Im Namen Caesars
Anwesenheit als Störfaktor betrachten. Außerdem will ich jede Minute für meine Nachforschungen nutzen. Falls dieser Manilius die Versammlung entscheiden lässt, mich anzuklagen und vor Gericht zu stellen, könnte er mich unter Umständen festnehmen lassen.« Normalerweise bedeutete das, dass ich bis zum Prozess im Haus eines Praetors unter Arrest gestellt werden würde.
Natürlich hätte ich einfach die Stadt verlassen können, aber das wäre einem Schuldeingeständnis gleichgekommen, und man hätte mich in Abwesenheit verurteilt, für schuldig befunden und in die Verbannung geschickt.
Ich schob die Teller beiseite. »Jetzt erzähl mal, was du gestern in Erfahrung gebracht hast.«
Julia stocherte lustlos in ihrem Essen herum, das vorwiegend aus Früchten bestand. Ich fragte mich, ob es sich bei der Auswahl ihrer Kost mal wieder um eine angeblich fruchtbarkeitsfördernde Maßnahme handelte. Die Granatäpfel deuteten jedenfalls darauf hin, dass ich mit meiner Annahme richtig lag.
»Ich habe Fulvia gestern Abend einen Besuch abgestattet, und genau wie ich es erwartet hatte, hat sie sich über meine Gesellschaft gefreut. Die alten Freunde von Clodius meiden die Stadt, und von den vornehmen Familien wird sie weitgehend geschnitten. Ihr Schwager Appius verbreitet sogar, dass er das Haus zurückverlangen will.«
»Die arme Frau«, sagte ich, ohne mir etwas dabei zu denken.
»Das hat sie sich selbst eingebrockt«, stellte Julia klar. »Aber egal, jedenfalls hat sie mir erzählt, dass sie drauf und dran war, aufzugeben und nach Baiae zurück zu gehen, aber jetzt hat sie es sich anders überlegt. Sie will nämlich wieder heiraten.«
»Aber soweit ich weiß, dürfte Antonius noch eine ganze Weile in Gallien bleiben«, wandte ich ein und genehmigte mir einen kräftigen Schluck Wein, dem sie zu meinem Missvergnügen wieder einmal zu viel Wasser beigemischt hatte.
»Sie will ja auch gar nicht Antonius heiraten. Sie heiratet den Mann, nach dem du heute Morgen gefragt hast: Curio.«
»Was?«, rief ich entgeistert.
»Du hast richtig gehört«, versicherte mir Julia, sichtlich zufrieden mit dem Effekt ihrer wohl platzierten Überraschung.
»Curio ist einer der wenigen von Clodius' in Rom gebliebenen Freunden. Er ist gerade dabei, Karriere zu machen, und in diesem Stadium schnappt Fulvia sich ihre Männer am liebsten.
Er kandidiert als Volkstribun, und wenn er gewählt wird, darf er die Stadt nicht einmal für zwei aufeinander folgende Nächte verlassen. Also kann auch Fulvia Rom nicht den Rücken kehren.«
»Aber was ist mit Antonius? Sie ist doch mit ihm verlobt.«
»Das sehen die beiden nicht so eng. Fulvia und Antonius sind vom gleichen Schlag. Außerdem ist Antonius in Gallien und Curio in Rom. Das ist ein entscheidender Unterschied.«
Ich kannte Antonius gut genug, um zu wissen, dass ihn die Nachricht, Fulvia an einen anderen Mann verloren zu haben, nicht sonderlich berühren würde. Zum Trost würde er sich einfach eine weitere gallische Frau ins Zelt holen und sich mit ihr genauso wie mit den fünf oder sechs bereits anwesenden Schönheiten vergnügen.
»Konntest du etwas über ihren Bruder in Erfahrung bringen?«
»Laut Fulvia war er in Baiae ein nutzloser Tagedieb, der nichts zuwege gebracht hat. Vor einer Weile hat er ihr geschrieben, dass er die Absicht habe, nach Rom zu kommen und ein Klient von Clodius zu werden, doch als dieser dann getötet wurde, ist er in Baiae geblieben. Offenbar war ihm klar, dass er in Rom ohne einen angesehenen Patron keine Karriere machen würde.«
»Und warum ist er dann doch gekommen?«
»Weil er inzwischen einen anderen Patron gefunden hatte.«
»Aber er hat keinen Namen genannt?«
»Nein. Er hat Fulvia erzählt, dass sie das schon früh genug erfahren werde. Nach seiner Ankunft in Rom hat er sie ein paar Mal besucht, aber die beiden mochten sich nicht besonders.
Angeblich hat er nichts erzählt, was irgendwie von Bedeutung wäre.« »Wo hat er denn gewohnt?«
»Laut Fulvia in einem Haus nicht weit vom Tempel der Tellus. Angeblich hat sie ihn dort nie besucht.«
»Wohnen ist in Rom nicht gerade billig«, stellte ich fest, »selbst in der miesesten Gegend. Weiß Fulvia, wem das Haus gehört?«
»Ich habe vergessen, sie danach zu fragen. Aber wenn sie so wenig mit ihrem Bruder zu tun hatte, dürfte sie wohl kaum wissen, wer sein Vermieter war.«
»Wenn sie die Wahrheit gesagt hat«, wandte ich ein.
»Ehrlichkeit ist nicht gerade eine der ersten Tugenden, die einem
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