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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Zog den Reißverschluss auf und blickte hinein. Alles war unversehrt, aber es schienen noch Dinge hinzugekommen zu sein, so als hätten die Abreisenden beschlossen, übriggebliebene Lebensmittel, Kerzen und Wasserflaschen als Geschenke dazulassen.
    »Wo sind sie?«
    Siobhan erkannte Santals Stimme. Sie trat rückwärts aus dem Zelt und richtete sich auf. Santal schleppte einen Rucksack und hielt eine Wasserflasche in der Hand.
    »Im Aufbruch?«, fragte Siobhan.
    »Bus nach Stirling. Ich wollte auf Wiedersehen sagen.«
    »Auf dem Weg zum Friedenscamp?« Santal nickte. »Waren Sie gestern in der Princes Street?«
    »Da habe ich Ihre Eltern zum letzten Mal gesehen. Was ist mit ihnen passiert?«
    »Jemand hat meiner Mutter eins übergezogen. Sie ist im Krankenhaus.«
    »Herrgott, das ist ja übel. War es …« Sie machte eine Pause. »Einer von Ihren Leuten?«
    »Einer von meinen Leuten«, echote Siobhan. »Und ich will, dass er gefasst wird. Ein Glück, dass Sie noch hier sind.«
    »Wieso?«
    »Haben Sie Filme davon? Ich dachte, ich könnte einen Blick darauf werfen.«
    Aber Santal schüttelte den Kopf.
    »Keine Sorge«, versicherte Siobhan ihr, »ich suche nicht nach … Ich bin an den Uniformierten interessiert, nicht an der Demo selbst.« Doch Santal schüttelte wieder den Kopf.
    »Ich hatte meine Kamera nicht dabei.« Eine glatte Lüge.
    »Kommen Sie, Santal. Sie wollen doch sicher helfen.«
    »Es gibt viele andere, die Fotos gemacht haben.« Mit ausgestrecktem Arm deutete sie auf das ganze Camp. »Fragen Sie doch die.«
    »Ich frage aber Sie.«
    »Gleich fährt der Bus …« Sie schob sich an Siobhan vorbei.
    »Irgendeine Nachricht für meine Mum?«, rief Siobhan ihr nach. »Soll ich sie zum Friedenscamp bringen, damit Sie sie noch einmal sehen?« Aber Santal ging einfach weiter. Siobhan fluchte vor sich hin. Sie hätte es wissen müssen: Für Santal war sie immer noch ein »Bullenarsch«, eine von »den Bullen«, »den Greifern«, »den Sheriffs«, ein »Polyp«. Immer noch der Feind. Sie fand sich neben Bobby Greig wieder, während der Bus sich füllte und seine Türen schließlich mit einem Zischen zugingen. Drinnen wurde gemeinsam gesungen. Einige der Insassen winkten Greig zu. Er winkte zurück.
    »Gar kein übler Haufen«, bemerkte er und bot Siobhan einen Streifen Kaugummi an, »für Hippies, meine ich.« Dann schob er die Hände in die Taschen. »Haben Sie eine Eintrittskarte für morgen Abend?«
    »Hab’s nicht geschafft«, gab sie zu.
    »Aber meine Firma macht den Sicherheitsdienst …«
    Sie starrte ihn an. »Haben Sie eine übrig?«
    »Nicht direkt, aber ich werde da sein, das heißt, Sie könnten als ›Begleitung‹ mitkommen.«
    »Sie machen doch Witze, oder?«
    »Keine Verabredung oder so was … das Angebot gilt, wenn Sie es wollen.«
    »Das ist sehr großzügig, Bobby.«
    »Es liegt bei Ihnen.« Sein Blick streifte alles, nur nicht sie.
    »Kann ich Ihre Telefonnummer aufschreiben und Ihnen morgen Bescheid sagen?«
    »Meinen Sie, Ihnen könnte noch etwas Besseres über den Weg laufen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Arbeit könnte mir über den Weg laufen«, verbesserte sie ihn.
    »Jeder hat ein Recht auf einen freien Abend, DS Clarke.«
    »Nennen Sie mich Siobhan«, sagte sie.
     
    »Wo sind Sie?«, fragte Rebus in das Handy.
    »Auf dem Weg zum Scotsman.«
    »Was gibt’s denn beim Scotsman?«
    »Weitere Fotos.«
    »Ihr Handy war ausgeschaltet.«
    »Ich musste es aufladen.«
    »Also, ich habe eben eine Aussage von ›Innerlichzerfetzt‹ aufgenommen.«
    »Von wem?«
    »Ich hab’s Ihnen gestern erzählt …« Dann fiel ihm ein, dass sie anderes im Kopf gehabt hatte. So erläuterte er ihr noch einmal die Sache mit dem Blog und wie er eine Nachricht gemailt und Ellen Wylie prompt zurückgerufen hatte …
    »Das darf doch nicht wahr sein«, sagte Siobhan. »Unsere Ellen Wylie?«
    »Hat einen langen, wütenden Beitrag für Sexbestien-im - Visier geschrieben.«
    »Aber warum?«
    »Weil das System die Schwesternschaft im Stich lässt«, antwortete Rebus.
    »Sind das genau ihre Worte?«
    »Ich habe sie auf Band. Was ich natürlich nicht habe, ist eine Bestätigung der Aussage, es war nämlich niemand da, um bei der Vernehmung zu assistieren.«
    »Schade! Ist Ellen eine Verdächtige?«
    »Hören Sie sich das Band an, dann können Sie es mir sagen.« Rebus schaute sich in dem CID-Büro um. Die Fenster mussten geputzt werden, aber was nutzte das, wenn sie ohnehin nur auf den rückwärtigen Parkplatz

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