Im Namen Caesars
Catull in seinem berühmten Gedicht: »… fünf Häuser den Clivus Victoriae hinauf …« verewigt hat.
Auf mein Klopfen öffnete ein Sklave die Tür. Zu meiner Überraschung stand ich einem gut aussehenden jungen kräftigen Mann gegenüber. Er hatte kappadokische Gesichtszüge und trug eine elegante kurze Tunika. Normalerweise wurden die Hausmeisterdienste von alten, verbrauchten und verlebten Sklaven erledigt. Ich nannte der herbeigeeilten Haushälterin meinen Namen und den Grund meines Besuchs. Sie war eine griechische Schönheit mit rabenschwarzem Haar. Offenbar waren die Haussklaven allesamt ausnehmend hübsche junge Männer und Frauen - zumindest die, die im vorderen Teil des Hauses Dienst taten. Es gab in diesem Haus also auch nach Clodius' Tod Gewohnheiten, die sich nicht geändert hatten. Ciodia hatte einen ähnlich ausgeprägten Sinn für Ästhetik.
»Bitte folge mir, Senator«, forderte die Haushälterin mich auf, als sie aus dem weitläufigen Inneren des Hauses zu mir zurück kehrte. Ich folgte ihrem aufreizend hin- und herschwingenden Hintern ins Peristylium, wo seltene, in riesigen Töpfen wachsende Baumarten und Büsche das Wasserbecken säumten.
Die Frau führte mich zu einem exquisiten Bronzetisch, dessen kunstvoll verzierte Platte von drei ithyphallischen Satyrn getragen wurde. Der Stuhl, den sie mir zuwies, war wie zwei weitere ein Produkt feinster kampanischer Bronzearbeit und passend zum Tisch gefertigt. Die Kissen in den Stühlen waren mit Daunen und wohlriechenden Kräutern gefüllt. Beim Anblick dieses luxuriösen Domizils musste ich unweigerlich an Cato denken, der genau diese Art von Luxus unermüdlich anprangerte.
»Bitte nimm Platz, Senator. Meine Herrin kommt sofort.« Ich hatte mich kaum niedergelassen, als ein Zwillingspaar germanischer Sklavenmädchen erschien und einen kunstvoll mit Tauben- und Blumenmustern verzierten goldenen Krug und zwei dazu passende Becher auf den Tisch stellte. In der Karaffe befand sich exquisiter, ungewässerter Caecubier, der seit eh und je von den Claudii bevorzugte Wein.
Während ich an meinem Becher nippte und die griechische Bildhauerei bewunderte, überlegte ich, aus welcher Richtung Fulvia den Innenhof wohl betreten würde. Jeder der vom Peristylium ins Innere des Hauses führenden Zugänge war kunstvoll dekoriert und von erstklassig gearbeiteten Skulpturen flankiert. Schließlich tippte ich auf die Tür, die auf der einen Seite von Leda und dem Schwan und auf der anderen Seite von Ganymed und dem Adler eingerahmt wurde. Beide Statuen waren erstklassig gearbeitet und stellten skandalöse erotische Details zur Schau. Meine Vermutung erwies sich als richtig.
Fulvia erschien tatsächlich zwischen diesen beider Statuen, und der blasse Marmor betonte ihre wunderschöne dunkle Stola.
Obwohl sie Trauerkleidung trug, sah sie hinreißend aus. Sie war in eine schwarze Stola aus hauchdünnem, beinahe durchsichtigem Stoff gehüllt, die sie so angelegt hatte, dass ihre Schultern und Arme mehr entblößt als verhüllt wurden.
»Decius Caecilius!«, rief sie und kam mit ausgestreckter Hand auf mich zu. »Gestern erst hat mich deine Frau besucht, nachdem sie sich jahrelang nicht hat blicken lassen, und heute erweist du mir die Ehre! Darf ich daraus schließen, dass sich das Verhältnis unserer Familien zueinander künftig wieder etwas herzlicher gestaltet?« Ihre etwas belegte Stimme erweckte ebenso sinnliche Gefühle in mir wie ihr zierlicher, verführerischer Körper.
Ich nahm ihre Hand. »Ich habe dich immer gemocht, Fulvia, auch wenn ich mit deinem verstorbenen Ehemann meine Probleme hatte. Da wir gerade über das Verhältnis unserer Familien sprechen - ich möchte dir nach dem viel zu frühen Tod deines Bruders mein tiefstes Mitgefühl aussprechen. «
Ich kämpfte mit aller Kraft gegen die magische Wirkung an, die diese Frau immer wieder auf mich ausübte. Fulvia war Mitte zwanzig und hatte gerade den Gipfel ihrer Schönheit erklommen. Sie war zweifellos eine der attraktivsten Frauen Roms und übertraf selbst Ciodia noch, ja, was ihre Schönheit anging, konnte sie es sogar mit Fausta aufnehmen, der bildhübschen Tochter Sullas. Doch während Fausta eher die Ausstrahlung der unnahbaren, unterkühlten Patrizierin hatte, verfügte Fulvia über derart sinnliche Reize, wie man sie normalerweise nur bei alexandrinischen Huren und spanischen Tänzerinnen aus Gades fand. Ihre üppigen hellbraunen Haare, ihre großen grauen Augen mit dem lasziven Blick, ihre
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