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Im Namen der Gerechtigkeit - Roman

Im Namen der Gerechtigkeit - Roman

Titel: Im Namen der Gerechtigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel & Kimche AG
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Gobetti. Sie wissen sicherlich, dass das eine heißbegehrte Kostbarkeit ist, mir sind insgesamt drei oder vier Exemplare untergekommen.
    Tatsache ist, dass ich sie damals dahatte, doch eigentlich wollte ich sie für mich behalten. Aber was soll man machen, Montanelli anlügen? Also holte ich sie hervor und zeigte sie ihm. Er nimmt sie vorsichtig in die Hand – er war ein Kenner, keine Frage –, prüft sie, dreht sie hin und her, schnuppert daran und sagt am Ende: ‹Sie ist es, sie ist es.› Und ich nicke und sage: ‹Natürlich ist sie es.› Und ich denke bei mir: ‹Sieh dir den an, zweifelt der das doch tatsächlich an.› Montanelli fragt mich: ‹Wie viel wollen Sie dafür?› Ich nenne ihm ohne Umschweife meinen Preis. Er presst die Lippen zusammen, starrt mich an und sagt: ‹Sind Sie verrückt?› – ‹Nein, ich bin nicht verrückt›, sage ich, ‹ Die Knochen des Tintenfisches findet man schließlich nicht an jeder Straßenecke, und so viel kosten sie nun mal.› Woraufhin er das Buch zurücklegt, sich umdreht und grußlos verschwindet. Das war’s, und so kam es, dass Montanelli nie wieder einen Fuß in meine Buchhandlung gesetzt hat. Ein großer Journalist, das ja, aber, mit Verlaub, auch ein richtiges Arschloch.»
    Nachdem er sich von Nussbaum verabschiedet hatte, schlenderte Doni durch die Wohnung. Zum ersten Mal fielen ihm in der Einrichtung einige Jugendstilsachen auf, und er stöberte in der Plattensammlung neben der Stereoanlage. Er rümpfte die Nase: ein New-Age-Sampler, etwas von Miles Davis, Schlager von Baglioni und drei CD s mit klassischer Musik, die es in der Serie Die großen Meister der Notenschrift in einer Tageszeitung als Beilage gegeben hatte.
    Das gibt’s doch nicht! , rief jemand in der größten Gruppe neben dem Tisch im Wohnzimmer. Doni blieb kurz stehen und schaute sich um, dann nahm er sich ein Kaviarbrötchen. Er konnte Kaviar nicht ausstehen, doch die Alternative waren Pizzahäppchen, gefüllte Oliven und Milchbrötchen mit einer Scheibe Schinken (und dem schrecklichen, obligatorischen Fähnchen obenauf).
    Ja, aber was hältst du davon? , fragte ein anderer. Doni traf im Flur auf Claudia, die sich die Frisur zurechtzupfte, und griff nach ihrer Hand. Sie lächelte, etwas Wein tropfte aus dem Glas auf den Boden. Sie waren wie zwei Gymnasiasten auf einem Schulfest, in der gleichen unbequemen Haltung, eng beieinander und schüchtern.
    «Na», sagte sie.
    «Na.»
    «Amüsierst du dich gut?»
    «Wie verrückt. Ich tanze gleich auf dem Tisch.»
    Sie lachte auf.
    «Komm schon, so schlimm ist es auch wieder nicht.»
    «Nein, das war ein Scherz. Es ist eigentlich ganz nett. Ich habe ein wenig mit Nussbaum geplaudert.»
    «Mit wem?»
    «Dem jüdischen Buchhändler.»
    «Ich kann mich nicht an ihn erinnern.» Sie sah über Donis Schulter hinweg, als suchte sie ihn zwischen den anderen, um sein Gesicht wiederzuerkennen. Dann schaute sie ihrem Mann in die Augen. «Wie war übrigens das Essen mit Paoli? Du hast mir gar nicht mehr davon erzählt.»
    «Ach Gott, lassen wir das lieber.»
    «Langweilig?»
    «Viel schlimmer. Ich sage nur, dass ich mit anhören musste, wie sein mongoloider Enkel einen Witz über Mongoloide erzählt hat.»
    «Wie bitte?» Sie lachte.
    «Ich sag’s ja, lassen wir das lieber.»
    Ein Schluck Spumante. Die Stiele der Gläser berührten sich beinahe.
    «Hast du etwas über deine Aussichten erfahren?», fragte Claudia weiter.
    «Nichts Konkretes. Alles wie gehabt: In einem Jahr müsste ich Beförderung und Versetzung geschafft haben. Ich denke, es wird Piacenza sein, obgleich ich mich auch für Lodi bewerben könnte.»
    «Das gesellschaftliche Abstellgleis.»
    «Ach, wir könnten doch weiter in Mailand wohnen.»
    «Um Himmels willen. Ich freue mich doch darauf, auf das gesellschaftliche Abstellgleis zuzusteuern.» Sie lächelte. In ihrem dunkelgrünen Kleid und mit den Ohrringen, die er ihr zur Silberhochzeit geschenkt hatte, sah sie blendend aus. Es berührte Doni, dass seine Frau noch immer attraktiv und noch im Vollbesitz ihrer Kräfte war.
    «Wirklich?»
    «Roberto, wir haben doch schon so oft darüber gesprochen. Auch ich habe Mailand satt, und du weißt, dass ich es kaum erwarten kann, dieser Stadt den Rücken zu kehren.»
    «Also Piacenza oder Lodi?»
    «Egal. Hauptsache, du bist zufrieden.»
    «Das bin ich.» Er drehte sein Glas in den Händen. «Mehr als die Ruhe reizt mich der Gedanke, wieder ein wenig mit jungen Leuten zu arbeiten. Ein alter Meister für

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