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Im Namen Caesars

Im Namen Caesars

Titel: Im Namen Caesars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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vollen, verführerischen Lippen - all das verhieß grenzenlose Verderbtheit.
    »Vielen Dank für deine Anteilnahme«, entgegnete sie und setzte sich. »Aber ich kannte meinen Bruder kaum.« Eine der beiden nicht zu unterscheidenden Sklavinnen füllte ihren Becher mit Wein. Eigentlich schickte es sich in jenen Tagen nicht für Frauen, ungewässerten Wein zu trinken, aber es schickte sich ebenso wenig, derart durchsichtige Gewänder zu tragen. »Angeblich sollst du ihn getötet haben, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Wie ich gehört habe, wurde mein Bruder grausam zugerichtet, und wie ich dich kenne, hättest du ihn mit einem schnellen, gezielten Stich erledigt. «
    »Du schmeichelst mir, Fulvia. Aber du hast vollkommen Recht. Ich habe noch nie vorsätzlich einen Mann getötet, aber wenn mir nichts anderes übrig blieb, habe ich die Sache immer so schnell und unblutig wie möglich hinter mich gebracht.«
    »Ich muss mich jetzt um seine Bestattung kümmern«, fuhr sie fort.
    »Zum Glück sind mir noch ein paar wenige Freunde in Rom geblieben. Einer von ihnen kommt gleich vorbei und kümmert sich um die Einzelheiten. Ich denke, ich lasse meinen Bruder in Rom einäschern und schicke die Urne nach Baiae, wo dann eine richtige Zeremonie stattfinden und die Beisetzung in unserem Familiengrab erfolgen kann. Es wunderschön, gleich neben der Bucht.«
    »So ist es wohl am besten«, pflichtete ich ihr bei. »Da Fulvius in Rom so wenige Freunde und Verwandte hat, bekäme er hier wohl kaum ein letztes Geleit, das seiner Abstammung gerecht würde.«
    »Wie schön, dass du mir zustimmst«, freute sie sich. »Mein Ruf ist ohnehin schon schlecht genug. Da muss ich nicht auch noch trockenen Auges bei der Beerdigung meines eigenen Bruders erscheinen. Es liegt mir einfach nicht zu wehklagen und mir vor Trauer die Gewänder vom Leibe zu reißen. Für den armen Clodius habe ich natürlich mein Möglichstes getan. «
    »Die Beerdigung muss ein echtes Spektakel gewesen sein«, entgegnete ich. »Mit all dem Aufruhr und dem angezündeten Senatsgebäude. Schade, dass ich nicht dabei war!« Ich genehmigte mir einen kräftigen Schluck Caecubier und hielt dem Mädchen meinen Becher zum Auffüllen hin. »Um auf etwas Angenehmeres zu sprechen zu kommen - wie ich gehört habe, kann man dir gratulieren. Stimmt es, dass du Scribonius Curio heiraten wirst?«
    »Ja«, erwiderte sie. »Antonius wird zwar enttäuscht sein, aber wie ich ihn kenne, zuckt er nur mit den Schultern und wartet, bis ich wieder Witwe bin. Wenn man einen Politiker heiratet, passiert das ja bekanntlich schneller, als man denkt.«
    »Da hast du leider Recht«, stimmte ich ihr zu. »Ich beneide dich jedenfalls nicht, wenn dein Zukünftiger tatsächlich zum Volkstribun gewählt werden sollte.«
    Fulvia verdrehte die Augen. »Mögen mir sämtliche Götter Roms beistehen! Ich weiß, wovon ich spreche. Schließlich war ich schon mal die Frau eines Volkstribuns. Die Leute trampeln einem Tag und Nacht durchs Haus, selbst bei der schlimmsten Sommerhitze hängt man hier in Rom fest, und ständig finden irgendwelche politischen Treffen statt - das Ganze ist eine einzige Last. Allerdings kann sich ein Mann mit keinem anderen politischen Amt so einen guten Namen machen wie als Volkstribun.« Für diesen Vorteil musste ein Volkstribun einiges in Kauf nehmen. Unter anderem mussten die Türen seines Hauses in seiner Amtszeit Tag und Nacht offen stehen, damit jeder, der irgendein Anliegen hatte, ihn zu jeder Zeit aufsuchen konnte.
    »Da hast du wohl Recht«, pflichtete ich ihr bei. »Darf ich fragen, wie du dazu kommst, diesen Mann zu heiraten?«
    Sie machte ein Gesicht, als ob sie über diese Frage erst einmal gründlich nachdenken musste. »Um ehrlich zu sein«, erwiderte sie schließlich, »er hat mich gefragt, ob ich seine Frau werden will. Immerhin bin ich in letzter Zeit nicht gerade von Verehrern bedrängt worden. Die Männer stehen zwar auf mich, aber irgendwie scheinen sie auch vor mir zurück zuschrecken. « Sie sagte das so nüchtern, als ob sie mir die Farbe ihrer Augen mitteilte. »Vielleicht scheuen sie auch die Erinnerung an Clodius und haben Angst, an ihm gemessen zu werden. Genau das hat mich ja zu Antonius hingezogen: Er fürchtet sich vor nichts und niemandem. Und Curio ist in dieser Hinsicht genauso.«
    »Antonius ist allerdings nicht besonders intelligent«, warf ich ein. »Ein Phänomen, das gerade furchtlose Männer häufig auszeichnet.«
    »Curio hingegen ist durchaus

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