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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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durchging. Ben, der Abgeordnete für Dundee North; Stacey, die Polizeibeamtin bei der Metropolitan Police, von Kollegen als »fleißig und beliebt« beschrieben. Das Cottage lag in einer hügeligen Landschaft am Rand eines Waldgebiets, andere Wohnhäuser gab es weit und breit keine. Die Eheleute hatten gerne lange Wanderungen unternommen und regelmäßig Bars und Esslokale in Kelso besucht. Die Gegend war ihr Lieblingsziel für viele Urlaube gewesen. Lokalpolitiker beeilten sich zu betonen, die Borders Region sei »nach wie vor weitgehend frei von Verbrechen und ein Hafen der Ruhe«. Touristen sollten nicht abgeschreckt werden …
    Der Mörder wurde nie gefasst. Die Geschichte rutschte ins Innere der Zeitungen, dann weiter ans Ende und tauchte nur ab und zu in ein oder zwei Abschnitten wieder auf, wenn Ben Webster porträtiert wurde. Es gab ein ausführliches Interview mit ihm aus der Zeit, als er PPS geworden war. Damals hatte er nicht über die Tragödie sprechen wollen.
    Tragödien, genau genommen. Der Vater hatte den Mord an seiner Frau nicht lange überlebt. Er starb eines natürlichen Todes. »Er hat einfach den Lebenswillen verloren«, wie einer seiner Nachbarn in Broughty Ferry es formulierte. »Und jetzt ruht er in Frieden mit der Liebe seines Lebens.«
    Rebus schaute sich noch einmal das Foto von Stacey an, das am Tag der Beerdigung ihrer Mutter aufgenommen worden war. Sie hatte sich anscheinend ans Fernsehen gewandt, um Informationen zu bekommen. Sie war stärker als ihr Bruder, der sich dagegen entschieden hatte, sie zu der Pressekonferenz zu begleiten. Rebus hoffte inständig, dass sie stark blieb.
    Selbstmord schien der naheliegende Schluss zu sein: ein letztlich vom Schmerz überwältigter verwaister Sohn. Nur hatte Ben Webster beim Fallen geschrien. Und die Wachen waren vor einem Eindringling gewarnt worden. Im Übrigen, warum ausgerechnet in dieser Nacht? An diesem Ort? Als die internationale Presse in der Stadt eintraf …
    Eine sehr öffentliche Geste.
    Und Steelforth … nun, Steelforth wollte das alles negieren. Nichts sollte die Aufmerksamkeit von dem G8-Gipfel ablenken. Nichts sollte die verschiedenen Delegationen stören. Rebus musste zugeben, dass er eigentlich nur an diesem Fall festhielt, um den Special-Branch-Mann zur Weißglut zu bringen. Er stand vom Tisch auf, ging in die Küche und machte sich noch eine Tasse Kaffee, die er dann mit ins Wohnzimmer nahm. Dort zappte er durch die Kanäle, fand aber nichts über die Demonstration in Edinburgh. Die Menschenmenge im Hyde Park schien sich zu amüsieren, obwohl es unmittelbar vor der Bühne einen abgeteilten, nur spärlich gefüllten Bereich gab. Vielleicht für Sicherheitskräfte; oder aber für die Presse. Diesmal bat Geldof nicht um Geld; Live 8 wolle, dass Herzen und Köpfe sich auf die gemeinsame Sache ausrichteten. Rebus fragte sich, wie viele Konzertbesucher wohl anschließend dem Ruf folgen und die rund sechshundertfünfzig Kilometer hinauf nach Schottland fahren würden. Er zündete sich zu seinem Kaffee eine Zigarette an, ließ sich in einen Sessel fallen und starrte auf den Bildschirm. Der Clootie Well fiel ihm wieder ein, das Ritual, das dort vollzogen wurde. Falls Ray Duff recht hatte, gab es mindestens drei Opfer und einen Mörder, der sozusagen einen Grabaltar errichtet hatte. Deutete das auf jemanden aus der Gegend hin? Wie bekannt war der Clootie Well außerhalb von Auchterarder? Wurde er in Reiseführern oder Prospekten für Touristen erwähnt? War er wegen seiner Nähe zum G8-Gipfel gewählt worden, die den Mörder zu der Annahme brachte, dass bei den vielen zusätzlichen Polizeistreifen seine grauenvolle kleine Opfergabe auf jeden Fall gefunden würde? War, wenn das zutreffen sollte, sein Amoklauf damit beendet?
    Drei Opfer … das konnten sie unmöglich vor den Medien geheim halten. CC Rider … Keogh’s Garage … eine Bankkarte … Der Mörder machte es ihnen leicht; sie sollten wissen, dass er dort draußen war. In Schottland hatte sich so viel internationale Presse versammelt wie nie zuvor, was ihm ein internationales Forum bot. Und Macrae würde die Gelegenheit genießen. Mit geschwellter Brust würde er, Derek Starr neben sich, dort draußen vor ihnen stehen und ihre Fragen beantworten.
    Siobhan hatte gesagt, sie würde Macrae von der Demo aus anrufen und ihm die Laborbefunde mitteilen. In der Zwischenzeit würde Ray Duff weitere Tests durchführen, versuchen, von dem Blut genetische Fingerabdrücke zu nehmen, und

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