Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
während es Hand in Hand mit den anderen Frauen in der Menschenkette rund um den Luftwaffenstützpunkt stand. Ihr kam es sogar so vor, als wäre der Make-Poverty-History-Marsch vom Samstag auch schon Geschichte. Aber immerhin … Bono und Geldof war es gelungen, die G8-Sicherheitszone zu durchbrechen, um den verschiedenen Staats- und Regierungschefs ihr Anliegen zu unterbreiten. Sie hatten mit allem Nachdruck dafür gesorgt, dass diese Männer wussten, was auf dem Spiel stand, und dass Millionen Menschen Großes von ihnen erwarteten. Morgen könnten Entscheidungen getroffen werden. Der morgige Tag würde ausschlaggebend sein.
Sie war im Begriff, Rebus anzurufen. Aber sie wusste, er würde nur lachen und ihr sagen, sie solle es ausschalten und sich amüsieren. Ihr kamen plötzlich Zweifel, dass sie, trotz der Eintrittskarte, die, von einem Magneten gehalten, an ihrem Kühlschrank hing, zu T in the Park gehen würde. Zweifel, dass die Morde bis dahin gelöst sein könnten, vor allem jetzt, wo sie offiziell von dem Fall entbunden war. Ihrem Fall. Nur hatte Rebus jetzt Ellen Wylie ins Spiel gebracht … Es wurmte sie, dass er sie nicht gefragt – und dass er recht gehabt hatte: Sie brauchten Hilfe. Aber jetzt stellte sich heraus, dass Wylie Gareth Tench kannte und Tench wiederum Wylies Schwester …
Bobby Greig war mit dem Bier zurückgekommen. »Und was meinen Sie?«, fragte er.
»Ich finde, sie sind alle außergewöhnlich klein«, war ihr Kommentar. Er nickte zustimmend.
»Popstars«, erklärte er, »müssen in der Schule die Zwerge gewesen sein. Und so nehmen sie Rache. Sie werden aber bemerkt haben, dass ihr Ego groß genug ist …« Er sah, dass sie mit ihrer Aufmerksamkeit woanders war.
»Was macht der denn hier?«, fragte Siobhan.
Greig erkannte die Gestalt und winkte. Stadtrat Gareth Tench winkte zurück. Er sprach gerade mit Daws und Diprose, brach das Gespräch jedoch ab – ein Schulterklopfen für den einen, ein Küsschen auf beide Wangen für die andere – und kam auf sie zu.
»Er ist der Kulturbeauftragte des Stadtrats«, erklärte Greig und streckte Tench die Hand hin.
»Wie geht’s, mein Junge?«, fragte Tench.
»Prima.«
»Und Sie gehen Ärger aus dem Weg?« Diese Frage war an Siobhan gerichtet. Sie nahm die ausgestreckte Hand und erwiderte deren festen Griff.
»Ich versuch’s.«
Tench wandte sich wieder Greig zu. »Helfen Sie mir auf die Sprünge, woher kenne ich Sie doch gleich?«
»Vom Camp. Bobby Greig mein Name.«
Tench schüttelte den Kopf über seine eigene Unfähigkeit. »Ach ja, natürlich. Ist das nicht großartig?« Er klatschte in die Hände und schaute sich um. »Die ganze verdammte Welt blickt auf Edinburgh.«
»Beziehungsweise auf das Konzert«, berichtigte ihn Siobhan.
Tench verdrehte die Augen. »Manchen Leuten kann man es einfach nicht recht machen. Sagen Sie, hat Bobby Sie umsonst hier reingeschmuggelt?«
Siobhan fühlte sich verpflichtet zu nicken.
»Und dann beschweren Sie sich noch?« Er lachte leise auf. »Vergessen Sie nicht, etwas zu spenden, bevor Sie gehen, ja? Könnte sonst nach Bestechung aussehen.«
»Das ist ein bisschen unfair«, versuchte Greig zu protestieren, aber Tench wischte den Einwand beiseite. »Und wie geht es Ihrem Kollegen?«, fragte er Siobhan.
»Sie meinen DI Rebus?«
»Genau den. Scheint mir etwas zu sehr mit der kriminellen Szene verbandelt, wenn Sie mich fragen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Na ja, Sie arbeiten zusammen … Ich bin sicher, dass er Ihnen vertraut. Gestern Abend?« Als wollte er ihrem Gedächtnis nachhelfen. »Craigmillar Faith Centre? Ich hielt gerade eine Rede, als Ihr Mr. Rebus zusammen mit einem Monster namens Cafferty auftauchte.« Er machte eine Pause. »Ich nehme an, Sie kennen ihn?«
»Ich kenne ihn«, bestätigte Siobhan.
»Kommt mir merkwürdig vor, dass die Ordnungskräfte es nötig haben, zu …« Er schien nach dem richtigen Wort zu suchen und entschied sich für: » fraternisieren «. Dann hielt er inne, den Blick unverwandt auf Siobhan gerichtet. »Ich gehe davon aus, dass DI Rebus Ihnen nichts von all dem verheimlicht hat … ich meine, ich erzähle Ihnen doch da nichts, was Sie nicht schon wissen?«
Siobhan fühlte sich wie ein Fisch, der von einem Angelhaken bedrängt wurde.
»Wir haben alle unser Privatleben, Mr. Tench«, war die einzige Antwort, die ihr einfiel. Tench wirkte enttäuscht. »Und wie ist es mit Ihnen?«, fuhr sie fort. »Hoffen Sie, ein paar Bands zu einem Auftritt im Jack Kane
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