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Im Namen der Heiligen

Im Namen der Heiligen

Titel: Im Namen der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Gehöft. Wer würde schon danach fragen, ob Bruder Cadfael auf den Heuboden des Pfarrers gekrochen war oder sich unter die Klatschmäuler von Gwytherin mischte? Die Arrangements der diversen Unterkünfte waren äußerst vorteilhaft. Nie zuvor hatte er weniger Lust verspürt, schlafen zu gehen, als in dieser milden Abendstunde - noch dazu, wo niemand von ihm verlangen würde, daß er um Mitternacht aufstand und an der Morgenliturgie teilnahm. Bruder John machte ihn freudestrahlend mit der Familie des Schmieds bekannt, und Bruder Cadfael genoß diese Begegnung aus ganz persönlichen Gründen. Es war wünschenswert, daß außer ihm selbst noch andere für die Gemeinde eintraten, und Bened, der Schmied, war ein hochgeschätzter Mann, wie alle, die dieses Handwerk ausübten. Sein Wort würde Gewicht haben.
    Drei Männer saßen auf der Bank vor Beneds Tür. Immer wieder machten der Metkrug und das Trinkhorn die Runde, während sie sich lebhaft unterhielten. Alle Köpfe hoben sich, als die Schritte der Mönche näher kamen, und das augenblickliche Schweigen verriet die Solidarität unter den Dorfbewohnern. Aber Bruder John hatte sich offenbar schon beliebt gemacht, und Bruder Cadfael begrüßte die Männer auf walisisch und wurde viel herzlicher aufgenommen, als es den englischen Mönchen widerfahren wäre. Annest mit ihrem hellbraunen, silbrig gefleckten Haar hatte bereits überall erzählt, daß er Walisisch sprach. Eine zweite Bank wurde herbeigetragen, die Runde des Metkrugs erweitert. Über dem Fluß verblaßte das Tageslicht, und das Grün der Wiesen und Wälder, vom Silberband des Wassers durchzogen, verdunkelte sich.
    Bened war ein vierschrötiger, muskulöser Mann um die Fünfzig, mit braunem Haar und Bart. Einer seiner beiden Gefährten war der Pflüger, der dem Ochsengespann gefolgt war. Kein Wunder, daß er nach der harten Arbeit Durst hatte. Der andere war ein älterer grauhaariger Mann mit langem, glattgekämmtem Bart und schönen sehnigen Händen. Er trug ein Wollhemd, das sicher schon bessere Tage und vielleicht auch einen anderen Besitzer gesehen hatte, und seine Haltung verriet, daß er ein Recht auf Respekt hatte und daß man ihm diesen auch entgegenbrachte.
    »Padrig ist ein guter Poet und Harfenspieler«, erklärte Bened, »und Gwytherin ist glücklich, weil er eine Zeitlang hierbleibt, in Rhisiarts Haus drüben hinter CadwalIons Hof, auf einer Lichtung im Wald. Aber Rhisiart besitzt auch hier viele Felder, zu beiden Seiten des Flusses. Er ist der größte Grundbesitzer in dieser Region. Hier gibt es nicht viele Leute, die eine Harfe haben, sonst würden Barden wie Padrig öfter bei uns Rast machen. Auch ich genieße das Privileg, eine kleine Harfe mein eigen zu nennen - aber Rhisiarts Instrument ist viel kostbarer und wird auch regelmäßig benutzt. Manchmal habe ich seine Tochter darauf spielen hören.«
    »Frauen sind keine Barden«, sagte Padrig mit duldsamer Verachtung. »Aber sie weiß, wie man das Instrument stimmt und pflegt, das muß ich ihr zugestehen. Und ihr Vater ist ein großzügiger Freund der schönen Künste. Kein Barde hat Rhisiarts Halle jemals enttäuscht verlassen, und keiner geht, ohne daß man ihn bittet, noch länger zu bleiben. Ein vorbildliches Haus!«
    »Und dies ist Cai, Rhisiarts Pflüger. Zweifellos habt ihr heute das Ochsengespann gesehen, das einen neuen Akker gepflügt hat, als ihr über den Grat geritten seid.«
    »O ja«, bestätigte Cadfael, »und ich habe die beiden Männer sehr bewundert. Ein großartiges Gespann hast du da, Cai - und einen hervorragenden Ochsenführer.«
    »Den besten, den man sich wünschen kann«, entgegnete Cai, ohne zu zögern. »Ich habe schon mit vielen Leuten zusammengearbeitet, aber keiner kann so gut mit den Tieren umgehen wie Engelard. Sie würden für ihn sterben. Und er ist uns auch eine große Hilfe im Kuhstall, zum Beispiel, wenn ein Tier krank wird oder kalbt. Rhisiart wäre zu bedauern, wenn er ihn je verlieren würde. Ja, heute haben wir gute Arbeit geleistet.«
    »Sicher habt ihr von Vater Huw gehört, daß morgen nach der Frühmesse alle Freien in die Kirche kommen sollen«, sagte Cadfael, »um zu vernehmen, was ihnen unser Prior mitzuteilen hat. Zweifellos werden wir dort auch Rhisiart sehen.«
    »... und hören«, ergänzte Cai grinsend. »Er hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berge - ein offenherziger, temperamentvoller Mann. Und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, läßt er sich von nichts und niemandem davon

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