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Im Namen der Heiligen

Im Namen der Heiligen

Titel: Im Namen der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Stunden, die er im Freien verbracht hatte, oft mit anstrengender körperlicher Arbeit, sah er gesunder und kräftiger aus denn je. »Ich habe schon die ganze Zeit auf eine Gelegenheit gewartet, diesen Apfelschimmel zu reiten. Richard hängt wie ein Mehlsack auf dem armen Tier. Hoffentlich sind Vater Huws Ställe weit weg.«
    Huw hatte die Ställe von zwei wohlhabenden Gemeindemitgliedern ins Auge gefaßt, die in der Nähe lebten, und das bedeutete nach walisischen Maßstäben, daß der eine Hof weit unten im Tal lag und der andere im Wald.
    »Ich werde dem Prior und dem Unterprior mein Haus zur Verfügung stellen«, verkündete der Gastgeber, »und auf dem Heuboden schlafen, über meiner Kuh. Für eure Tiere ist meine Weide zu klein, und ich habe keinen Pferdestall. Aber Bened, der Schmied, hat eine große Weide-flache oberhalb der Sumpfwiesen und einen Pferdestall mit Heuboden. Dort kann der junge Bruder schlafen, wenn es ihm nichts ausmacht, fast eine Meile von seinen Gefährten entfernt zu nächtigen. Und was dich und deine beiden Mitbrüder betrifft, Bruder Cadfael - Cadwallon, der eines der größten Gehöfte in dieser Gegend besitzt, wird euch gastfreundlich aufnehmen.«
    Bruder Cadfael fand es nicht sonderlich erstrebenswert, die Nacht mit Jerome und Columbanus unter einem Dach zu verbringen. »Da ich der einzige von unserer Truppe bin, der fließend Walisisch spricht«, erwiderte er diplomatisch, »sollte ich bei unserem Prior bleiben. Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich den Heuboden mit dir teilen, Vater Huw. Sicher hast du's dort oben sehr gemütlich.«
    »Wie du willst. Ich freue mich über deine Gesellschaft. Und nun werde ich dem jungen Mann den Weg zum Schmied zeigen.«
    »Und ich werde Urien ein Stück des Weges begleiten. Du wirst mich nicht brauchen, denn Bruder John kann sich in jeder Sprache verständigen. Wenn ich unterwegs Bekanntschaft mit einigen von deinen Pfarrkindern schließen kann - um so besser. Sie sehen nett aus, und sie gefallen mir genausogut wie ihr Tal.«
    Bruder John kam von der kleinen Weide zurück und führte die beiden großen Pferde und die Maulesel an den Zügeln mit sich. Huws Augen glänzten fast ebenso entzückt wie die des jungen Mannes, als er den Hals des schönen Apfelschimmels streichelte. »Wie lange ist es schon her, daß ich auf einem Rassepferd gesessen bin!« sagte er wehmütig.
    »Komm doch mit, Vater!« schlug John vor. Er konnte die Worte zwar nicht verstehen, wußte aber den sehnsüchtigen Blick des Pfarrers richtig zu deuten. »Reite den Rotschimmel und weise mir den Weg.« Er formte mit beiden Händen einen Steigbügel für den Priester, der beglückt in den Sattel stieg. Dann schwang er sich auf den Apfelschimmel und blieb an Huws Seite, um dem alten Mann notfalls beizustehen. Doch die braunen Knie des Pfarrers preßten sich kraftvoll in die Pferdeflanken. Er hatte seine Reitkünste nicht verlernt.
    »Großartig! « rief John lachend. »Wart's nur ab - bald nehmen wir an Wettrennen teil und werden berühmt!«
    Urien prüfte den Sitz seines Sattelgurts und blickte den beiden nach, die in flottem Trab aus der grünen Senke ritten. »Zwei Glückspilze«, meinte er nachdenklich.
    »Ich frage mich immer wieder, wieso der Junge Mönch geworden ist«, sagte Cadfael.
    »Frag dich lieber, warum du selber einer geworden bist«, entgegnete Urien, einen Fuß im Steigbügel. »Komm! Wir machen einen kleinen Umweg, und ich zeige dir das Tal, bevor ich in die Berge reite.«
    Sie trennten sich auf einem bewaldeten Grat. Zwischen den Baumstämmen konnten sie das Ochsengespann sehen, das nun mühsam die zweite Ackerfurche aufpflügte, parallel zur ersten. Es kostete eine ungeheure Anstrengung, zwei solche Furchen an einem Tag zu schaffen.
    »Dein Prior wäre gut beraten, wenn er sich ein Beispiel an diesem jungen Burschen nehmen würde«, meinte Urien, bevor er sich verabschiedete. »In dieser Gegend kommt man mit Freundlichkeit schneller ans Ziel als mit autoritärem Hochmut. Aber das brauche ich dir, einem Waliser, wohl nicht zu sagen.«
    Cadfael schaute ihm nach, als er davonritt. Er wartete, bis Urien zwischen den Bäumen verschwunden war, dann machte er sich auf den Rückweg, sprengte einen Steilhang zum Fluß hinab und zügelte das Maultier am Waldrand, im grünen Schatten einer Eiche. Versonnen blickte er auf die sonnenhellen Wiesen, das Silberband des Flusses und das Ochsengespann am anderen Ufer. Er war jetzt so nahe an den Acker herangekommen, daß er den

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