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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Centre überreden zu können?«
    Er rieb sich wieder die Hände. »Wenn sich die Gelegenheit bietet …« Seine Stimme erstarb, als er ein ihm bekanntes Gesicht entdeckte. Siobhan kannte es auch: Marti Pellow von Wet Wet Wet. Der Name gab den Ausschlag, ihren Schirm aufzuspannen. Der Regen trommelte darauf, als Tench sein nächstes Ziel ansteuerte.
    »Worum ging es da eben?«, fragte Greig. Sie schüttelte lediglich den Kopf. »Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie eigentlich lieber woanders wären?«
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    Greig beobachtete Tench und den Sänger. »Arbeitet schnell, wie? Und schüchtern ist er auch nicht … Ich glaube, dass die Leute ihm deshalb zuhören. Haben Sie ihn je eine Rede halten hören? Da bekommen Sie eine Gänsehaut.«
    Siobhan nickte langsam. Sie dachte über Rebus und Cafferty nach. Es überraschte sie nicht, dass Rebus nichts gesagt hatte. Ihr Blick fiel wieder auf das Handy. Jetzt hatte sie einen Vorwand, ihn anzurufen, zögerte aber immer noch.
    Mir steht ein Privatleben zu, ein freier Abend.
    Andernfalls würde sie wie Rebus werden – besessen und an den Rand gedrängt, übellaunig und argwöhnisch beäugt. Er war fast zwei Jahrzehnte lang auf der Stufe des Inspektors stecken geblieben. Sie wollte mehr. Wollte ihren Job gut machen, aber auch in der Lage sein, hin und wieder abzuschalten. Wollte lieber ein Leben außerhalb ihres Berufs als einen Beruf, der zu ihrem Leben würde. Rebus hatte Familie und Freunde verloren, hatte sie für Leichen und Betrüger, Mörder, kleine Diebe, Vergewaltiger, Schläger, Gangster und Rassisten beiseitegeschoben. Wenn er einen trinken ging, tat er das allein, stand wortlos an der Bar, die Reihe der Dosierer vor sich. Er hatte keine Hobbys, trieb keinerlei Sport, nahm nie Urlaub. Wenn er eine oder zwei Wochen frei hatte, konnte sie ihn normalerweise in der Oxford Bar finden, wo er so tat, als läse er in einer Ecke Zeitung, oder lustlos auf das Tagesfernsehprogramm starrte.
    Sie wollte mehr.
    Diesmal rief sie an. Am anderen Ende knackte es; sie begann zu lächeln. »Dad?«, sagte sie. »Seid ihr noch im Restaurant? Sag ihnen, sie sollen noch ein Extragedeck fürs Dessert auflegen …«
     
    Stacey Webster war wieder sie selbst.
    Ganz ähnlich angezogen wie an dem Tag, als Rebus sie vor der Leichenhalle traf. Er deutete auf die langen Ärmel ihres T-Shirts.
    »Soll das die Tätowierungen verbergen?«, fragte er.
    »Es sind vorübergehende«, erklärte sie. »Mit der Zeit werden sie verblassen.«
    »Wie die meisten Dinge.« Er sah den Koffer, der mit versenktem Griff hochkant neben ihr stand. »Zurück nach London?«
    »Schlafwagen«, nickte sie.
    »Sehen Sie, es tut mir leid, wenn wir …« Rebus ließ seinen Blick durch den Wachraum schweifen, als widerstrebte es ihm, ihr in die Augen zu schauen.
    »Das passiert«, sagte sie. »Vielleicht war meine Tarnung noch intakt, aber Commander Steelforth setzt seine Leute nicht gern einer Gefahr aus.« Sie erschien ihm verlegen und unsicher, von Kopf und Gefühl her noch im Niemandsland zwischen zwei unterschiedlichen Identitäten.
    »Noch Zeit für einen Drink?«, fragte er.
    »Ich wollte eigentlich Siobhan treffen.« Sie fuhr mit einer Hand in ihre Tasche. »Geht es ihrer Mutter gut?«
    »Auf dem Weg der Besserung«, antwortete Rebus. »Sie halten sich in Siobhans Wohnung auf.«
    »Santal hatte nicht mehr die Möglichkeit, sich zu verabschieden.« Sie streckte Rebus eine transparente Plastikhülle hin, in der eine silberne Scheibe steckte. »Eine CD-ROM«, erklärte sie. »Die Kopie eines Films aus meiner Kamera, von dem Tag in der Princes Street.«
    Rebus nickte. »Ich sorge dafür, dass sie sie bekommt.«
    »Der Commander würde mich umbringen, wenn …«
    »Unser Geheimnis«, versicherte Rebus ihr und ließ die CD in seine Brusttasche gleiten. »Jetzt wird’s aber Zeit, dass Sie zu Ihrem Drink kommen.«
    Im Leith Walk gab es jede Menge Pubs, die geöffnet hatten. Aber der erste, auf den sie stießen, sah voll aus; dort dröhnte das Murrayfield-Konzert aus dem Fernseher. Weiter den Hügel hinunter fanden sie, was sie suchten – ein ruhiges, traditionelles Lokal mit Musik aus der Musikbox und einem Münzspielautomaten. Stacey hatte ihren Koffer am Gayfield Square hinter dem Tresen stehen lassen. Sie meinte, sie wolle ein paar schottische Geldscheine loswerden – ein Vorwand, die Runde zu bezahlen. Sie ließen sich an einem Ecktisch nieder.
    »Sind Sie vorher schon mal Schlafwagen

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