Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
ins Maul?«
    »Diese Sache mit der Website …« Sie ließ ihre Augen ein zweites Mal über das Blatt wandern.
    »Es ist alles in Ordnung, Mairie.Wenn du aber keine Verwendung dafür hast …« Er streckte die Hand aus, um es wieder an sich zu nehmen.
    »Was ist ein ›Serienkilter‹? Ist das einer, der am laufenden Band Kilts herstellt?«
    »Gib es mir zurück.«
    »Wer hat dich denn so auf die Palme gebracht?«, fragte sie lächelnd. »Sonst würdest du dich doch nicht so verhalten.«
    »Gib es einfach her, und die Sache ist erledigt.«
    Doch sie steckte das Blatt wieder in den Umschlag und den Umschlag gefaltet in die Tasche. »Wenn für den Rest des Tages alles ruhig bleibt, lässt mein Chefredakteur sich vielleicht überreden.«
    »Betone die Verbindung mit der Website«, empfahl Rebus. »Das könnte dazu beitragen, dass die anderen auf der Liste etwas vorsichtiger sind.«
    »Hat man sie nicht informiert?«
    »Dazu sind wir noch nicht gekommen. Und wenn es nach dem Chief Constable geht, werden sie vor nächster Woche nichts davon erfahren.«
    »Und bis dahin könnte der Killer wieder zuschlagen?«
    Rebus nickte.
    »Machst du das wirklich nur, um das Leben dieser Scheißkerle zu retten?«
    »Um zu schützen und zu dienen«, antwortete Rebus und deutete erneut einen Gruß an.
    »Und nicht, weil du einen Streit mit dem Chief Constable hattest?«
    Rebus schüttelte langsam den Kopf, als wäre er von ihr enttäuscht. »Und ich dachte, ich wäre derjenige mit dem Hang zum Zynismus … Kümmerst du dich wirklich weiter um Richard Pennen?«
    »Noch ein Weilchen.« Sie winkte mit dem Umschlag. »Aber erst muss ich das hier neu tippen. Ich wusste gar nicht, dass Englisch nicht deine Muttersprache ist.«
    Siobhan war nach Hause gefahren und hatte sich ein Bad eingelassen. Nachdem sie sich hineingelegt hatte, waren ihr die Augen zugefallen, und sie war erst mit einem Ruck wieder aufgewacht, als ihr Kinn die Oberfläche des lauwarmen Wassers berührte. Sie war aus der Wanne gestiegen, hatte frische Kleider angezogen, ein Taxi bestellt und sich zu der Werkstatt bringen lassen, wo ihr Auto zur Abholung bereitstand. Sie war nach Niddrie gefahren, zuversichtlich, dass sie nicht ein zweites Mal Pech haben würde – genauer gesagt ein drittes Mal, obwohl sie es geschafft hatte, die Leihgabe von St. Leonard’s an ihren Platz zurückzubringen, ohne dabei beobachtet zu werden. Wenn jetzt Fragen kämen, konnte sie immer sagen, der Schaden sei auf dem Polizeiparkplatz entstanden.
    Am Straßenrand vor der Zeltstadt stand ein einstöckiger Omnibus, dessen Fahrer in seine Zeitung vertieft war. Ein paar Camper trotteten auf ihrem Weg dorthin mit ihren prall gefüllten Rucksäcken an Siobhan vorbei und lächelten ihr müde zu. Bobby Greig verfolgte den Exodus. Siobhan blickte sich um und sah, dass andere eifrig mit dem Abbauen ihrer Zelte beschäftigt waren.
    »Am Samstag war bei uns am meisten los«, erklärte Greig. »Seitdem wurde es jeden Tag ein bisschen ruhiger.«
    »Sie mussten also niemanden wegschicken?«
    Sein Mund zuckte. »Unterbringungsmöglichkeiten für fünfzehntausend, und nur zwei haben sich hierher bemüht.« Er hielt inne. »Ihre ›Freunde‹ sind letzte Nacht nicht nach Hause gekommen.« An der Art, wie er das sagte, erkannte sie, dass er informiert war.
    »Meine Eltern«, bestätigte sie.
    »Und warum wollten Sie nicht, dass ich das erfahre?«
    »Ich weiß nicht genau, Bobby. Vielleicht dachte ich, die Eltern einer Polizistin wären hier nicht sicher.«
    »Sie wohnen also jetzt bei Ihnen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Einer der Bereitschaftspolizisten hat meiner Mutter einen Schlag ins Gesicht versetzt. Sie hat die Nacht im Krankenhaus verbracht.«
    »Das tut mir leid. Kann ich irgendwas tun?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Gab es noch Ärger mit den Einheimischen?«
    »Gestern Abend noch mal eine solche Pattsituation.«
    »Ganz schön hartnäckige kleine Scheißer!«
    »Stadtrat Tench kam zufällig wieder vorbei und sorgte für einen Waffenstillstand.«
    »Tench?«
    Greig nickte. »Er führte ein hohes Tier herum. Jemanden von der Stadterneuerung.«
    »Die Gegend hätte es nötig. Was für ein hohes Tier war das denn?«
    Greig zuckte die Achseln. »Regierung.« Er fuhr sich mit den Fingern über den kurzgeschorenen Kopf. »Dieser Ort hier wird bald tot sein. Um den ist es nicht schade.«
    Siobhan fragte nicht, ob er die Zeltstadt oder Niddrie selbst meinte. Sie drehte sich um und ging zum Zelt ihrer Eltern.

Weitere Kostenlose Bücher