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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Plastikbeutel aus der Tasche seines Laborkittels. »Außer natürlich, Sie zählen das hier mit.«
    »Was ist das?«, fragte Siobhan.
    »Eine Bankkarte«, klärte Duff sie auf und genoss diesen Augenblick. »Auf den Namen Trevor Guest. Jetzt sagen Sie bloß noch mal, ich verdiente meine kleinen Belohnungen nicht …«
     
    Wieder an der frischen Luft, zündete Rebus sich eine Zigarette an. Siobhan durchmaß mit verschränkten Armen eine Parkbucht.
    »Ein Mörder«, stellte sie fest.
    »Ja.«
    »Zwei namentlich bekannte Opfer, das eine Mechaniker …«
    »Oder Autoverkäufer«, sinnierte Rebus. »Oder jemand, der Zugang zu einem Hemd hatte, das für eine Autowerkstatt wirbt.«
    »Danke, dass Sie sich weigern, die Suche einzuschränken.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wenn wir einen Schal des Hibernian FC gefunden hätten, würden wir uns ja auch nicht gleich auf die erste Mannschaft stürzen.«
    »Wohl wahr.« Sie blieb abrupt stehen. »Müssen Sie noch mal in die Gerichtsmedizin?«
    Er schüttelte den Kopf. »Einer von uns muss Macrae diese Neuigkeiten mitteilen.«
    Sie nickte. »Das mache ich.«
    »Sonst gibt’s heute nicht mehr viel zu tun.«
    »Dann also zurück zum Live 8?«
    Er zuckte wieder mit den Schultern. »Und bei Ihnen zu den Meadows?«, riet er.
    Sie nickte geistesabwesend. »Können Sie sich eine ungünstigere Woche für das hier vorstellen?«
    »Wofür zahlen sie uns denn die ganze Kohle?«, erwiderte Rebus, während er einen tiefen Zug Nikotin nahm.
     
    An seiner Wohnungstür wartete ein dickes Päckchen auf Rebus. Siobhan war wieder unterwegs zu den Meadows. Rebus hatte ihr gesagt, sie könne doch später auf einen Drink vorbeikommen. In seinem Wohnzimmer war es stickig, und er riss die Fenster auf. Von dem Demonstrationszug drangen Geräusche herüber: widerhallende, durch Lautsprecher verstärkte Stimmen, Trommeln und Pfeifen. Im Fernsehen kam das Live-8-Konzert, aber er kannte keine der Bands. Er schaltete den Ton ab und öffnete das Päckchen. Darin lag eine Notiz von Mairie – VERDIENT HAST DU ES NICHT -, gefolgt von seitenweise Computerausdrucken. Zeitungsartikel über Pennen Industries, die bis zur Trennung der Firma vom Verteidigungsministerium zurückreichten. Ausschnitte aus dem Wirtschaftsteil mit ausführlichen Angaben über steigende Gewinne. Aussagekräftige Porträts von Richard Pennen nebst Fotos von ihm. Jeder Zoll ein erfolgreicher Geschäftsmann: gepflegte Erscheinung, Nadelstreifen, entsprechender Haarschnitt. Graumeliertes Haar, obwohl er erst Mitte vierzig war. Metallrandbrille, ein markantes Kinn und perfekt aussehende Zähne.
    Richard Pennen war beim Verteidigungsministerium angestellt gewesen, eine Art Genie in Sachen Mikrochips und Computersoftware. Er betonte, seine Firma verkaufe keine Waffen als solche, sondern nur die Komponenten, die sie so effizient wie möglich machten. »Was für alle Beteiligten sicher besser ist als die Alternative«, wurde er zitiert. Rasch blätterte Rebus Interviews und Hintergrundberichte durch. Nichts, was eine Verbindung zwischen Pennen und Ben Webster hergestellt hätte, außer dass sie beide mit Aspekten des »Handels« zu tun hatten. Kein Grund, warum die Firma nicht Abgeordneten Zimmer in Fünfsternehotels bezahlen sollte. Rebus wandte sich dem nächsten Papierstapel zu, für den er Mairie ein stilles Dankeschön schickte. Sie hatte eine ganze Materialsammlung über Ben Webster selbst beigelegt. Über seine Laufbahn als Mitglied des Parlaments war nicht viel dabei. Nach dem furchtbaren Überfall auf Websters Mutter fünf Jahre zuvor hatten die Medien jedoch ein plötzliches Interesse an der Familie gezeigt. Sie und ihr Mann hatten in The Borders Urlaub gemacht, wo sie auf dem Land nahe Kelso ein Ferienhäuschen mieteten. Eines Nachmittags war er zum Einkaufen in die Stadt gefahren, und als er zurückkam, war das Cottage auf den Kopf gestellt und seine Frau tot, stranguliert mit einer Vorhangkordel. Sie war geschlagen, aber nicht sexuell missbraucht worden. Aus ihrer Handtasche fehlte Geld, außerdem ihr Handy. Sonst war nichts entwendet worden.
    Nur ein bisschen Bargeld und ein Handy.
    Und das Leben einer Frau.
    Die Ermittlungen hatten sich über Wochen hingezogen. Rebus betrachtete Fotos von dem abgelegenen Ferienhäuschen, dem Opfer, dem trauernden Ehemann, den zwei Kindern – Ben und Stacey. Er zog die Karte, die Stacey ihm gegeben hatte, aus der Tasche und rieb mit den Fingern über deren Kanten, während er weiter das Material

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