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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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herausfinden, ob Haare oder Fasern isoliert und identifiziert werden konnten. Rebus dachte noch einmal an Cyril Colliar. Nicht gerade ein typisches Opfer. Das Ziel von Serienmördern waren normalerweise eher Schwächere und Randgruppen. Ein Fall von falschem Ort, falscher Zeit? In Edinburgh getötet, aber der Stofffetzen von seiner Jacke landet im Wald von Auchterarder, gerade als die Operation Sorbus beginnt. Sorbus: eine Art Baum … der CC-Rider-Fetzen auf einer Waldlichtung … Wenn es irgendeine Verbindung zum G8-Gipfel gab, so viel war Rebus klar, dann würde der Geheimdienst Siobhan und ihm den Fall entreißen. Steelforth würde es so haben wollen. Und der Mörder verspottete sie …
    Indem er Visitenkarten hinterließ.
    Es klopfte an der Tür. Das musste Siobhan sein. Er drückte die Zigarette aus, stand auf und schaute sich im Zimmer um. Allzu schlimm sah es nicht aus: keine leeren Bierdosen oder Pizzaschachteln. Whiskyflasche neben dem Sessel. Er nahm sie und stellte sie auf den Kaminsims. Schaltete den Fernseher auf einen Nachrichtenkanal und ging zur Tür. Riss sie auf, erkannte das Gesicht und spürte, wie sein Magen sich zusammenzog.
    »Ihr Gewissen ist also jetzt beruhigt, stimmt’s?«, fragte er mit vorgetäuschter Gleichgültigkeit.
    »So rein wie frischgefallener Schnee, Rebus. Können Sie das auch von sich behaupten?«
    Nicht Siobhan. Morris Gerald Cafferty. In einem weißen T-Shirt mit dem Slogan Make Poverty History. Hände in den Hosentaschen. Zog sie langsam heraus und hielt sie hoch, um Rebus zu zeigen, dass sie leer waren. Ein Kopf so groß wie ein Bowlingball, glänzend und nahezu kahl. Kleine, tief liegende Augen. Glänzende Lippen. Kein Hals. Rebus war im Begriff, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen, aber Cafferty stemmte eine Hand dagegen.
    »Behandelt man so einen alten Kumpel?«
    »Scheren Sie sich zum Teufel!«
    »Scheint, als wären Sie mir zuvorgekommen – stammt dieses Hemd von einer Vogelscheuche?«
    »Und wer kleidet Sie ein – Trinny und Susannah vielleicht?«
    Cafferty schnaubte. »Ich habe die beiden tatsächlich im Frühstücksfernsehen getroffen … Ist es so nicht besser? Wir werden ein nettes kleines Schwätzchen halten.«
    Rebus hatte den Versuch aufgegeben, die Tür zu schließen. »Was, um alles in der Welt, wollen Sie hier, Cafferty?«
    Cafferty betrachtete eingehend seine Handflächen, von denen er imaginären Schmutz wegwischte. »Wie lang leben Sie schon hier, Rebus? Müssen an die dreißig Jahre sein.«
    »Und?«
    »Schon mal was von der Immobilienleiter gehört?«
    »Herrgott, als Nächstes kommen Sie mir mit Lage, Lage, Lage …«
    »Sie haben nie versucht, sich zu verbessern, das ist etwas, was ich nicht verstehen kann.«
    »Vielleicht sollte ich ein Buch darüber schreiben.«
    Cafferty grinste. »Ich denke an eine Fortsetzung, in der ich noch ein paar unserer ›Meinungsverschiedenheiten‹ auflisten werde.«
    »Sind Sie deswegen hier? Um Ihr Gedächtnis ein bisschen aufzufrischen?«
    Caffertys Miene verfinsterte sich. »Ich bin wegen meines Jungen Cyril hier.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Hab gehört, dass es Fortschritte gibt. Ich will wissen, welche.«
    »Wer hat Ihnen das erzählt?«
    »Es stimmt also?«
    »Selbst wenn, glauben Sie, ich würde es Ihnen sagen?«
    Cafferty gab ein Knurren von sich, dann schossen seine Hände nach vorn und schubsten Rebus rückwärts in den Flur, wo er gegen die Wand stieß. Mit gefletschten Zähnen griff Cafferty erneut nach ihm, aber Rebus war vorbereitet und bekam ein Stück T-Shirt zu fassen. Die beiden Männer rangen miteinander, wanden und drehten sich und bewegten sich weiter den Flur entlang, bis sie auf der Schwelle zum Wohnzimmer standen. Keiner hatte ein Wort gesagt. Cafferty schaute flüchtig in das Zimmer und schien zu erstarren. Rebus gelang es, sich aus seinem Griff zu befreien.
    »Herrje …« Caffertys Blick war auf die zwei Kartons auf dem Sofa geheftet – ein Teil von Colliars Ermittlungsakten, die Rebus am Abend zuvor vom Gayfield Square mitgebracht hatte. Obendrauf lag eins der Autopsiefotos und darunter, gerade noch zu erkennen, ein älteres Foto von Cafferty selbst. »Was tut das ganze Zeug hier?«, fragte er.
    »Geht Sie nichts an.«
    »Sie wollen mir das immer noch anhängen …«
    »Nicht mehr so wie vorher«, räumte Rebus ein. Er ging zum Kaminsims und griff nach der Whiskyflasche. Nahm sein Glas vom Boden und goss ein. »Es wird sich ohnehin bald herumgesprochen haben«, sagte er und machte eine

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