Im Namen Caesars
aus. Es gibt kaum einen groteskeren Anblick als den einer Leiche, der sämtliches Blut entwichen ist. Wenn man von den in verschiedenen Farbtönen schimmernden Eingeweiden absah, war Marcus Fulvius weiß wie ein Blumenkohl.
Selbst das tiefe Rot der klaffenden Wunden war einer zarten Blassrosa gewichen. Was den Anblick vielleicht noch bizarrer machte, war der Kontrast zwischen dem ramponierten Leib und dem unversehrten Kopf und den intakten Gliedmaßen.
Auf Asklepiodes' Handbewegung hin traten die Ägypter vor.
Der eine trug eine an einem Schulterriemen befestigte, aufwendig mit Perlmutt und Lapislazuli verzierte Kiste. Er öffnete die Kiste, woraufhin der andere ihr, knappe Instruktionen von Asklepiodes befolgend, diverse chirurgische Instrumente entnahm und in den Wunden herum zu stochern begann. In seinem eigenen Operationsraum hätte Asklepiodes die Instrumente vielleicht selbst angelegt, doch um nichts in der Welt hätte er den Priestern des Tempels den Anblick eines Arztes zugemutet, der seine Hände wie ein gemeiner Chirurg benutzte. Als seine Gehilfen alle Wunden geweitet und offen gelegt hatten, beugte er sich über die Leiche, untersuchte jede einzelne Verletzung und murmelte irgendwelche vermutlich geistreichen Bemerkungen vor sich hin. Schließlich trat er zurück.
»Und?«, fragte ich.
»Der Mann ist ohne jeden Zweifel tot.«
»Du bist ein Genie«, entgegnete ich. »Hast du darüber hinaus noch etwas festgestellt?«
»Wer auch immer diesen Mord begangen hat, ist - wie soll ich sagen? - nicht gerade sehr beherzt zur Sache gegangen. Die Verletzungen wurden ihm mit mindestens drei verschiedenen Klingen zugefügt, und mit jeder Einzelnen hätte man ihn problemlos auf der Stelle töten können. Doch anstatt ihn mit einem gezielten Stoß hinzurichten, hat man ihm etliche schwere Wunden zugefügt, von denen einige sicherlich zum Tod geführt hätten, aber erst nach Stunden oder Tagen.«
»Das hat Cato auch schon bemerkt. Und er ist nicht gerade ein besonders guter Beobachter.«
»Diese Verletzung hier«, fuhr er unbeirrt fort und zeigte auf die Wunde unter dem linken Ohr, »dürfte binnen weniger Augenblicke zum Tod geführt haben. Immerhin wurde hier eine durch den Nacken laufende große Ader durchstoßen. Aber ich vermute, dass ihm diese Verletzung erst ganz zum Schluss zugefügt wurde - ganz so, als ob der sich hinziehende Todeskampf des Mannes mit einem letzten Stoß beendet werden sollte. Sehen wir uns zum Beispiel die Einstiche im Bauch an.
Ein einziger Stich hier«, er zeigte auf die Spitze des Rippenbogens direkt unter dem Brustbein, »hätte das Herz durchstoßen und sofort zum Tod geführt. Die Täter hätten ihren Dolch nur ein kleines Stück höher ansetzen müssen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Mörder gar nicht darauf aus waren, ihr Opfer schnell sterben zu lassen.«
»Und du meinst, es waren drei verschiedene Waffen im Spiel?«
»Mindestens drei, vielleicht auch mehr.«
»Kannst du sie beschreiben?«
»Die Mörder haben zwei verschiedene Arten von Stichwaffen eingesetzt: eine mit schmaler, die andere mit einer breiten Klinge. Die schmale Klinge war höchstens zwei Zentimeter breit, sehr dünn und rautenförmig. Außerdem waren mindestens zwei Waffen mit breiten Klingen im Spiel, beide deutlich breiter als fünf Zentimeter. Eine war aus eher dünnem Eisen mit einer verdickten Verstärkungsrippe in der Mitte, die andere aus stabilerem Metall und ohne Verstärkungsrippe. Statt dessen hatte sie drei parallel verlaufende Rillen, die dazu da sind, ihr zum einen mehr Festigkeit und Elastizität zu geben und sie zum anderen leichter zu machen und eine bessere Ausbalancierung der Waffe zu ermöglichen.« Als Arzt der Gladiatoren im Ludus Statilius kannte Asklepiodes sich hervorragend mit Waffen aus »Wie der Pugio eines Soldaten?«, fragte ich.
»Ja. Pugios habe genau solche Klingen.«
»Und alle Waffen hatten zweischneidige Klingen? Diese Schnittwunden hier sehen eigentlich so aus, als stammten sie von einer Sica.« Damit meinte ich jenen geschwungenen, ein- ; schneidigen Dolch, den die Schläger der Straßenbanden zu ihrer Lieblingswaffe erkoren hatten.
»Aber es sind keine gewöhnlichen Schnittwunden. Sie sind extrem asymmetrisch. Bei jeder Einzelnen haben die Angreifer erst zugestochen und die Klinge dann beim Rausziehen von rechts nach links gerissen, was darauf hinweist, dass wir es mit Rechtshändern zu tun haben. Die so beigefügten Schnittwunden sind zwar
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