Im Namen Caesars
vergessen sie, dass im Lager der Populären auch die meisten Millionäre Roms zu finden sind. Ihre seit Ewigkeiten anerzogene Verachtung für Leute, die sich ausschließlich dem Geldverdienen widmen, hindert die Optimaten daran, diese bedeutende Klasse des römischen Machtgefüges ernst zu nehmen.« Ich dachte über seine Worte nach. »Dann haben Pompeius und seine Anhänger also nichts mit der Sache zu tun. Denn auch wenn Pompeius alles andere als ein scharfsinniger Politiker ist, weiß er die Macht der Equites doch genau einzuschätzen.
Schließlich ist er selber aus dieser Klasse hervorgegangen.«
»Pompeius hätte sich niemals in so eine verrückte Verschwörung hineinziehen lassen«, bestätigte Sallustius. »Aber auch Caesar dürfte den Plänen dieser Leute keineswegs nur wohlgesonnen sein. Schließlich ist ihm die Hinrichtung römischer Bürger zutiefst zuwider. Bei Barbaren ist es ihm egal, die würde er ohne mit der Wimper zu zucken scharenweise umbringen, aber wenn es sich um Römer handelt, lässt er selbst bei seinen Todfeinden Gnade walten.«
»Wer steckt dann also hinter der ganzen Sache?«, fragte ich.
»Willst du gar nicht wissen, über welches Thema wir an jenem Abend nicht geredet haben?«
Meine Geduld war allmählich zu Ende, aber die Frage lag in der Tat auf der Hand. Ich war an diesem Tag wirklich etwas schwer von Begriff. »Doch. Hat Fulvius vorgeschlagen, die Metelli zu attackieren?«
»Nein, mit keinem Wort. Im Gegenteil - er hat sogar mehrmals betont, dass die Metelli eine der angesehenen Familien seien, die mit Sicherheit geschlossen hinter ihm stünden. Immerhin verhieß sein Plan ja eine Rückkehr in die viel beschworene gute alte Zeit, in der Rom von den Besten regiert wurde, die Aristokraten ihren bescheidenen Wohlstand dem fruchtbaren Boden Italiens verdankten, jeder seinen Platz in der Gesellschaft kannte und die Händler und Geschäftsleute mit ihren zweifelhaften Einkünften nicht über mehr Einfluss verfügt haben als jeder altehrwürdige Römer auch.«
»Meinst du wirklich, dass irgend jemand dieses Ammenmärchen von der guten alten Zeit glaubt?«, fragte ich.
»Außer Cato vielleicht, aber du glaubst doch wohl nicht … Ach was so verrückt ist nicht mal er. Außerdem hat er Fulvius ordentlich zusammen gestaucht, als er mich angegriffen hat.
Aber wie erklärst du dir diesen plötzlichen Sinneswandel?«
»Ich vermute, er hat seine Auftraggeber gewechselt«, erwiderte Sallustius. »Von dem Pack, das dich öffentlich beschimpft hat, habe ich an jenem Abend bei Fulvius jedenfalls niemanden gesehen. Das waren doch offensichtlich alles ehemalige Anhänger von Clodius - also bestimmt keine Leute, die die alte Vormachtstellung der Aristokraten wieder herstellen wollen, auch wenn sie Bankiers und Geldverleiher ebenfalls nicht besonders mögen.«
»Gut«, seufzte ich und hob verzweifelt die Hände. »Worauf willst du eigentlich hinaus? Ich bin vollkommen konfus, und dummerweise habe ich nicht mehr viel Zeit. Morgen ist meine Verhandlung, und ich würde wirklich gerne beweisen, dass ich den Mord nicht begangen habe.«
»Der Junge steckt dahinter, Decius.«
»Aber er ist doch erst zwölf Jahre alt!«, widersprach ich.
»Und nur weil er eine gute Bestattungsrede halten kann, heißt das noch lange nicht, dass er eine hochkarätige politische Intrige anzuzetteln imstande ist!«
»Die Frage ist natürlich, wer hinter ihm steht!«, wies Sallustius mich zurecht. »Du kennst doch Ciceros Spruch cui bono? Für wen wäre es vorteilhaft? Wer profitiert davon, wenn Caesar ihn eines Tages adoptiert?
Und wem würde eine Verwirklichung von Fulvius' verrücktem Vorhaben ganz und gar nicht in den Kram passen? Wenn wir mal davon ausgehen - und da sind wir ja wohl einer Meinung -, dass die Claudii Marcelli ihn mit Geld und allen möglichen Versprechungen zu seinem verschwörerischen Getue angestiftet haben, um Caesars Macht zu untergraben - wer hätte überhaupt etwas von den Vorgängen in Fulvius' Haus wissen können?« »Octavia«, antwortete ich spontan. Auf einmal wurde mir einiges klar. Sallustius nickte. »Sie ist die Schwester des besagten Jungen und die Frau von Gaius Claudius Marcellus. Und wer war der Vater von ihr und dem kleinen Octavius?«
»Gaius Octavius der Altere.«
»Und was wissen wir über ihn?«
»Er war vor ein paar Jahren Praetor«, erwiderte ich und überlegte krampfhaft, was mir noch über ihn bekannt war.
»Außerdem war er, glaube ich, der Erste in seiner Familie,
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