Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
bei Fulvia in den Sinn kommen.«
    »Na ja, vielleicht tut man ihr auch Unrecht und macht sie schlechter, als sie ist. Mir hat sie jedenfalls eher Leid getan. Für eine Frau ihres Standes, die jegliche Ehren und Privilegien genossen hat, muss es furchtbar sein, von der eigenen Klasse im Stich gelassen zu werden. Als Clodius noch lebte, konnte sie sich einbilden, die ungekrönte Königin Roms zu sein. Und jetzt ist sie eine von allen Freunden verlassene Witwe.«
    »Nicht ganz«, widersprach ich. »Immerhin will dieser Curio sie doch heiraten. Ich glaube, ich sollte mal selber mit ihr reden.«
    Julia runzelte die Stirn. »Warum?«
    »Ich bin nicht so mitfühlend wie du. Vielleicht ist sie mitteilsamer, wenn sie ein bisschen hartnäckiger gefragt wird.«
    Julia schob sich ein Stück Orange in den Mund. »Warum sollte sie überhaupt mit dir reden? Du bekleidest keinerlei offizielles Amt, und immerhin könnte sie dich für den Mörder ihres Bruders halten.«
    »Das glaube ich kaum. Ich vermute eher, dass sie ganz genau weiß, dass ich ihn nicht umgebracht habe.«
    »Wieso bist du da so sicher?«
    »Ich habe nicht behauptet, dass ich mir sicher bin. Ich habe gesagt, ich vermute es.«
    Julia verdrehte die Augen. Manchmal schien es sogar ihr schwer zu fallen, mich zu verstehen.

IV
    »Ich möchte, dass du herausfindest, wo Fulvius gewohnt hat.
    Er soll irgendwo in der Nähe des Tempels der Tellus ein Haus gemietet haben. Wenn du es gefunden hast, stelle fest, wem es gehört, und melde dich wieder bei mir!«
    »Wird erledigt«, versprach Hermes. »Willst du wirklich das Haus von Clodius aufsuchen?«
    »Clodius ist tot«, entgegnete ich. »Seine Frau hat zwar einen schlechten Ruf, aber ich glaube kaum, dass sie mich umbringen lassen will.«
    »Trotzdem solltest du sicherheitshalber lieber ein paar Männer mitnehmen. « Wir hatten uns mit einer ganzen Schar meiner Klienten im Atrium meines Hauses versammelt. Viele von ihnen waren hartgesottene Kerle: Etliche hatten mich bei einer meiner zahlreichen militärischen Operationen begleitet und waren mir seitdem treu ergeben, andere waren Pächter der umfangreichen Landgüter meiner Familie und wegen der anstehenden Wahlen nach Rom gekommen, ein paar waren erprobte Schläger aus Milos alter Bande, die sich für die Zeit seines Exils in meine Dienste gestellt hatten. »Nein«, erklärte ich, »das sieht nicht gut aus, wenn ich mich am helllichten Tag von einer Leibgarde begleiten lasse.
    Schließlich sollen meine potenziellen Wähler nicht denken, dass ich mich vor meinen eigenen Mitbürgern fürchte. Die Männer sollen lieber an der plebejischen Versammlung teilnehmen und lautstark Stimmung für mich machen.«
    Hermes sah mich missbilligend an. »Allmählich wirst du genauso leichtsinnig wie Julia. Niemand ist doch gefährlicher als deine so genannten eigenen Mitbürger! Pass bloß auf dich auf und sieh zu, dass du deine Waffen immer griffbereit hast!«
    »Hab ich dich eigentlich als mein Kindermädchen eingestellt?«

    Auf der Straße überkam mich ein angenehmes Gefühl von Freiheit. Es war herrlich, zur Abwechslung mal allein zu sein.
    Seit meiner Rückkehr nach Rom war ich auf Schritt und Tritt von zahlreichen Klienten begleitet worden, die lautstark um Wählerstimmen für mich buhlten. Seitdem die rivalisierender Banden zerschlagen und alle Nichtbürger aus der Stadt vertrieben waren, wurde jeder Politiker, der sich mit einer gewaltbereit aussehenden Gefolgschaft umgab, mit Argwohn betrachtet. Einzig eine dezente Leibgarde war noch gestattet.
    Dass ich so wagemutig war und mich ohne auch nur einen einzigen Sklaven an meiner Seite in der Öffentlichkeit blicken ließ, würde bestimmt Eindruck auf die Wähler machen.
    Zum Glück war ich in meiner Bewegungsfreiheit trotz des Mordverdachts in keiner Weise eingeschränkt. Schließlich sind wir Römer ein zivilisiertes Volk und stecken Verdächtige nicht einfach ins Gefängnis, wie es bei den Barbaren gang und gäbe ist. Selbst wenn man mich nur unter Hausarrest hätte stellen wollen, hätte es dazu der richterlichen Anordnung eines ordnungsgemäß zusammen getretenen Gerichts bedurft.
    Als ich das Haus des toten Publius Clodius Pulcher erreichte, dachte ich, wie verrückt es war, dass ich einfach zu dieser Haustür gehen und anklopfen konnte. Noch vor gar nicht langer Zeit hätte es mich das Leben gekostet, wenn ich mich in dieser Gegend auch nur hätte blicken lassen. Clodius' Haus lag in jenem eleganten Wohnviertel des Palatins, das

Weitere Kostenlose Bücher