Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
an Radikalität nicht zu überbieten.
    Nicht einmal die Gracchen konnten diese Forderung durch setzen, als sie versuchten, die bankrotten Bauern zu retten.
    Lucullus hat sein eigenes Todesurteil unterschrieben, als er versucht hat, die asiatischen Städte von einem Teil ihrer Steuerschuld zu befreien. Wie also kommt ein Niemand aus Baiae dazu, einen Vorschlag zu unterbreiten, den bisher noch niemand in die Tat umsetzen konnte?«
    »Natürlich würde es Proskriptionen geben müssen«, erwiderte Sallustius. »Im Gegensatz zu denen unter Sulla würde es in diesem Fall jedoch vorwiegend die Equites treffen, und zwar vor allem die Bankiers. Der Senat und die Masse des Volkes hätten so gut wie nichts zu befürchten. So abwegig ist die Forderung gar nicht und so verabscheuungswürdig auch nicht. Oder kennst du jemanden, der etwas für Bankiers übrig hat?« »Nur ein Diktator kann sich des Mittels der Proskriptionen bedienen«, wandte ich ein. Ich war so fassungslos, dass es mir beinahe die Sprache verschlug.
    »Nach unserer Verfassung gibt es sowieso keine Proskriptionen«, klärte Sallustius mich auf. »Auch wenn sich hin und wieder irgendein mächtiger Tyrann dieses Mittels bedient. Also ist auch nirgendwo festgelegt, dass nur ein Diktator Proskriptionslisten erstellen kann, weshalb ein paar wirklich mächtige Verschwörer durchaus zu diesem Mittel greifen könnten.« »Aber Sallustius - du kannst doch wohl nicht im Ernst geglaubt haben, dass …«
    »Habe ich behauptet, dass ich ihm geglaubt habe?«, unterbrach er mich. Ich schien ihn mit dieser Unterstellung ernsthaft beleidigt zu haben. »Ein bisschen mehr politischen Verstand solltest du mir schon zutrauen! Ich erkenne einen Spinner auf eine Meile Entfernung. Und wenn ich ihn reden höre, erst recht.«
    »Hatte Fulvius wirklich Leute im Rücken, die ihn unterstützen wollten? «
    »Allerdings.«
    »Das Haus, in dem er lebte, gehört übrigens Gaius Claudius Marcellus.« »Tatsächlich? Das ist mir neu, obwohl es mich nicht weiter überrascht. Allerdings hätte ich eher auf einen der anderen Claudii getippt. Gaius ist nicht der Fanatischste von ihnen. Sein Bruder und sein Cousin sind viel schlimmer.«
    »Gleichzeitig sind sie aber auch so erbärmlich konservativ wie kaum ein anderer. Aber woher, um Himmels willen, rührt dieses ganze radikale Geschwafel eigentlich?«
    »Eine gute Frage. Ich habe lange darüber nachgedacht.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, und ich stellte mich auf einen längeren Vortrag ein. Da ich wusste, wie gerne Sallustius seinen politischen Sachverstand demonstrierte, ließ ich ihn einfach gewähren. Schließlich wusste er, was das politische Treiben in Rom anging, wirklich bestens Bescheid, wobei er sich in den besseren Kreisen ebenso gut auskannte wie beim gemeinen Volk. Außerdem war er kein Dummkopf.
    »Zunächst sollten wir vielleicht eins klarstellen: Wer diese absurden Pläne ernst genommen hat, muss in Sachen Politik mit noch mehr Blindheit geschlagen sein als die Mitglieder deiner Familie. Die glauben immer noch, wie vor zweihundert Jahren kämpfen zu können, Patrizier gegen Plebejer, Nobiles gegen Bauern. Damals waren die Equites noch eine unbedeutende Klasse wohlhabender Bauern, die sich allein dadurch ausgezeichnet haben, dass sie aufgrund ihres Vermögens bei der jährlichen Musterung mit einem eigenen Pferd ausgestattet wurden.«
    Er machte eine kurze Pause. »Seitdem aber sind die Equites immer wohlhabender und mächtiger geworden, und inzwischen sind sie die wahren Machthaber unserer Republik. Wer ein höheres politisches Amt anstrebt, den versorgen sie mit dem notwendigen Geld - natürlich nicht ohne Gegenleistung. Denn hat der Geförderte sein Amt angetreten, ist er in einer Position, seinen Geldgebern verschiedenste Gefallen zu erweisen. Wer zum Beispiel, glaubst du, wird die Steuern in all den neuen Provinzen eintreiben, die Caesar unserem Reich hinzugefügt hat?«
    »Die Publicani natürlich«, erwiderte ich. »Die Staatspächter.«
    »Richtig. Und genau die hat Lucullus gegen sich aufgebracht und damit sich selbst geschadet. Caesar wird diesen Fehler nicht wieder holen. Er weiß, wer wirklich in Rom herrscht. Deshalb sucht er seinen Rückhalt bei den Volksversammlungen und nicht beim Senat. Die Optimaten halten sich selbst für Roms bevorzugte Klasse. Ihre Gegner sehen sie in den Populären, die in ihren Augen nichts weiter sind als der mittellose, von Demagogen wie Clodius und Caesar angeführte Pöbel. Dabei

Weitere Kostenlose Bücher