Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
ihnen Achtung entgegenbringen. Neue Herausforderungen, neue Rivalen und Raubtiere. Cafferty hatte wahrscheinlich Millionen beiseitegeschafft, aber eine ganze Flotte von Luxusschlitten war kein Ersatz für Status und Respekt.
Edinburgh war eine kleine Stadt; ein Mann konnte problemlos den größeren Teil davon unter seine Kontrolle bringen. Tench oder Cafferty? Cafferty oder Tench?
Rebus musste sich unwillkürlich fragen, ob er sich würde entscheiden müssen.
Die Oberwelt.
Alle, von den Führern der G8-Staaten bis hin zu Pennen und Steelforth – sie alle waren vom Willen zur Macht beseelt. Eine Befehlskette, die alle Menschen auf dem Planeten betraf. Darüber dachte Rebus noch nach, während er beobachtete, wie der Bentley davonfuhr. Doch dann bemerkte er eine schattenhafte Gestalt neben der Tür seines Hauses. Er ballte die Fäuste und blickte sich um, für den Fall, dass Jacko seine Kumpels mitgebracht hatte. Aber es war nicht Jacko, der auf ihn zukam. Es war Hackman.
»’n Abend allerseits«, sagte er.
»Ich hätte Ihnen fast eins übergebraten«, entgegnete Rebus und entspannte sich wieder. »Wie, zum Teufel, haben Sie mich gefunden?«
»Ein paar Anrufe, das war schon alles. Sehr hilfsbereit, die hiesige Polizei. Muss allerdings sagen, dass ich Sie nie in einer Straße wie dieser vermutet hätte.«
»Wo sollte ich denn wohnen?«
»Umgebautes Hafenviertel«, antwortete Hackman.
»Wirklich?«
»Nettes blondes junges Ding, das Ihnen am Wochenende das Frühstück macht.«
»Ich sehe sie nur am Wochenende, stimmt’s?« Rebus musste grinsen.
»Mehr Zeit können Sie nicht erübrigen. Die alten Rohre durchpusten, und dann geht’s wieder in den Alltagstrott.«
»Das haben Sie ja prima ausgetüftelt. Es erklärt aber nicht, was Sie zu dieser nächtlichen Stunde hier tun.«
»Mir sind noch ein paar Sachen über Trevor Guest eingefallen.«
»Die mir gehören, wenn ich Ihnen einen ausgebe?«, mutmaßte Rebus.
Hackman nickte. »Allerdings muss eine Show dabei sein.«
»Eine Show?«
»Miezen!«
»Sie machen wohl Witze …« Aber an Hackmans Miene konnte Rebus sehen, dass es ihm ziemlich ernst damit war. In der Marchmont Road riefen sie ein Taxi und fuhren zur Bread Street. Der Fahrer lächelte in den Rückspiegel: zwei Männer mittleren Alters mit einem gewissen Alkoholpegel auf dem Weg in die einschlägigen Lokale.
»Dann schießen Sie mal los«, sagte Rebus.
»Was?«, fragte Hackman.
»Die Info über Trevor Guest.«
Aber Hackman drohte ihm mit dem Finger. »Was hindert Sie daran abzuspringen, wenn ich es Ihnen jetzt erzähle?«
»Mein Ehrenwort?«, fragte Rebus. Er hatte für diesen Abend die Nase gestrichen voll; auf keinen Fall würde er sich auf eine Tour durch die Striplokale in der Lothian Road begeben. Er würde sich die Informationen holen und Hackman dann am Bordstein stehen lassen, doch nicht, ohne ihm vorher die richtige Richtung gezeigt zu haben.
»Die ganzen Hippies werden sich morgen auf den Weg machen, wissen Sie«, sagte der Engländer. »Busladungen voll in Richtung Gleneagles.«
»Und Sie?«
Hackman zuckte die Schultern. »Ich mache das, was man mir gesagt hat.«
»Dann sage ich Ihnen, spucken Sie aus, was Sie über Guest wissen.«
»Ist ja gut … solange Sie mir versprechen, dass Sie nicht die Kurve kratzen, sobald das Taxi anhält.«
»Pfadfinderehrenwort.«
Hackman lehnte sich im Sitz zurück. »Trevor Guest war jähzornig, machte sich eine Menge Feinde. Er hat sein Glück auch mal in London versucht, aber das funktionierte nicht. Wurde von irgendeiner Nutte ausgeraubt … Hat danach anscheinend eine Abneigung gegen das schöne Geschlecht entwickelt. Haben Sie nicht gesagt, er hätte am Ende auf irgendeiner Website gestanden?«
»Sexbestien-im-Visier.«
»Wissen Sie, wer seine Daten ins Netz gestellt hat?«
»Das haben sie anonym gemacht.«
»Aber Trev war vor allem Einbrecher … einer, der schnell aufbraust – deswegen ist er auch in den Knast gewandert.«
»Und?«
»Wer hat ihn auf die Website gebracht – und warum?«
»Das möchte ich gerne von Ihnen wissen.«
Hackman zuckte wieder die Achseln und hielt sich am Haltegriff fest, als das Taxi scharf abbog. »Noch eine Geschichte«, fuhr er fort, nachdem er sich Rebus’ Aufmerksamkeit versichert hatte. »Als Trev nach London ging, hieß es, er habe eine Ladung bester Drogen mitgenommen – womöglich sei sogar Heroin dabei.«
»War er abhängig?«
»Gelegentlicher Konsument. Ich glaube nicht, dass er
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