Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
Achseln. »Dabei sind doch Sie der Detective.«
»Ein kleiner Tipp wäre ganz hilfreich.«
Cafferty breitete beide Arme aus. »Das ist sein Territorium, Rebus, sein kleines Lehen. Aber allmählich wird er kribbelig und plant zu expandieren.«
»Sie meinen Tench?« Rebus kniff die Augen zusammen. »Wollen Sie damit sagen, dass er es ist, der sich in Ihr Revier drängt?«
»Herr Feuer und Schwefel persönlich.« Cafferty ließ die Arme sinken und schlug die Hände an die Schenkel, als wollte er einen Schlusspunkt unter ein Protokoll setzen.
»Ich verstehe es trotzdem noch nicht.«
Cafferty funkelte Rebus an. »Die Sache ist die, dass er nichts Verkehrtes darin sieht, mich wegzudrängen, weil er ja die Rechtschaffenheit auf seiner Seite hat. Indem er das Verbotene unter Kontrolle bringt, verwandelt er es zu einer Kraft für das Gute.« Cafferty seufzte. »Manchmal glaube ich, dass der halbe Globus so funktioniert. Nicht die Unterwelt solltet ihr beobachten, sondern die Ober welt. Leute wie Tench und seinesgleichen.«
»Er ist Stadtrat«, hielt Rebus dagegen. »Ich meine, die nehmen vielleicht gelegentlich mal ein Schmiergeld an …«
Cafferty schüttelte den Kopf. »Er will Macht, Rebus. Er will Kontrolle. Sehen Sie, wie wichtig es ihm ist, dass er seine Reden halten kann? Je stärker er ist, desto mehr kann er reden – und sich Gehör verschaffen.«
»Dann setzen Sie doch ein paar Ihrer Schlägertypen auf ihn an und sorgen dafür, dass er’s kapiert.«
Cafferty durchbohrte ihn mit seinem Blick. »Da haben Sie sich aber angestrengt, wie?«
Rebus zuckte die Achseln. »Das ist etwas zwischen Ihnen und ihm.«
»Ich hab noch einen Gefallen gut …«
»Einen Scheißdreck haben Sie gut. Ich wünsche ihm viel Glück, falls er Sie aus dem Rennen wirft.« Rebus schnippte den Zigarettenstummel auf den Boden und trat ihn mit dem Absatz aus.
»Sind Sie sich da sicher?«, fragte Cafferty ruhig. »Wollen Sie wirklich lieber, dass er den Laden schmeißt? Ein Mann aus dem Volk... ein Mann mit politischem Einfluss? Glauben Sie, dass er ein bequemeres Ziel sein wird als ich? Aber Sie stehen ja kurz vor der Pensionierung, also sollten wir vielleicht an Siobhan denken. Wie heißt es so schön?« Cafferty hob den Blick gen Himmel, als hingen die Worte irgendwo da oben. »Lieber das Übel, das man kennt …«, deklamierte er.
Rebus verschränkte die Arme. »Sie haben mich nicht hierher gebracht, um mir Gareth Tench zu zeigen«, sagte er. »Sie haben es getan, um mich ihm zu zeigen – Sie und ich Seite an Seite, und Sie klopfen mir auch noch auf den Rücken … ein nettes Bild müssen wir da abgegeben haben. Sie wollen bei ihm den Eindruck erwecken, sie hätten mich in der Tasche und den Rest des CID gleich mit.«
Cafferty tat so, als hätte die Anschuldigung ihn verletzt. »Sie überschätzen mich, Rebus.«
»Das bezweifle ich. Sie hätten mir das alles doch auch in der Arden Street erzählen können.«
»Aber dann hätten Sie die Show verpasst.«
»Tja, genau wie Stadtrat Tench. Sagen Sie mal, wie wird er denn diese Übernahme finanzieren? Und wo sind die Truppen zu seiner Unterstützung?«
Cafferty breitete wieder die Arme aus, und diesmal beschrieb er einen ganzen Kreis. »Ihm gehört dieser ganze Bezirk – die Schlechten und die Guten.«
»Und das Geld?«
»Er wird sich bis zum Geld durchreden, Rebus. Das kann er einfach am besten.«
»Ich bin ein guter Redner, das stimmt.« Als die beiden Männer sich umdrehten, sahen sie Gareth Tench in der Tür stehen. »Und ich lasse mir nicht so leicht Angst einjagen, Cafferty – weder von Ihnen noch von Ihren Freunden.« Rebus wollte schon protestieren, aber Tench war noch nicht fertig. »Ich räume in dieser Gegend auf, warum sollte ich dasselbe nicht auch anderswo in der Stadt machen? Wenn Ihre Kumpels bei der Polizei Sie nicht aus dem Verkehr ziehen, muss es wohl die Gemeinde tun.«
Rebus bemerkte die beiden gedrungenen Männer, die rechts und links hinter Tench im Türrahmen standen. »Gehen wir«, schlug er Cafferty vor. Das Letzte, was er wollte, war eingreifen, um Cafferty aus einer Schlägerei herauszuholen.
Und doch wusste er, dass ihm genau das blühen konnte.
Seine Hand lag auf Caffertys Arm. Der Gangster schüttelte sie ab. »Ich habe noch keinen Kampf, den ich geführt habe, verloren«, warnte Cafferty Tench. »Denken Sie darüber nach, bevor Sie loslegen.«
»Ich brauche gar nichts tun«, schoss Tench zurück. »Ihr kleines Reich zerfällt auch so zu
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