends überkam, sprang ich auf.
    „ Heute Abend“, versprach ich, während er fassungslos dalag.
    „ Das hat man davon, wenn man sich mit Catwoman einlässt.“
    „ Und ich dachte schon, das ist es, was dich anturnt.“
    Lächelnd und wortlos stand er auf und näherte sich ganz langsam. Kaum hatten seine Lippen meine berührt, platzte Marie ohne Vorwarnung herein.
    „ Schon wieder! Kommt ihr? Wir warten nur noch auf euch.“
    „ Solange Yannick da ist, wäre ich dir dankbar, wenn du klopfen könntest“, bat ich sie in einem vorwurfsvollen Ton.
    Sie seufzte ein resigniertes „Okay“, ehe sie verschwand.
    „ Ein echtes Früchtchen deine Schwester!“
    „ Wem sagst du das?!“
     

    Von weitem erkannten wir Miguels Gestalt, die hinterm Haus verschwand. Offensichtlich war er nicht erpicht darauf, uns über den Weg zu laufen. Was mir nur recht sein konnte, denn es beruhte allmählich auf Gegenseitigkeit. Dennoch bestand meine Großmutter darauf, ihn mit uns zu begrüßen. Sie war felsenfest davon überzeugt, Yannicks Anwesenheit würde sich positiv auf sein Gemüt auswirken. Ich hatte da meine Zweifel. Manuel nicht. Er zog es jedoch vor, sich mit Marie direkt zu den Pferdeboxen zu begeben.
    Als wir die Veranda mit einem „Hola Miguel!“ betraten, kam er uns mit einem verkniffenen Lächeln entgegen. Meine Großmutter schloss ihn in ihre Arme, als ob die dreizehn letzten Jahre nie gewesen wären, als hätte er uns seine Feindseligkeit nicht spüren lassen, seit er wusste, was wir waren. Ich verzichtete auf Kuss und Umarmung, und stellte ihm Yannick vor. Beim Namen „Lambert“ erstarrten Miguels Gesichtszüge. Wir waren gekommen, um ihn zu beruhigen, nun hatte ich genau das Gegenteil bewirkt: Er stand wie versteinert da. Verlegen bat uns meine Großmutter, die Pferde schon mal zu satteln. Offensichtlich wollte sie allein mit ihm reden. Yannick und ich ließen uns nicht zwei Mal bitten. Beim Rausgehen hörten wir, wie sie auf Spanisch auf ihn einredete. Yannick wollte wissen, ob sie Spanierin war. Ich verneinte, sie hatte nur etliche Jahre in Sevilla gelebt.
    Den Nachnamen meines Freundes zu nennen war dumm von mir gewesen, denn er war ihm nicht unbekannt. Yannick hoffte, er würde auf meinen Vater nicht die gleiche Wirkung haben. In dieser Hinsicht konnten wir ganz entspannt sein: Papa würde ihn nie mit Jägern in Verbindung bringen. Er wusste nicht einmal, dass es sie gab. Was nicht heißen sollte, dass man ihn so einfach einwickeln konnte.
    „ Gehört er zu diesen Vätern, die ihre lieben Töchter voller Eifersucht behüten?“
    „ Na ja, bisher hatte er keinen Grund dazu. Ich habe ihm noch nie offiziell einen Freund vorgestellt. Es hat noch nie einer bei uns geschlafen, und schon gar nicht in meinem Bett.“ Wir näherten uns langsam der Koppel. Mehrere Pferde waren bereits gesattelt. „Siehst du die schwarze Stute, die so stampft, das ist Aquila. Sie muss mich gesehen haben. Geduld ist nicht gerade eine ihrer Stärken. Warte kurz hier, ich komme sofort. Ich möchte nicht nach zehn Tagen mit leeren Händen ankommen.“
    Schnell rannte ich zu den Boxen, um nachzusehen, ob im einschlägigen Eimer Pferdeleckerli waren. Leer. Enttäuscht lief ich zu den

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