Im Namen Caesars
das anstellen sollen? Was kann sie in der Hand gehabt haben, um Fulvius nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen? «
Sogar bei der Art ihrer Fragestellung bediente sie sich der archimedischen Methode des Suchens nach Analogien.
»Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie ihm mehr zu bieten hatte als seine ursprünglichen Hintermänner«, erklärte ich.
»Also muss sie ihn erpresst haben.«
»Der politischen Ränkeschmiederei kann sie ihn jedenfalls nicht bezichtigt haben«, stellte Julia fest. »Schließlich gehört so etwas zum römischen Alltag.«
»Das war es auch nicht«, bestätigte ich. »Sie hat gedroht, ihn als den Mörder von Aristobulus zu entlarven. Die Marcelli wollten den Griechen aus dem Weg räumen und haben Fulvius, um ihn sicher in der Hand zu haben, die Drecksarbeit erledigen lassen.«
»Und wie hätte Octavia ihn auffliegen lassen sollen?«, wollte Julia wissen. »Wahrscheinlich mit Hilfe des Ringes«, vermutete ich. »Die Marcelli waren darauf erpicht, ihn zurück zu bekommen. Der Ring war das einzige Verbindungsstück zwischen ihnen und Aristobulus, weshalb Fulvius ihn sicher abliefern musste, nachdem er Aristobulus umgebracht hatte. Irgendwie muß Octavia den Ring in die Finger bekommen und ihn Fulvius unter die Nase gehalten haben. Natürlich dürfte sie auch irgendein Schriftstück gehabt haben, mit dem sie ihn hätte belasten können, aber auf jeden Fall hat sie den Ring in dem Schreibtisch versteckt, den ihr Mann Fulvius überlassen hat. Sie hätte jederzeit einen ihrer ehrgeizigen Freunde - zum Beispiel Curio - dazu bringen können, Fulvius anzuklagen und eine Untersuchung des Falls anzuordnen. Dann hätte der zuständige ludex einen dezenten Hinweis erhalten, wo der Ring zu finden ist - und schon hätte Fulvius in der Falle gesessen. Die Männer, die Hermes und mich in Fulvius' Wohnung überrascht haben, waren hinter dem Ring her. Die Schriftstücke waren den Marcelli egal, weil sie dachten, sie wären ohnehin nicht zu entschlüsseln. Aber Octavia wollte unbedingt den Ring wieder haben.«
»Und wo soll sie diese Schlägertypen aufgetrieben haben?«, fragte Julia. »Immerhin pflegt sie ihren untadeligen Ruf mit der gleichen Inbrunst wie Hortalus seine Fischteiche.«
»Fulvia hat ihr zu den Männern verhelfen«, erwiderte ich.»Irgendwie stecken die beiden Frauen unter einer Decke.
Bestimmt kann Fulvia noch auf die Anhänger ihres ermordeten Mannes zurück greifen, und Clodius' Männer waren ausnahmslos überzeugte Caesarianer. Vielleicht war Fulvia aufgebracht, dass ihr Bruder mit Caesars Gegnern gemeinsame Sache macht, und Octavia hat ihr einen Weg gewiesen, ihn wieder auf den rechten Pfad zu zwingen.«
»Aber wie wollte Octavia Fulvius auffliegen lassen, ohne ihren Mann in die Sache hinein zuziehen?«, versuchte Julia eine Schwachstelle in meiner Argumentation auf zudecken.
»Entweder haben die Marcelli peinlich genau darauf geachtet, dass man sie auf keinen Fall mit der Sache in Verbindung bringen kann«, erwiderte ich, »oder es war ihr schlicht und einfach egal. Ich habe euch doch gestern erzählt, dass Caesar auf Octavias Scheidung von Gaius Claudius Marcellus und ihre Verheiratung mit Pompeius gedrängt hat. Ich dachte, dass Caesar sie mit diesem Ansinnen tödlich beleidigt hat und sie ihn deswegen hasst, aber vermutlich war es eher Gaius Claudius, der sich der Scheidung widersetzt hat.«
»Und warum sollte Fulvius dann ausgerechnet dich angreifen?«, wollte Callista wissen.
»Ich würde mich ja zu gerne für wichtig genug halten, um das Hauptziel dieser Verschwörung zu sein«, erwiderte ich, »doch die traurige Wahrheit ist, dass ich völlig unbedeutend bin.
Allerdings verfügt meine Familie im Senat und auf den Volksversammlungen über enormen Einfluss, und sie wendet sich in letzter Zeit immer offener gegen Caesar. In Fulvius hatte Octavia ein fügsames Werkzeug, um die Macht der Metelli zu untergraben, und als Kandidat für ein kurulisches Amt habe ich eine hervorragende Zielscheibe abgegeben. Außerdem bin ich gerade von einem Auslandseinsatz zurück gekehrt, und nichts ist einfacher, als jemanden, dem man ans Leder will, der Korruption in entlegenen Gebieten zu bezichtigen. Wie ihr euch vielleicht erinnert, hat Fulvius vor Beginn des Wahlkampfes ständig mit seinen berühmten Vorfahren geprahlt. Vielleicht - wie wir spekuliert haben - weil er darauf aus war, per Akklamation zum Volkstribun ernannt zu werden, und wenn Fulvia alle gesammelten Anhänger ihres ermordeten
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