Im Namen Caesars
römischer Bürger ohne Prozess. Er kann aus eigenen Stücken jemandem den Krieg erklären. Er unterliegt nur einer einzigen Einschränkung.«
»Und was für einer?«, wollte Callista wissen.
»Der Begrenzung seiner Amtszeit«, erwiderte ich. »Ein Diktator wird nur für sechs Monate ernannt, danach muss er abtreten. Die Diktatur von Sulla hingegen war verfassungswidrig. Er hat sich durch einen Staatsstreich zum Diktator aufgeschwungen und das Amt drei Jahre lang ausgeübt. Er hat es erst nieder gelegt, als er krank und altersschwach war.
Vor allem aus diesem Grund ernennen wir so selten einen Diktator.« »Es müsste schon eine ziemlich große allgemeine Angst herrschen, um den Senat zur Ernennung eines Diktators zu bewegen«, warf Julia ein. »Die gibt es ja auch«, entgegnete ich. »Du musst nur hören, was die Leute reden, dann weißt du, wie groß die allgemeine Verunsicherung ist. Ständig werden irgendwelche Horrormeldungen verbreitet, da wäre der lautstarke Ruf nach einem Schuldenerlass und einem blutigen Rachefeldzug gegen Bankiers und Geldverleiher zusätzlich Öl ins Feuer.«
»Aber dann muss irgend etwas vorgefallen sein«, überlegte Julia laut. »Genau«, bestätigte ich. »Aus irgendeinem Grund muss Fulvius den Plan plötzlich verworfen und mich zur Zielscheibe erkoren haben, um die Metelli anzugreifen.«
»Sieh dir mal diese Seite an!«, forderte Callista mich auf und reichte mir eines der von ihr übersetzten Schriftstücke. »Dies war einer der letzten Briefe.«
»Beende sofort deine verrückten Aktionen! Du kannst nicht länger auf unsere Unterstützung zählen. Wir haben unsere Männer angewiesen, dir nicht länger zu helfen. Erstatte uns umgebend Bericht über deine Handlungen, ansonsten musst du mit Konsequenzen rechnen!«
»Das klingt ja ziemlich ungehalten«, stellte ich fest.
»Und das hier war der letzte Brief«, sagte Callista und reichte mir ein weiteres Blatt.
Ich schicke dir weitere Sklaven für deinen Haushalt und zusätzliche Männer zu deinem Schutz. Es sind ziemlich grobe Kerle, aber man kann sich auf sie verlassen. Solange du dich strikt an unsere Abmachungen hältst, wirst du deine Ziele erreichen und hast nichts von mir zu befürchten. Versuche nicht, Kontakt zu mir aufzunehmen. Sollten wir uns treffen müssen, werde ich dich benachrichtigen lassen.
»Der letzte Brief unterscheidet sich von den anderen«, sagte Callista. »Er wurde von einer Frau geschrieben.«
»Bist du sicher?«, fragte ich.
»Absolut. Der Unterschied ist gar nicht zu übersehen.«
»Ob er von Fulvia ist?«, rätselte Julia.
»Nein«, erwiderte ich. »Auch wenn sie vermutlich in die Sache verwickelt ist. Diesen Brief hat Octavia verfasst.«
»Octavia?«, fragte Julia ungläubig.
Ich berichtete ihnen von den eindeutigen Bemerkungen, die Sallustius über die Frau von Gaius Claudius Marcellus und ihren kleinen Bruder hatte fallen lassen.
»Als ich sie gestern besucht habe«, fuhr ich fort und hielt kurz inne.
War es wirklich erst gestern gewesen? »Also - als ich gestern bei ihr war, hat sie ein bisschen zu beflissen darauf gepocht, dass sie mit den Julii gebrochen hat, dass sie Caesar für einen potenziellen Tyrannen hält und nichts mit den Fulvii zu tun hat. Außerdem hat sie darauf bestanden, absolut nichts von den Aktivitäten ihres Mannes zu wissen, und ihren kleinen Bruder will sie seit seiner Kindheit nicht mehr gesehen haben.
Überdies wollte sie uns weismachen, nichts auf den allgemeinen Straßenklatsch zu geben. Was meinst du, Julia, kann man ihr das abnehmen?«
»Niemals«, erwiderte sie bestimmt. »Unsere Familie ist geradezu süchtig nach Straßenklatsch. Ich denke, Sallustius hat Recht. Er ist zwar ein verdammtes Wiesel, aber er kennt die Subjekte seiner Neugier genau. Gaius Marcellus unternimmt absolut nichts, ohne es mit Octavia zu besprechen. Natürlich kennt sie auch diesen Plan, sie hat ja offenbar den Code gelernt.
Sie weiß, dass ihr Mann ein Taugenichts ist, wie seine gesamte Verwandtschaft. Und ihr ist klar, dass Caesar in naher Zukunft der größte Mann Roms sein wird, weshalb sie alles daransetzt, ihren Bruder zu Caesars Erben zu machen.«
Die Bitterkeit, mit der sie den letzten Satz sagte, überraschte mich, doch dann verstand ich. Sie hoffte, dass ein Sohn von uns Caesar dereinst beerben würde, doch wie es schien, hatten die Götter andere Pläne.
»Dann meint ihr also, dass Octavia den Verschwörungsplan durchkreuzt hat?«, fragte Callista. »Aber wie hätte sie
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