Im Namen der Heiligen
gehört?« fragte Robert, der das Geschehen verfolgte, so gut er konnte.
»Was brauche ich da zuzugeben?« stieß Engelard auf englisch hervor. »Ich sage, daß es mein Pfeil ist, aber ich habe keine Ahnung, wer ihn abgeschossen hat. Großer Gott, glaubt ihr, ich hätte ein so deutliches Zeichen in der Wunde stecken lassen, wenn ich der Schurke wäre, der das getan hat? Ich bin zwar ein Ausländer - aber muß ich deshalb ein Narr sein? Und glaubt ihr ernsthaft, ich hätte
Rhisiart getötet - den Mann, der mein Freund war und es mir ermöglicht hat, meinen Lebensunterhalt zu verdienen, nachdem ich aus Cheshire geflohen war?«
»Nun, er wollte dir seine Tochter nicht geben«, wandte Bened fast widerstrebend ein, »was immer er auch sonst für dich getan hat.«
»Das stimmt, und von seinem Standpunkt aus betrachtet hatte er recht. Ich habe die walisischen Sitten kennengelernt - und so sehr ich auch darunter litt, ich habe stets verstanden, daß Rhisiart seinen Anschauungen treu bleiben mußte. Er hat mich niemals ungerecht behandelt und sogar meine Arroganz und Ungeduld ertragen. Es gibt keinen Mann in Gwynedd, den ich mehr lieben und respektieren könnte. Lieber hätte ich meine eigene Kehle durchschnitten, als Rhisiart ein Leid anzutun!«
»Er wußte es«, flüsterte Sioned. »Und ich weiß es auch.«
»Trotzdem - der Pfeil gehört dir«, sagte Huw unglücklich. »Und was deinen Einwand angeht, daß du ihn als der Mörder nicht hättest stecken lassen - vielleicht erschien es dir wichtiger, sofort nach der Tat die Flucht zu ergreifen.«
»Wenn ich ein solches Verbrechen geplant hätte - und Gott weiß, daß mir nichts ferner lag -, hätte ich leicht den Pfeil eines anderen Mannes benutzen können.«
»Es würde deinem Wesen eher entsprechen, eine solche Tat zu begehen, ohne dich darauf vorzubereiten, mein Sohn«, erwiderte der Priester traurig. »In diesem Fall hättest du nur deine eigenen Pfeile bei dir gehabt. Vielleicht kam es zu einem Streit, du warst außer dir vor Wut... Niemand nimmt an, daß der Mord geplant war.«
»Heute habe ich meinen Bogen und die Pfeile gar nicht mitgenommen. Ich war mit den Kühen beschäftigt. Wozu hätte ich da meine Pfeile gebraucht?«
»Nun, der königliche Amtmann wird den Fall genau untersuchen«, sagte Prior Robert, um seine Autorität erneut zu betonen. »Zuerst sollte man den jungen Mann fragen, wo er den ganzen Tag war, was er gemacht und in wessen Gesellschaft er sich befunden hat.«
»Ich war allein«, erklärte Engelard. »Die Ställe hinter Bryn liegen sehr einsam. Das Weideland dort ist gut, aber weit entfernt von Straßen und Wegen. Heute haben zwei Kühe gekalbt, eine gegen Mittag, die andere am späten Nachmittag. Bei der letzten Geburt gab es Schwierigkeiten, und ich hatte eine ganze Menge zu tun. Jetzt sind die beiden Kälber wohlauf und können bezeugen, was ich gemacht habe.«
»Und auf den Feldern hast du dich von Rhisiart getrennt?«
»Ja, und dann machte ich mich sofort an die Arbeit. Seither habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
»Hast du in den Ställen mit irgend jemandem gesprochen? Kann jemand bezeugen, daß du den ganzen Tag dort warst?« Offenbar wagte niemand, dem Prior das Heft aus der Hand zu nehmen. Rasch sah sich Engelard um und erwog seine Chancen. Annest trat vor und stellte sich neben Sioned. Bruder John betrachtete sie teilnahmsvoll und bewunderte ihre Loyalität, die keine andere Möglichkeit fand, sich auszudrücken. »Engelard kam erst vor einer halben Stunde nach Hause« sagte sie.
»Mein Kind«, entgegnete Vater Huw bedrückt, »wenn er behauptet, daß er den ganzen Tag in den Ställen hinter Bryn war, so muß das nicht stimmen. Vielleicht hat er den beiden Kälbern viel schneller, als er es angibt, ans Licht der Welt verhelfen. Wie können wir das wissen, nachdem wir nicht dabei waren. Er hätte genug Zeit gefunden, hierherzulaufen, die Tat zu begehen und zu seinen Kühen zurückzukehren, ohne daß es irgend jemand bemerkt hätte. Solange wir niemanden finden, der Engelard woanders gesehen hat - wann immer der Mord geschehen sein mag -, müssen wir ihn leider festhalten, bis der Amtmann des Prinzen die Verantwortung für ihn übernimmt.«
Die Männer von Gwytherin steckten die Köpfe zusammen und begannen zu murmeln, manche zustimmend, andere wütend und bekümmert, denn Rhisiart war sehr beliebt gewesen. Einige zögerten, doch schließlich waren sich alle einig, daß der Ausländer hinter Schloß und Riegel sitzen müßte,
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