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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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der es zum Praetor gebracht hat. Als propraetorische Provinz hat man ihm Mazedonien zugewiesen, wo er offenbar gute Arbeit geleistet hat. Jedenfalls hat ihn niemand der Korruption beschuldigt.«
    »Richtig. Nach allem, was man hört, soll er ein anständiger und ehrwürdiger Mann gewesen sein. Weißt du, wer seine Vorfahren waren?«
    »Über solche Dinge hält sich meine Frau auf dem Laufenden«, erwiderte ich. »Ich muss da leider passen.«
    »Die Familie stammt aus Velitrae; das liegt im volskischen Land. Sein Vater war dort Bankier. Seinen Sohn hat er mit Atia verheiratet, der Tochter von Caesars Schwester, die ihrerseits mit Atius Baibus verheiratet ist, einem anderen Bankier aus Velitrae. Baibus hat Caesar immer großzügig unterstützt.
    Folglich sind der Junge, den Caesar wahrscheinlich zu seinem Erben machen wird, und dessen Schwester die Enkelkinder von Bankiers, und zwar sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits. Jetzt stell dir bitte mal vor, man würde den Bankiers, Caesars Machtbasis also, den Kampf ansagen - das würde Octavias kleinem Bruder mit Sicherheit nicht zum Vorteil gereichen.«
    »Du meinst also, sie hat Fulvius von seinem ursprünglichen Vorhaben abgebracht - gegen die Interessen ihres eigenen Mannes und die der anderen Marcelli? Wie soll sie das geschafft haben?«
    Er schlug sich auf die Knie und stand auf. »Ich habe nie behauptet, alles zu wissen. Ich gebe dir nur einen Hinweis, in welche Richtung du ermitteln solltest. Das Herumschnüffeln ist schließlich dein Spezialgebiet.«

    Ich erhob mich ebenfalls. »Danke für diese aufschlussreichen Informationen. « Ich bemühte mich, nicht zu unfreundlich zu klingen. »Nach der Wahl bekommst du deinen Bericht.«
    »Falls du dann noch lebst«, entgegnete er vergnügt.
    Wir gingen hinaus und blieben noch einen Augenblick im Schatten der großen Porticus stehen. Zum östlichen Ende der Säulenhalle hin konnten wir das gesamte Forum überblicken. In der Nähe des Versammlungsplatzes der Komitien sah ich einen Mann, dessen Kopf mit blutdurchtränkten Binden bandagiert war und der von kampflustig dreinschauenden, Keulen und Knüppel schwingenden Männern umringt wurde.
    »Offenbar hat Curio sich ein paar Leibwächter zugelegt«, stellte ich fest.
    Sallustius grinste viel sagend. »Kennst du die Geschichte von Peisistratos? «
    »Ich erinnere mich lediglich, dass er ein athenischer Tyrann war«, erwiderte ich. Wir gingen die Treppe hinunter und schlenderten auf das Forum zu.
    »Er war ein mehr oder weniger bedeutender Staatsmann und Soldat, aber eben nur einer von vielen. Eines Tages erschien er schwer bandagiert auf der Agora und klagte, dass er von einem üblen, von Aristokraten engagierten Haufen überfallen worden sei. Er ersuchte die Volksversammlung, ihm eine bewaffnete Leibwache zu bewilligen, die ihm in einem Anfall antiaristokratischer Stimmung auch zugestanden wurde. Auf unerklärliche Weise wurde diese Leibwache immer größer, bis Peisistratos die Bürger damit so eingeschüchtert hatte, dass er sich zum Tyrann von Athen ernennen konnte, was er dann etliche Jahre blieb.«
    Sallustius sah mir in die Augen und beendete seine Erklärung mit den Worten: »Nach Meinung aller ernst zu nehmenden Historiker hat sich Peisistratos seine Verletzungen selber zugefügt.«
    »So etwas Hinterhältiges würde sich unser Freund Curio niemals einfallen lassen«, sagte ich im Brustton der Überzeugung, woraufhin wir beide herzlich lachen mussten.
    Sallustius verabschiedete sich und überließ mich meinen wirren Gedanken. Während ich eine Weile geistesabwesend diverse Hände schüttelte und um Stimmen buhlte, wägte ich die Möglichkeiten ab, die sich aus dieser neuen Beweislage ergaben - falls es sich denn überhaupt um eine neue Beweislage handelte und nicht um ein von Sallustius kreiertes Hirngespinst. Schließlich war er dafür bekannt, dass er gern seine eigenen politischen Spielchen spielte.
    Auf der Westseite des Forums verschwand gerade die Sonne hinter den Dächern, als ein griechischer Sklavenjunge auf mich zugelaufen kam. »Bist du der Senator Metellus?«, fragte er mit starkem alexandrinischen Akzent.
    »Es gibt mehrere Senatoren mit dem Namen Metellus«, erwiderte ich. »Ich bin Decius Caecilius Metellus der Jüngere.«
    »Ich soll dir dies von meiner Herrin Callista überbringen.«
    Er reichte mir ein zusammen gefaltetes Stück Papyrus. Als ich es aufklappte, sprang mir ein einziger, sehr groß geschriebener griechischer Buchstabe ins

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