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Im Namen der Gerechtigkeit - Roman

Im Namen der Gerechtigkeit - Roman

Titel: Im Namen der Gerechtigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagel & Kimche AG
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mehr oder weniger ist es allen Leuten so ergangen, die wir kennen. Aber unsere Kinder?»
    Matteo tat so, als dächte er nach, dann spritzte er ihn nass, wie damals, als sie noch klein waren und ihre Eltern für eine Woche mit ihnen nach Spotorno in Ligurien gefahren waren.
    «Idiot», sagte Doni.
    «Unsere Kinder kommen schon klar», lachte Matteo. «Du machst dir zu viele Sorgen. Los, machen wir weiter mit unserem Wellnesstag.»
    Nun war die schwedische Massage an der Reihe. Doni fügte sich bereitwillig. Jedes Molekül seines Körpers reagierte, wie es sollte. Was für ein sonderbares Gefühl. Es war weniger eine befreiende Regung, als vielmehr eine ungekannte, positive Spannung. Alle seine Fasern waren voller Leben, sie strotzten vor Energie.
    Nach der Massage duschten sie erneut und tranken schließlich einen Orangensaft in der Bar des Hauses. Die Gläser funkelten auf dem Ebenholztisch, der ganze Raum war lichtdurchflutet. Junge Männer in Tenniskleidung und Frauen mittleren Alters mit einem Handtuch um den Nacken kamen und gingen wie auf einem Laufsteg.
    Doni schaltete sein Telefon ein. Er hatte zwei SMS erhalten. Die eine informierte ihn über einen Anruf in Abwesenheit von Elena Vicenzi. Die andere lautete: Ich will nicht aufdringlich sein. Doch es tut mir leid, dass wir nichts mehr voneinander gehört haben, ich habe Neuigkeiten . Er antwortete nicht. Sein Bruder bestellte noch einen Orangensaft, während Doni zu Weißwein überging. Er ließ sich die Karte bringen, warf kurz einen Blick darauf und entschied sich für einen Traminer.
    «Es war wirklich eine gute Idee herzukommen», sagte er.
    «Du solltest jetzt keinen Alkohol trinken», sagte Matteo.
    «Na wenn schon.»
    Er zuckte mit den Schultern.
    «Wie du meinst.»
    «Wir sollten so was öfter machen.»
    «Ja, ich muss zugeben, dass deine Gesellschaft nicht ganz so entsetzlich ist, wie ich dachte.»
    «Siehst du? Mit dem Alter werden wir immer besser. Von wegen Angst vor dem Verfall.»
    «Das mag für dich gelten. Ich bin noch im mittleren Alter, und ich gedenke das noch ungefähr weitere zwanzig Jahre zu bleiben.»
    «Vielleicht solltest du dir ein drittes Haus kaufen. Eins in der Stadt, eins am Meer und noch eins in den Bergen.»
    «Warum denn?»
    «Keine Ahnung. Nur so.»
    «Mir reicht die Wohnung in den Marken. Für wenig Geld und in einer schönen Lage. Keine Touristen. Der Pinienwald und das Meer nur ein paar Schritte entfernt. Du weißt ja, dass ich mit den Bergen nicht viel anfangen kann. Da fehlt der Horizont. Ich sehe gern Flaches, das sich bis ins Unendliche zieht.»
    Nach einer Viertelstunde vibrierte das Telefon erneut: Ich kann ein Gespräch mit Mohamed für Sie arrangieren. Ich habe es geschafft. Bitte antworten Sie sofort .
    Donis Atem ging schneller. Das Glas in seinen Händen war glitschig. Die Therme war plötzlich ein feindlicher Ort, etwas, dem man entfliehen musste.
    «Was hast du denn?», erkundigte sich Matteo.
    «Nichts.»
    «Was Dienstliches?», fragte er und deutete mit dem Kinn auf das Telefon.
    «Ja, was Dienstliches.»
    Doni nahm das Telefon und schrieb: Wie hast du das angestellt? , und während er diese Nachricht verfasste, hatte er wieder das Gefühl, in einen Strudel geraten zu sein, weitab von jeder möglichen Freude, von jeder Verheißung von Frieden, weggezerrt von diesem Ort, von der wohltuenden Wärme der Sauna, hinaus in die Randgebiete, in die zerstörten Räume der Industriezone und wieder hin zu diesen Leuten in der Via Padova und zu allen Orten, an denen er niemals Schutz finden würde, erneut ins pralle Leben hinein, in all das Durcheinander, in all den Schmerz, in die Unsicherheit des nächsten Tages, in die Grausamkeit der Dinge, in den unkontrollierten Wunsch nach Rache.
    Wie hast du das angestellt?
    Elenas Antwort kam postwendend: Ich habe ihn bezahlt .

24
    DIE VEREINBARUNG mit Mohamed enthielt folgende Punkte:
Sechshundert Euro in bar.
Weder Namen noch Vornamen, nur die Schilderung dessen, was er an jenem Abend getan hatte.
Ein Gespräch von höchstens fünf Minuten an einem Ort, den er eine halbe Stunde vorher bestimmen würde.
    Doni schaute auf den Kalender, der am Schrank hing, vor der juristischen Fachliteratur und dem Santarelli-Urteil – drei Bände, die ihn anderthalb Jahre lang beschäftigt hatten. Khaleds Berufungsverhandlung sollte in zehn Tagen stattfinden.
    Aus reinem Pflichtgefühl, das auf seine Zeit als Staatsanwalt beim Landgericht zurückging, sagte er im Sekretariat Bescheid, dass er

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