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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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wollen? Vielleicht ist er ja jetzt gerade hier und schwenkt irgendwo ein Transparent.«
    »Auf der CD-ROM ist vielleicht ein Foto von ihm …«
    »Und wir werden es nie erfahren.«
    »Wenn diese Hinweise als Spott uns gegenüber gedacht waren, warum hat er dann nicht nachgefasst? Würde er nicht versuchen, eine Art Spiel daraus zu machen?«
    »Vielleicht braucht er gar nicht nachzufassen.«
    »Das heißt?«
    »Er könnte näher sein, als wir denken …«
    »Ach was.«
    »Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    »Sie können gern welchen machen.«
    »Eigentlich sind Sie dran – ich habe den Kaffee bezahlt.«
    »Es muss irgendein Muster geben. Wir übersehen tatsächlich etwas.«
    Siobhans Handy piepte: eine SMS. Sie las sie. »Machen Sie den Fernseher an«, sagte sie.
    »Welche Sendung verpassen Sie denn jetzt?«
    Doch sie hatte schon die Beine vom Sofa geschwungen und selbst den Einschaltknopf gedrückt. Sie nahm die Fernbedienung und zappte die Kanäle durch. KURZMELDUNG lief unten über den Bildschirm. EXPLOSIONEN IN LONDON.
    »Eric hat die SMS geschickt«, sagte sie leise. Rebus stellte sich neben sie. Viel Information schien es nicht zu geben. Eine Reihe von Detonationen oder Explosionen … die Londoner U-Bahn... Opfer, mehrere Dutzend.
    »Vermutlich Überspannung«, erklärte der Fernsehsprecher. Überzeugt klang er nicht.
    »Überspannung, dass ich nicht lache«, knurrte Rebus. Die großen Bahnhöfe geschlossen. Krankenhäuser in Alarmbereitschaft. Die Bürger aufgefordert, die Innenstadt zu meiden. Siobhan ließ sich auf das Sofa zurückfallen, die Ellbogen auf die Knie und den Kopf in die Hände gestützt.
    »Auf dem falschen Fuß erwischt«, meinte sie leise.
    »Vielleicht ist es ja nicht nur London«, antwortete Rebus, der aber vom Gegenteil überzeugt war. Morgendlicher Berufsverkehr … diese ganzen Pendler, und die Bahnpolizei zum G8-Gipfel nach Schottland geschickt. All die Polizisten, die die Met zur Unterstützung abgestellt hatte. Die Augen fest geschlossen, dachte er: Ein Glück, dass das nicht gestern passiert ist, Tausende von Feiernden, die den Zuschlag für die Olympischen Spiele bejubelten; oder Samstagabend im Hyde Park … zweihunderttausend.
    Der Netzbetreiber National Grid hatte soeben bestätigt, dass es keine offensichtlichen Probleme mit der Stromversorgung gebe.
    Aldgate.
    King’s Cross.
    Edgware Road.
    Und neue Spekulationen, dass auch ein Bus »zerstört« worden war. Das Gesicht des Fernsehsprechers wirkte blass. Eine Notrufnummer lief unten über den Bildschirm.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Siobhan, als das Fernsehen Livebilder von einem der Schauplätze zeigte – Sanitäter liefen durcheinander, Rauch zog in Schwaden dahin,Verletzte saßen am Straßenrand. Glas und Sirenen, die Alarmanlagen der geparkten Autos und nahe gelegenen Büros.
    »Machen?«, echote Rebus. Siobhans Handy ersparte ihm eine Antwort. Sie hielt es sich ans Ohr.
    »Mum?«, sagte sie. »Ja, wir schauen es uns gerade an.« Sie machte eine Pause und hörte zu. »Ich bin sicher, es geht ihnen gut … Ja, du könntest die Nummer anrufen. Wahrscheinlich dauert es aber ein Weilchen, bis du durchkommst.« Wieder lauschte sie. »Was? Heute? Vielleicht haben sie King’s Cross geschlossen …« Sie hatte sich halb von Rebus abgewandt. Er verließ den Raum, damit sie frei reden konnte. In der Küche drehte er den Hahn auf und füllte den Wasserkocher. Hörte das Wasser laufen – ein so elementares Geräusch, dass er es fast nie wahrnahm. Es war einfach da.
    Normal.
    Alltäglich.
    Und als er den Wasserhahn zudrehte, gab es ein schwaches Gurgeln. Komisch, dass er sich nicht erinnern konnte, es je gehört zu haben. Als er sich umdrehte, stand Siobhan da.
    »Mum will nach Hause fahren«, sagte sie, »um sich zu vergewissern, dass den Nachbarn nichts passiert ist.«
    »Ich weiß nicht mal, wo sie wohnen.«
    »Forest Hill«, klärte sie ihn auf. »Südlich der Themse.«
    »Also kein Mittagessen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Er gab ihr ein Blatt von der Küchenrolle, sodass sie sich schnäuzen konnte.
    »So was rückt die Dinge ins rechte Licht«, meinte sie nachdenklich.
    »Eigentlich nicht. Es lag schon die ganze Woche in der Luft. In manchen Augenblicken konnte ich es förmlich schmecken.«
    »Das sind drei Teebeutel«, sagte sie.
    »Was?«
    »Sie haben gerade drei Beutel in diesen Becher gehängt.« Sie reichte ihm den Wasserkocher. »War es das, worüber Sie eben nachgedacht haben?«
    »Vielleicht«, meinte er. Vor seinem

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