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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Auge: Delta. Darunter stand klein und gestochen auf Latein: Fertig.

XII
    Julia und Callista saßen entspannt inmitten eines riesigen Berges von Papieren und Schriftrollen. Sie wirkten erschöpft und selbst zufrieden und feierten ihren Erfolg mit ein bisschen Wein, den sie ausgerechnet aus thrakischen Rhyta tranken, jenen ausgefallenen, aus Silber gefertigten Trinkhörnern, deren unteres Ende die Form von Menschen- oder Tierköpfen hatte.
    Callista strahlte mich an und reichte mir ebenfalls ein Rhyton.
    »Ist ja nicht gerade von philosophischer Schlichtheit«, kommentierte ich das extravagante Trinkgefäß und nippte an dem Wein. Er schmeckte furchtbar, und ich musste mich bemühen, nicht angewidert den Mund zu verziehen. Es war einer dieser geharzten griechischen Weine, die ich noch nie goutiert hatte.
    »Das Gastgeschenk eines thrakischen Adeligen, der in Alexandria eine meiner Vortragsreihen besucht hat«, erklärte Callista. »Ich benutze diese Hörner nur bei ganz besonderen Anlässen.«
    »Und wenn dies kein besonderer Anlass ist, was dann?«, entgegnete ich. »Schließlich knackst selbst du nicht alle Tage einen Geheimcode.«
    »Ich weiß nicht, wann ich jemals so stolz auf mich war«, sagte Callista und meinte es erkennbar ernst.
    »Und?«, drängte ich neugierig. »Was habt ihr heraus gefunden?«
    »Weniger als wir gehofft haben«, erwiderte Julia und nahm ein paar bekritzelte Blätter in die Hand. »Es werden leider keine Verschwörer mit Namen genannt - möglicherweise aus Sicherheitsgründen, aber wahrscheinlich war das auch gar nicht nötig, da der Kreis der Mitwisser stark begrenzt sein dürfte.
    Außerdem sind die verschlüsselten Schriftstücke undatiert. Die Eingeweihten wussten also offenbar, wann die Briefe geschrieben und versendet wurden. All das weist darauf hin, dass sie nicht für einen fernen Gebrauch bestimmt waren.«
    »Fulvius wollte sicher auch später noch auf sie zurückgreifen«, wandte ich ein.
    »Wie kommst du darauf?«, wollte Julia wissen.
    »Weil er sie sonst nach dem Lesen vernichtet hätte. Was man normalerweise immer mit belastenden Schriftstücken tut. Über seine Motive lässt sich natürlich nur spekulieren. Vielleicht wollte er sie für seine Memoiren aufheben - immerhin hatte er ja vor, berühmt zu werden. Wahrscheinlich aber wollte er sie als potenzielles Erpressungsmaterial behalten oder sie einfach nur als eine Art Versicherung in der Hinterhand haben für den Fall, dass seine Mitverschwörer sich eines Tages gegen ihn wenden, was sie übrigens, wie ich glaube, auch tatsächlich getan haben.«
    »Darauf wäre ich nie gekommen«, gab Callista zu. »Dabei ist die Logik deiner Überlegungen geradezu zwingend, und was Fulvius' Motive angeht, hast du die denkbaren Alternativen erschöpfend dargelegt. Die meisten Leute, die nicht im philosophischen und logischen Denken geschult wurden, bilden sich normalerweise eine allein auf Vorurteilen und Gefühlen beruhende Meinung und halten stur daran fest.«
    »Genau diese Denkweise macht Decius ja zu diesem einzigartigen Mann«, sagte mein liebendes Weib.
    »Aber er weiß diese Gabe auch zu nutzen wie kein anderer«, fuhr Callista fort. »Mir kann man ein mathematisches Problem vorlegen oder ein Naturphänomen oder eine Frage über das Universum oder von mir aus auch ein naturgeschichtliches Problem oder die Frage nach der inneren Natur der Schönheit - ich könnte das komplette, seit fünfhundert Jahren angehäufte philosophische Wissen zum Besten geben. Aber wenn es um menschliche Leidenschaft geht, um Ehrgeiz, Habgier oder Machtstreben, um Eifersucht oder simple Dummheit, bin ich hilflos wie ein Kinjd.
    Menschliche Eigenschaften lassen sich mit klarer Analyse und philosophischem Denken nicht ergründen.«
    »Das liegt daran«, versuchte Julia ihr zu erklären, »dass du dein ganzes Leben in der edlen Welt des Geistes zugebracht hast, in der es keinen größeren Genuss gibt als den Austausch kluger Gedanken. Decius hingegen muss sich Tag für Tag mit den Auswüchsen menschlicher Leidenschaften herum schlagen.«
    »Jetzt lasst mich doch endlich das Ergebnis eurer Arbeit sehen«, drängte ich ohne jedes Verständnis für Julias Lobgesang auf die Welt der Philosophie. Ich hatte genau wie sie einige Zeit im Museion von Alexandria zugebracht, und unter den Lehrern dort hatte es an Kleinlichkeit, Eifersüchteleien und nagendem Ehrgeiz wahrlich keinen Mangel gegeben.
    »Wir haben die Schriftstücke, so weit es ging, chronologisch

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