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Im Namen der Heiligen

Im Namen der Heiligen

Titel: Im Namen der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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dir.«
    Gelassen blickte er sich um, während er aufstand und die Blätter und Zweige wegwischte, die an seiner Kutte hängengeblieben waren. Da stand Prior Robert, immer noch starr vor Entsetzen und ungläubiger Enttäuschung, und begann zu erwägen, welche schreckliche Strafe den Verräter treffen sollte. Da stand auch Sioned, erschöpft und unglücklich, aber mit einem winzigen Hoffnungsschimmer in den Augen. Und da war Annest, die schützend einen Arm um die Taille des Mädchens gelegt, aber nur Augen für Bruder John hatte. Und Prior Roberts heiliger Zorn verfehlte jede Wirkung, während sie strahlend lächelte, voll Bewunderung und Dankbarkeit.
    Bruder Richard und Bruder Jerome flankierten John wie Sendboten der Verdammnis. »Bruder John, du bist festgenommen, denn du hast ein großes Unrecht begangen.«
    Resigniert ging er mit ihnen. Trotz aller drohenden Blitze und Donnerschläge hatte er sich nie zuvor in seinem Leben freier gefühlt. Und da er nichts zu verlieren hatte außer seiner Selbstachtung, war er fest entschlossen, sie nicht zu opfern.
    »Treuloser, nichtswürdiger Bruder!« zischte Prior Robert in heller Empörung. »Was hast du getan? Leugne nicht, was wir alle gesehen haben! Du hast nicht nur einem Verbrecher zur Flucht verholfen, sondern auch noch einen braven Mann behindert, der ihn greifen wollte. Du hast diesen guten Jungen absichtlich zu Fall gebracht, damit Engelard fliehen konnte. Nachdem du die Kirche und das Gesetz verlassen hast, verdienst du den Schutz deines Ordens nicht mehr. Wenn du etwas zu deiner Verteidigung vorzubringen hast, dann sag es jetzt!«
    »Ich fand es unvernünftig, dem Burschen so zuzusetzen, nur aufgrund haltloser Verdachtsmomente«, entgegnete Bruder John kühn. »Ich habe mich mit
    Engelard unterhalten und mir meine eigene Meinung über ihn gebildet. Er ist ein anständiger, ehrlicher Mensch, der niemandem etwas antun würde - schon gar nicht Rhisiart, den er bewunderte und verehrte. Ich glaube nicht, daß er die Schuld am Tod seines Herrn trägt - und ich glaube auch nicht, daß er Gwytherin verlassen wird, bevor er herausgefunden hat, wer es war - und dann gnade Gott dem Mörder! Deshalb habe ich ihm diese Chance gegeben - und ich wünsche ihm viel Glück.« Die beiden Mädchen steckten die Köpfe zusammen, und Sioned übersetzte ihrer Freundin Johns Worte. Nun lächelte Sioned den jungen Mönch ebenso strahlend an wie Annest. Prior Robert war hilflos, wenn er es auch nicht wußte. Doch Bruder Cadfael wußte es.
    »Was für eine Unverschämtheit!« donnerte der Prior mit messerscharfer Stimme. »Du hast dich soeben selbst verdammt, und du bringst schreckliche Schande über unseren Orden. Hier in Wales habe ich nicht die Befugnis zu richten. Der Amtmann des Prinzen muß diesen Mord ahnden, der nach Rache schreit. Aber wenn einer meiner Untergebenen das Gesetz eines Landes gebrochen hat, in dem wir zu Gast sind, wird er von zwei Instanzen bedroht, Bruder John. Für die Oberhoheit von Gwynedd kann ich nicht sprechen - aber im Namen meiner Autorität! Mit ekklesiastischen Mitteln allein kann dein Verbrechen nicht gesühnt werden. Du wirst in meinem Gewahrsam bleiben, bis ich mich mit den weltlichen Behörden beraten kann. In der Zwischenzeit verweigere ich dir alle Tröstungen der Kirche.« Er blickte sich um und begegnete nachdenklichen, düsteren Blicken. Vater Huw runzelte verzweifelt die Stirn, überwältigt von diesen ungeheuerlichen Anklagen und Drohungen. »Bruder Cadfael, frag Vater Huw, wo wir ihn einsperren können.«
    Damit hatte Bruder John nicht gerechnet, doch er bereute nichts, sah sich um und sondierte die Möglichkeiten, den Konsequenzen seiner Tat zu entrinnen. Wie zuvor Engelard suchte er nach Lücken im Kreis der Männer, stemmte die kräftigen Beine fest ins Gras, straffte probeweise die Schultern, als wollte er Bruder Richard den Ellbogen in den Bauch rammen und Bruder Jerome mit einem Tritt gegen die Knie niederstrecken, um sich dann ins Gebüsch zu stürzen. Aber er hielt sich gerade noch rechtzeitig zurück, als er hörte, wie Cadfael mit ruhiger Stimme berichtete: »Vater Huw meint, daß es nur ein einziges sicheres Gefängnis gibt. Wenn Sioned ihren Hof zur Verfügung stellt, kann der Häftling nicht entkommen.«
    In diesem Augenblick vergaß Bruder John alle Fluchtgedanken.
    »Ich bin dem Prior gern zu Diensten«, sagte Sioned auf walisisch. Jetzt hatte sie sich in der Hand und gestattete sich nicht mehr, ihren Emotionen und

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