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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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müssen Sie sich dran gewöhnen …«, flüsterte er und ging davon.
    »Reizender Mensch«, bemerkte Tam. Rebus drehte sich zu ihm um.
    »Wie lange stehen Sie da schon?«
    »Nicht lange.«
    »Irgendwas Neues für mich?«
    »Der Pathologe ist der mit den Antworten.«
    Rebus nickte bedächtig. »Trotzdem …«
    »Nichts deutet darauf hin, dass er irgendetwas anderes getan hat als zu springen.«
    »Er hat den ganzen Weg bis nach unten geschrien. Meinen Sie, ein Selbstmörder würde das tun?«
    »Ich würde es bestimmt tun. Ich habe aber auch eine wahnsinnige Höhenangst.«
    Rebus rieb sich die Wange, während er zum Castle hinaufschaute. »Er ist also entweder gefallen oder gesprungen.«
    »Oder wurde plötzlich geschubst«, ergänzte Tam. »Konnte nicht mal mehr dran denken, sich irgendwo festzukrallen.«
    »Besten Dank auch.«
    »Vielleicht gab es ja zwischen den einzelnen Gängen Dudelsackmusik. Das könnte seinen Lebenswillen gebrochen haben.«
    »Sie sind ein unverbesserlicher Jazzsnob, Tam.«
    »Für mich genau richtig.«
    »Steckte kein Brief in seinem Jackett?«
    Tam schüttelte den Kopf. »Ich würde Ihnen aber gern das hier geben.« Er hielt eine kleine Kartenhülle aus Pappe hoch. »Anscheinend hat er im Balmoral gewohnt.«
    »Das ist nett.« Rebus schlug die Hülle auf und sah die Plastikschlüsselkarte. Nachdem er sie herausgezogen hatte, schaute er sich Ben Websters Unterschrift und Zimmernummer genau an.
    »Vielleicht wartet ja dort ein Lebewohl-böse-Welt-Brief auf Sie«, meinte Tam.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.« Rebus ließ den Schlüssel in seine Tasche gleiten. »Danke, Tam.«
    »Aber denken Sie dran: Sie haben ihn gefunden. Ich will keine Scherereien haben.«
    »Verstanden.« Einen Augenblick lang standen die beiden Männer schweigend da. Zwei alte Profis, die alles erlebt hatten, was der Beruf ihnen so bieten konnte. Die Männer von der Leichenhalle näherten sich, einer von ihnen mit einem Leichensack in der Hand.
    »Schöne Nacht für so was«, bemerkte er. »Alles klar, Tam?«
    »Der Doktor ist noch nicht da.«
    Der Mann schaute auf die Uhr. »Glaubst du, er braucht noch lange?«
    Tam zuckte nur mit den Schultern. »Kommt drauf an, wer den Kürzeren gezogen hat.«
    Der Mann stieß hörbar die Luft aus. »Wird eine lange Nacht«, stöhnte er.
    »Lange Nacht«, wiederholte sein Kollege.
    »Weißt du, dass sie uns ein paar Leichen aus der Halle haben rausschaffen lassen?«
    »Warum das denn?«, fragte Rebus.
    »Für den Fall, dass eine dieser Kundgebungen oder Demos aus dem Ruder läuft.«
    »Gerichtssäle und Zellen sind auch leer und warten«, fügte Tam hinzu.
    »Die Notaufnahme ist in Alarmbereitschaft«, ergänzte der Bedienstete der Leichenhalle.
    »Das klingt ja ganz nach Apocalypse Now«, meinte Rebus. Sein Handy klingelte, und er entfernte sich ein Stück. Rufnummernüberprüfung: Siobhan.
    »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    »Ich brauche einen Drink«, erklärte sie.
    »Ärger mit Ihren Leuten?«
    »Mein Auto ist demoliert worden.«
    »Haben Sie sie auf frischer Tat ertappt?«
    »In gewisser Weise ja. Wie wär’s mit der Oxford Bar?«
    »Verlockend, nur bin ich gerade hinter etwas her. Aber ich sage Ihnen was …«
    »Was denn?«
    »Wir könnten uns im Balmoral treffen.«
    »Ihre Überstunden auf den Kopf hauen?«
    »Das dürfen Sie dann selbst beurteilen.«
    »Zwanzig Minuten?«
    »Gut.« Er klappte sein Handy zu.
    »Es ist wirklich tragisch mit dieser Familie«, sinnierte Tam gerade.
    »Welcher Familie?«
    Der Beamte nickte in die Richtung der Leiche. »Seine Mum wurde vor ein paar Jahren überfallen und starb als Folge davon.« Er hielt inne. »Glauben Sie nicht, der Gedanke daran könnte einen die ganze Zeit über quälen?«
    »Fehlt nur noch der richtige Auslöser«, fügte einer der Männer von der Leichenhalle hinzu. Rebus folgerte, dass heutzutage jeder ein verdammter Küchenpsychologe war …
     
    Er beschloss, das Auto stehen zu lassen und zu Fuß zu gehen. Ging schneller, als wieder mit den Absperrungen zu kämpfen. Innerhalb weniger Minuten war er am Waverley, musste dort nur ein paar Hindernisse übersteigen. Ein paar unglückliche Touristen waren soeben mit dem Zug angekommen und hielten, ratlos und verlassen, hinter dem Geländer Ausschau nach einem Taxi. Er ging ihnen aus dem Weg, bog um die Ecke in die Princes Street und stand dann vor dem Balmoral Hotel. Manche Einheimische nannten es immer noch das North British Hotel, obwohl es schon

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