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Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead

Titel: Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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hinausgingen? Ein bisschen Farbe würde die Wände aufhellen, wäre aber bald wieder mit Tatortfotos und Opferbeschreibungen zugekleistert.
    »Vielleicht hängt es mit ihrer Schwester zusammen«, hörte er Siobhan gerade sagen.
    »Was?«
    »Ellens Schwester Denise.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Vor ungefähr einem Jahr … vielleicht auch etwas weniger, ist sie bei Ellen eingezogen. Hat ihren Partner verlassen.«
    »Und?«
    »Ihren Partner, der sie missbraucht hat. Das ist jedenfalls die Geschichte, die ich gehört habe. Sie lebten in Glasgow. Die Polizei wurde mehrmals gerufen, konnte ihm aber nie etwas nachweisen. Sie hätten ihm wohl einen Platzverweis erteilen müssen.«
    Ist bei mir eingezogen, nachdem sie … nach ihrer Scheidung. Plötzlich bekam die »Mücke«, die Ellen verschluckt hatte, einen Sinn.
    »Das wusste ich nicht«, sagte Rebus leise.
    »Na ja …«
    »Was, na ja?«
    »Das ist so etwas, was eine Frau mit Frauen bespricht.«
    »Und nicht mit Männern. Wollen Sie das damit sagen? Dabei sind doch angeblich wir sexistisch.« Rebus rieb sich mit der freien Hand den Nacken. Die Haut fühlte sich straff an. »Denise zieht also bei Ellen ein, und Ellen hat nichts Besseres zu tun, als unverzüglich ins Internet zu gehen und nach Websites wie Sexbestien-im-Visier zu suchen …«
    Und abends bei ihrer Schwester zu Hause zu bleiben, zu viel zu essen, zu viel zu trinken …
    »Ich könnte mit ihnen reden«, schlug Siobhan vor.
    »Haben Sie nicht schon genug am Hals? Wie geht es überhaupt Ihrer Mum?«
    »Sie ist gerade in der Röhre. Ich wollte sie gleich als Nächstes besuchen.«
    »Tun Sie das. Ich nehme an, Glenrothes hat Ihnen nichts gebracht?«
    »Nichts außer Rückenschmerzen.«
    »Da kommt noch ein Anruf. Ich gehe lieber mal ran. Können wir uns später treffen?«
    »Klar.«
    »Der Chief Constable hat nämlich vorbeigeschaut.«
    »Klingt nicht gut.«
    »Kann aber warten.« Rebus drückte die Taste, um den nächsten Anruf entgegenzunehmen. »DI Rebus«, meldete er sich.
    »Ich bin beim Gericht«, sagte Mairie Henderson. »Komm und schau dir an, was ich für dich habe.« Im Hintergrund waren Jubel und Gejohle zu hören. »Muss los«, sagte sie.
    Rebus ging nach unten und ließ sich von einem Streifenwagen mitnehmen. Keiner der Uniformierten war bei den Straßenschlachten am Vortag dabei gewesen.
    »Reserve«, erklärte einer missmutig. »Haben vier Stunden lang in einem Mannschaftsbus gesessen und das Ganze im Radio gehört. Sagen Sie aus, Inspector?«
    Rebus schwieg, bis das Auto in die Chambers Street einbog. »Setzen Sie mich hier ab«, wies er den Fahrer an.
    »Aber gerne«, knurrte der zurück, allerdings erst, nachdem Rebus ausgestiegen war.
    Der Streifenwagen machte mit quietschenden Reifen kehrt, wobei er die Aufmerksamkeit der Medienvertreter auf sich zog, die sich vor dem Sheriff Court postiert hatten. Rebus stand auf der anderen Straßenseite und zündete sich an der Treppe zum Royal Scottish Museum eine Zigarette an. Ein weiterer Demonstrant verließ unter dem Jubelgeschrei seiner Kameraden das Gerichtsgebäude. Als sie ihn mit Schulterklopfen empfingen, reckte er die Faust in die Luft, was die Pressefotografen im Bild festhielten.
    »Wie viele?«, fragte Rebus Mairie Henderson, die mit Notizbuch und Kassettenrecorder in der Hand neben ihm stand.
    »Bis jetzt ungefähr zwanzig. Einige von ihnen sind an andere Gerichte überstellt worden.«
    »Irgendwelche Sprüche, auf die ich morgen achten sollte?«
    »Wie wär’s mit ›Zerschlagt das System‹?« Sie warf einen flüchtigen Blick auf ihre Notizen. »Oder: ›Zeig mir einen Kapitalisten, und ich zeige dir einen Blutsauger‹?«
    »Klingt nach einem fairen Handel.«
    »Stammt anscheinend aus Malcolm X.« Sie klappte ihr Notizbuch zu. »Sie bekommen alle Reisebeschränkungen auferlegt. Dürfen sich nicht in die Nähe von Gleneagles, Auchterarder, Stirling oder in die Edinburgher Innenstadt begeben …« Sie hielt inne. »Es gab aber auch eine nette Episode: Ein Typ sagte, er hätte eine Eintrittskarte für T in the Park an diesem Wochenende, worauf der Richter ihm erlaubte, nach Kinross zu gehen.«
    »Siobhan geht auch hin«, bemerkte Rebus. »Es wäre schön, wenn wir die Colliar-Ermittlungen rechtzeitig in trockenen Tüchern hätten.«
    »Dann dürften das hier keine guten Neuigkeiten sein.«
    »Welche denn, Mairie?«
    »Der Clootie Well. Ich habe einen Kollegen bei der Zeitung dazu gebracht, eine kleine Hintergrundrecherche zu

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