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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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gefahren?«, wollte Rebus wissen.
    »Deshalb trinke ich Wodka Tonic – die einzige Möglichkeit, in diesem verdammten Zug zu schlafen.«
    »Ist Santal endgültig passé?«
    »Kommt drauf an.«
    »Steelforth sagte, Sie seien schon Monate undercover gewesen.«
    »Monate«, bestätigte sie.
    »Dürfte nicht einfach gewesen sein in London … immer mit der Möglichkeit, dass jemand Sie erkennt.«
    »Einmal bin ich an Ben vorbeigelaufen.«
    »Als Santal?«
    »Er hat es nie erfahren.« Sie lehnte sich zurück. »Deshalb habe ich Santal nah an Siobhan herankommen lassen. Ihre Eltern hatten mir erzählt, dass sie im CID ist.«
    »Sie wollten herausfinden, ob Ihre Tarnung hielt?«
    Sie nickte. Rebus glaubte jetzt, etwas zu verstehen. Stacey wäre vom Tod ihres Bruders erschüttert gewesen, aber Santal dürfte er herzlich wenig ausgemacht haben. Das Problem war nur, dass der ganze Schmerz immer noch eingesperrt war – etwas, das er nur allzu gut kannte.
    »London war aber gar nicht mein Hauptstandort«, erklärte Stacey. »Viele der Gruppen sind weggezogen – dort konnten sie zu leicht von uns überwacht werden. Manchester, Bradford, Leeds … da habe ich die meiste Zeit verbracht.«
    »Glauben Sie, dass Sie etwas bewirkt haben?«
    Sie dachte einen Moment darüber nach. »Wir hoffen doch alle, dass wir das tun, oder?«
    Er nickte zustimmend, nippte an seinem Glas und stellte es dann ab. »Ich untersuche immer noch Bens Tod.«
    »Ich weiß.«
    »Hat der Commander es Ihnen gesagt?« Sie nickte. »Er hat mir einige Knüppel zwischen die Beine geworfen.«
    »Das betrachtet er vermutlich als seinen Job, Inspector. Sie dürfen es nicht persönlich nehmen.«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er versuchte, einen Mann namens Richard Pennen zu schützen.«
    »Pennen Industries?«
    Jetzt war es an Rebus zu nicken. »Pennen kam für die Hotelrechnung Ihres Bruders auf.«
    »Merkwürdig«, sagte sie. »Die beiden mochten sich nicht mehr besonders.«
    »Ach?«
    Sie starrte ihn an. »Ben hatte viele Kriegsgebiete besucht. Er wusste, welche Gräuel der Waffenhandel mit sich brachte.«
    »Nach der Version, die ich ständig zu hören bekomme, verkauft Pennen keine Kanonen, sondern Technologie.«
    Sie schnaubte. »Nur eine Frage der Zeit. Ben wollte die Dinge so schwierig wie möglich machen. Sie sollten sich mal den Hansard anschauen – Reden, die er im Unterhaus hielt und in denen er alle möglichen unbequemen Fragen stellte.«
    »Trotzdem hat Pennen seine Hotelrechnung bezahlt …«
    »Und Ben wird das genossen haben. Er hätte sie sich auch von einem Diktator zahlen lassen und den ganzen Aufenthalt dazu genutzt, ihn aufs Schärfste zu kritisieren.« Sie machte eine Pause, in der sie den Drink in ihrem Glas schwenkte. Dann fuhr sie fort: »Sie dachten, es wäre Bestechung, nicht wahr? Ben wird von Pennen gekauft?« Sein Schweigen kam einer Antwort gleich. »Mein Bruder war ein guter Mensch, Inspector.« Nun stiegen ihr Tränen in die Augen. »Und ich konnte nicht einmal zu seiner verdammten Beerdigung gehen.«
    »Er hätte es verstanden«, meinte Rebus. »Mein eigener …« Er musste innehalten und sich räuspern. »Mein eigener Bruder ist letzte Woche gestorben. Wir haben ihn am Freitag eingeäschert.«
    »Das tut mir leid.«
    Er hob das Glas an den Mund. »Er war in den Fünfzigern. Die Ärzte sagten, es sei ein Schlaganfall gewesen.«
    »Haben Sie einander nahegestanden?«
    »Hauptsächlich telefoniert.« Er hielt wieder inne. »Einmal hab ich ihn wegen Drogenhandels ins Gefängnis gesteckt.« Er musterte sie, um ihre Reaktion abzuschätzen.
    »Ist es das, was Sie plagt?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Dass Sie ihm nie gesagt haben …« Ihr Gesicht verzerrte sich, als die Tränen zu laufen begannen, und sie hatte alle Mühe, sich die Wörter abzuringen. »... ihm nie gesagt haben, dass es Ihnen leidtut.« Sie sprang auf und rannte zur Toilette – jetzt ganz und gar Stacey Webster. Er hatte das Gefühl, dass er ihr vielleicht folgen oder wenigstens die Kellnerin hinter ihr herschicken sollte. Stattdessen blieb er einfach sitzen, schwenkte sein Glas, bis sich oben auf dem Bier frischer Schaum bildete, und dachte über Familien nach. Ellen Wylie und ihre Schwester, die Jensens und ihre Tochter Vicky, Stacey Webster und ihr Bruder Ben …
    »Mickey«, sagte er im Flüsterton. Die Namen der Toten nennen, damit sie wissen, dass sie nicht vergessen sind.
    Ben Webster.
    Cyril Colliar.
    Edward Isley.
    Trevor Guest.
    »Michael

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