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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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…«
    Hochzufrieden mit dem Ergebnis gönnte Rebus sich eine Pause, um eine Tasse Kaffee zu trinken und sich einmal richtig zu strecken. In dem Gebäude war es still. Der Sergeant am Eingangstresen war durch einen seiner Untergebenen abgelöst worden. Obwohl Rebus das Gesicht nicht kannte, nickte er.
    »Ich hab die ganze Zeit versucht, dem CID ein Gespräch durchzustellen«, sagte der junge Beamte. Er fuhr mit dem Finger am Rand seines Hemdkragens entlang. Sein Hals war von Aknenarben oder einer Art Ausschlag bedeckt.
    »Das wäre in dem Fall ich«, erklärte Rebus ihm. »Was ist denn passiert?«
    »Ärger am Castle, Sir.«
    »Haben die Protestmärsche schon früher angefangen?«
    Der Uniformierte schüttelte den Kopf. »Es gibt Aussagen über einen Schrei und einen Körper, der in den Gardens landete. Sieht aus, als wäre jemand von der Burgmauer gefallen.«
    »Das Castle ist um diese Zeit nicht geöffnet«, stellte Rebus fest, die Stirn in Falten gelegt.
    »Ein Abendessen für ein paar hohe Tiere …«
    »Und wer ist da in den Abgrund gestürzt?«
    Der Polizist zuckte nur die Achseln. »Soll ich ihnen sagen, dass niemand verfügbar ist?«
    »Seien Sie nicht albern, mein Sohn!«, rief Rebus ihm zu, schon auf dem Weg, seine Jacke zu holen.
     
    Das Edinburgh Castle sei nicht nur eine der wichtigsten Touristenattraktionen, sondern diene teilweise auch noch als Militärkaserne, betonte Commander David Steelforth, als er Rebus gleich hinter dem Fallgitter in den Weg trat.
    »Sie kommen ja ganz schön rum«, war Rebus’ Antwort darauf. Der Mann von der Special Branch war formell gekleidet: Fliege und Kummerbund, Smokingjacke, Lackschuhe.
    »Das bedeutet, es steht streng genommen unter der Ägide der Armee …«
    »Ich weiß nicht genau, was ›Ägide‹ bedeutet, Commander.«
    »Es bedeutet«, zischte Steelforth, dem allmählich der Geduldsfaden riss, »dass die Militärpolizei sich um die Warums und Wozus des Vorfalls hier kümmern wird.«
    »Das war sicher ein gutes Abendessen?« Rebus ging weiter. Der Pfad wand sich den Hügel hinauf, heftige Windböen zerrten an den beiden Männern.
    »Hier sind wichtige Leute, DI Rebus.«
    Wie auf ein Stichwort hin tauchte aus einer Art Tunnel vor ihnen ein Auto auf. Es bewegte sich auf das Tor zu und zwang Rebus und Steelforth auf die Seite. Rebus erhaschte einen Blick auf den Mann im Fond des Wagens: das Glitzern einer Metallrandbrille, ein langes, blasses, besorgt wirkendes Gesicht. Aber der Außenminister scheine doch oft besorgt auszusehen, meinte Rebus zu Steelforth. Der Special-Branch-Mann runzelte die Stirn, enttäuscht darüber, dass er ihn erkannt hatte.
    »Ich hoffe, ich muss ihn nicht vernehmen«, fügte Rebus hinzu.
    »Schauen Sie, Inspector …«
    Aber Rebus ging bereits weiter. »Die Sache ist die, Commander«, sagte er über die Schulter zu ihm, »das Opfer ist vielleicht gefallen – oder gesprungen oder was auch immer -, und ich bestreite auch gar nicht, dass es sich auf Armeegebiet befand, als es das tat … aber gelandet ist es ungefähr hundert Meter weiter südlich in den Princes Street Gardens.« Rebus lächelte ihn an. »Und deshalb gehört es mir.«
    Während Rebus weiterging, versuchte er sich an seinen letzten Besuch hinter den Burgmauern zu erinnern. Damals hatte er natürlich seine Tochter dabei gehabt, aber das war über zwanzig Jahre her. Die Burg beherrschte die Skyline von Edinburgh. Man konnte sie von Bruntsfield und Inverleith aus sehen. Auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt nahm sie das Aussehen eines düsteren transsylvanischen Schlosses an, und man fragte sich unwillkürlich, ob man seinen Farbsinn verloren hatte. Von der Princes Street, der Lothian Road und der Johnston Terrace aus erschienen die vulkanischen Flanken des Burgbergs steil und uneinnehmbar – und als solches hatten sie sich im Lauf der Jahrhunderte auch erwiesen. Kam man allerdings vom Lawnmarket, erreichte man den Eingang der Burg über einen sanften Hügel, der noch kaum Hinweise auf deren mächtige Präsenz gab.
    Die Fahrt vom Gayfield Square hierher hatte Rebus fast matt gesetzt. Uniformierte Polizisten hatten ihn daran hindern wollen, die Waverley Bridge zu überqueren. Unter lautem Knirschen und Klirren von Metall wurden die Absperrungen für die Großdemo am nächsten Tag an ihre Positionen geschleppt. Er hatte gehupt, ohne sich um die Gesten zu kümmern, mit denen man ihm bedeutete, sich eine andere Strecke zu suchen. Als ein Beamter näher gekommen war, hatte Rebus

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