Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
als die Massenprodukte von heute, Sir. Soll ich Ihre Nachricht an DS Clarke weitergeben? Ich nehme an, Sie haben Wichtigeres zu tun. Fahren Sie selbst irgendwann nach Gleneagles?«
»Das geht Sie überhaupt nichts an.«
»Verstanden.« Rebus murmelte etwas, was man als Abschiedsgruß an den Chief Constable hätte deuten können.
»Sie legen dieses Ding auf Eis.« Corbyn schlug mit der flachen Hand auf einen Stapel Papiere auf Rebus’ Schreibtisch. »Und denken Sie daran – DS Clarke ist verantwortlich, nicht Sie, Inspector.« Er kniff leicht die Augen zusammen. Als er merkte, dass Rebus keine Anstalten machte zu antworten, verließ er erhobenen Hauptes den Raum. Rebus wartete ungefähr eine Minute, bevor er ausatmete, dann wählte er eine Telefonnummer.
»Mairie? Irgendwelche Neuigkeiten für mich?« Er hörte sich ihre Entschuldigung an. »Schon gut. Ich habe hier ein winzig kleines Extra für dich, vorausgesetzt, du spendierst mir eine Tasse …«
Zum Multrees Walk brauchte er weniger als zehn Minuten zu Fuß. Es war ein neuer Gebäudekomplex neben dem Nobelkaufhaus Harvey Nichols, und in manchen der Läden prangte noch das Schild »Zu vermieten«. Das Vin Café bot jedoch schon Snacks und italienische Kaffeespezialitäten an, und Rebus bestellte einen doppelten Espresso.
»Und sie bezahlt«, fügte er hinzu, als Mairie Henderson eintraf.
»Rate mal, wer heute Nachmittag aus dem Sheriff Court berichtet?«
»Und das ist deine Entschuldigung dafür, dass wir bei Richard Pennen auf der Stelle treten?«
Sie funkelte ihn wütend an. »John, was macht es denn schon aus, wenn Pennen das Hotelzimmer eines Abgeordneten bezahlt hat? Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass es ein Geschäft ›Geld gegen Verträge‹ war. Falls Websters Aufgabe in der Beschaffung von Waffen bestand, hätte ich vielleicht den Anfang einer Story.« Sie gab einen Laut der Verzweiflung von sich und zuckte theatralisch mit den Schultern. »Ich gebe jedenfalls noch nicht auf. Lass mich noch mit ein paar Leuten über Richard Pennen reden.«
Rebus fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Es ist die Art, wie sie ihn mit allen Mitteln schützen. Übrigens nicht nur Pennen – alle, die an diesem Abend dort waren. Wir haben keine Chance, Kontakt mit ihnen aufzunehmen.«
»Glaubst du denn wirklich, dass Webster über die Mauer gestoßen wurde?«
»Es ist immerhin eine Möglichkeit. Einer der Wachposten meinte, einen Eindringling bemerkt zu haben.«
»Na, wenn es ein Eindringling war, sagt einem doch die Vernunft, dass es keiner der geladenen Gäste gewesen sein kann.« Zustimmung heischend, legte sie den Kopf schräg. Da er sie ihr verweigerte, streckte sie sich wieder. »Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, das alles kommt nur daher, dass du etwas Anarchistisches in dir hast. Du bist auf ihrer Seite, und es ärgert dich, dass du irgendwie bei den Bullen gelandet bist.«
Rebus lachte verächtlich. »Woher hast du das denn?«
Sie fiel in sein Lachen ein. »Es stimmt aber, oder? Du hast dich letztlich immer in der Rolle des Außenseiters gesehen …« Sie brach ab, als der Kaffee kam, tauchte den Löffel in ihren Cappuccino und schöpfte sich damit Schaum in den Mund.
»Die beste Arbeit leiste ich an den Rändern der Gesellschaft«, sagte Rebus nachdenklich.
Sie nickte. »Deswegen sind wir ja auch so gut miteinander ausgekommen.«
»Bis du dich für Cafferty entschieden hast.«
Wieder zuckte sie die Schultern. »Er hat mehr mit dir gemein, als du zuzugeben bereit bist.«
»Und dabei wollte ich dir gerade einen Riesengefallen tun …«
»Also gut.« Sie kniff die Augen zusammen. »Ihr beide seid wie Tag und Nacht.«
»Das klingt schon besser.« Er reichte ihr einen Umschlag. »Von mir eigenhändig getippt, deshalb entspricht die Rechtschreibung vielleicht nicht ganz deinen hohen journalistischen Ansprüchen.«
»Was ist das?« Sie war schon dabei, ein einzelnes Blatt Papier auseinanderzufalten.
»Etwas, was wir unter Verschluss gehalten haben: zwei weitere Opfer, derselbe Täter wie bei Cyril Colliar. Ich kann dir nicht alles geben, was wir haben, aber das hier ist schon mal ein Anfang.«
»Herrgott, John …« Sie starrte ihn an.
»Was?«
»Warum gibst du mir das?«
»Mein unterschwelliger anarchistischer Zug?«, fragte er mit schelmischem Blick.
»Vielleicht kommt das aber gar nicht auf die Titelseite, diese Woche nicht.«
»Aha?«
»Jede beliebige Woche, nur diese nicht …«
»Schaust du jetzt dem geschenkten Gaul
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