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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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das Fenster heruntergekurbelt und ihm seine Dienstmarke gezeigt.
    »Diese Strecke ist gesperrt«, hatte der Mann verkündet. Englischer Akzent, vielleicht Lancashire.
    »Ich bin vom CID«, hatte Rebus ihm erklärt. »Und hinter mir werden vermutlich gleich ein Krankenwagen, ein Gerichtsmediziner und ein Fahrzeug der Spurensicherung kommen. Wollen Sie denen dieselbe Geschichte erzählen?«
    »Was ist passiert?«
    »Jemand ist gerade in den Gardens gelandet.« Rebus deutete mit dem Kopf auf das Castle.
    »Verfluchte Demonstranten... Vorhin ist einer in den Felsen stecken geblieben. Die Feuerwehr musste ihn mit einer Seilwinde herunterholen.«
    »So gern ich ja ein Schwätzchen halten würde …«
    Der Polizist machte ein finsteres Gesicht, schob aber die Absperrung beiseite.
    Nun hatte sich eine andere vor Rebus aufgebaut: Commander David Steelforth.
    »Das ist ein gefährliches Spiel, Inspector. Überlassen Sie das lieber den Klügeren von uns.«
    Rebus kniff die Augen zusammen. »Dann halten Sie mich wohl für dumm?«
    Ein kurzes, schroffes Lachen. »Ganz und gar nicht.«
    »Gut.« Rebus sah, wohin er gehen musste. Wachsoldaten spähten über den Rand der Zinnen. Nicht weit davon entfernt standen ältere, vornehm aussehende Herren in Abendkleidung zusammen und rauchten Zigarren.
    »Ist er hier runtergefallen?«, fragte Rebus die Wachen. Er hatte seine Dienstmarke in der Hand, wollte sich jedoch nicht unbedingt als Zivilpolizist zu erkennen geben.
    »Muss ungefähr die Stelle sein«, antwortete einer.
    »Hat es jemand gesehen?«
    Kopfschütteln. »Vorher hatte es einen Zwischenfall gegeben«, sagte derselbe Soldat. »Irgendein Idiot war stecken geblieben. Wir waren also darauf gefasst, dass noch mehr es versuchen könnten.«
    »Und?«
    »Und der Gefreite Andrews dachte, er hätte auf der anderen Seite was gesehen.«
    »Ich hab gesagt, ich bin nicht sicher«, verteidigte sich Andrews.
    »Dann sind Sie also alle auf die andere Seite der Burg verschwunden?« Rebus sog geräuschvoll die Luft ein. »Das nannte man früher ›seinen Posten verlassen‹.«
    »Detective Inspector Rebus ist hier nicht zuständig«, erklärte Steelforth der Gruppe.
    »Und das hätte als Verrat gegolten«, warnte Rebus ihn.
    »Ist bekannt, wer vermisst wird?«, fragte einer der älteren Herren.
    Rebus hörte wieder ein Auto auf das Fallgitter zufahren. Seine Scheinwerfer warfen wilde Schatten auf die Mauer vor ihm. »Schwer zu sagen, wenn alles sich aus dem Staub macht«, antwortete er ruhig.
    »Niemand ›macht sich aus dem Staub‹«, fauchte Steelforth.
    »Wohl lauter vorher getroffene Verabredungen?«, riet Rebus.
    »Das sind wahnsinnig beschäftigte Leute, Inspector. Hier fallen Entscheidungen, die die Welt verändern könnten.«
    »Das, was dem armen Schwein da unten passiert ist, werden sie jedenfalls nicht ändern.« Rebus deutete mit dem Kopf auf die Mauer, dann drehte er sich zu Steelforth um. »Und was war heute Abend hier los, Commander?«
    »Diskussionen beim Abendessen. Schritte hin zur Ratifizierung.«
    »Gute Nachricht für alle miesen Ratten. Und die Gäste?«
    »Vertreter der G8-Staaten – Außenminister, Sicherheitspersonal, höhere Staatsbeamte.«
    »Schließt vermutlich Pizza und ein oder zwei Kästen Bier aus.«
    »Bei solchen Zusammenkünften kommt viel heraus.«
    Rebus beugte sich über den Zinnenrand. Er war noch nie ein Freund der Höhe gewesen und richtete sich schnell wieder auf. »Kann überhaupt nichts sehen«, stellte er fest.
    »Wir haben ihn gehört«, sagte einer der Soldaten.
    »Was genau haben Sie gehört?«, fragte Rebus.
    »Den Schrei, als er fiel.« Zustimmung heischend blickte er in die Runde seiner Kameraden. Einer von ihnen nickte.
    »Schien den ganzen Weg runter zu schreien«, fügte er schaudernd hinzu.
    »Ich frage mich, ob das Selbstmord ausschließt«, sagte Rebus nachdenklich. »Was meinen Sie, Commander?«
    »Ich meine, dass Sie hier nichts erfahren werden, Inspector. Außerdem finde ich es merkwürdig, dass Sie immer dann wie aus dem Nichts aufzutauchen scheinen, wenn es schlechte Nachrichten gibt.«
    »Komisch«, erwiderte Rebus, während sein Blick Steelforth durchbohrte, »genau dasselbe habe ich gerade von Ihnen gedacht …«
     
    Dem Suchtrupp hatten auch Beamte des Absperrungsdienstes in ihren gelben Jacken angehört. Mit Taschenlampen ausgerüstet, hatten sie nicht lange gebraucht. Sanitäter erklärten den Mann für tot, was jeder andere auch geschafft hätte. Hals in unnatürlichem

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