Im Namen der Toten - Rankin, I: Im Namen der Toten - The Naming of the Dead
entlang aufgereiht. Mit hochroten Gesichtern, sei es von der Anstrengung, sei es von den übertriebenen Komplimenten der Besucher, verteilten die fleißigen weiblichen Mitarbeiterinnen Teller mit Gebratenem.
Rebus war auf der Suche nach sichtbaren Hinweisen, nach einer Art Newcastle-Abzeichen.Vom Pförtner war er zu einem alten Gebäude im Baronial Style geschickt worden, wo eine zivile Hilfskraft Hackmans Zimmernummer ausfindig gemacht hatte. Rebus hatte jedoch vergebens an die Tür geklopft und war dann, wieder auf Anraten der Hilfskraft, hierhergekommen – die nächste Vermutung der Frau.
»Natürlich könnte er auch noch ›im Außendienst‹ sein«, hatte sie ihn vorgewarnt, hocherfreut über die Gelegenheit, diese Wendung an den Mann bringen zu können.
»Botschaft erhalten und verstanden«, hatte Rebus geantwortet und ihr damit zu einem noch befriedigenderen Tag verholfen.
In der Cafeteria war nicht eine einzige Stimme mit schottischem Akzent zu hören. Rebus sah Uniformen von der Met und der London Transport Police, South Wales und Yorkshire... Er beschloss, sich einen Becher Tee zu besorgen, und ergänzte, nachdem er erfahren hatte, dass alles gratis war, seine Bestellung um ein Würstchen im Teigmantel und einen Marsriegel. An einem Tisch fragte er, ob er sich dazusetzen dürfe. Sie rückten zusammen, um ihm Platz zu machen.
»CID?«, schätzte einer von ihnen. Die Haare des Mannes waren schweißnass, und sein Gesicht war gerötet.
Rebus nickte und stellte fest, dass er der Einzige im ganzen Raum war, der kein oben aufgeknöpftes weißes Hemd trug. Es gab auch einige wenige weibliche Uniformierte, aber die saßen zusammen und ignorierten die Bemerkungen, die an ihre Adresse gingen.
»Ich suche einen von unseren Leuten«, äußerte Rebus beiläufig. »Einen DS namens Hackman.«
»Sind wohl von hier?«, fragte einer der Uniformierten, der Rebus’ Akzent einordnen konnte. »Echt schöne Stadt, das hier. Schade, dass wir sie ein bisschen verschandeln mussten.« Seine Kollegen fielen in sein Gelächter ein. »Einen Hackman kenne ich aber nicht.«
»Er ist ein Geordie«, fügte Rebus hinzu.
»Der Haufen da hinten, das sind Geordies.« Der Beamte deutete auf einen Tisch, der näher am Fenster stand.
»Das sind Scouser«, korrigierte ihn sein Nachbar.
»Für mich sehen die alle gleich aus.« Erneutes Gelächter.
»Woher kommen Sie denn?«, fragte Rebus.
»Nottingham«, antwortete der erste Beamte. »Damit sind wir vermutlich die Sheriffs. Das Essen ist allerdings bescheiden, stimmt’s?« Dabei wies er mit dem Kopf auf Rebus’ halb aufgegessenes Würstchen.
»Gibt Schlechteres – wenigstens kostet es nichts.«
»Da spricht ein echter Schotte, das steht mal fest.« Wieder lachte der Mann. »Tut mir leid, aber wir können Ihnen nicht helfen, Ihren Kumpel zu finden.«
Rebus zuckte mit den Schultern. »Waren Sie gestern in der Princes Street?«, fragte er, als wollte er Konversation betreiben.
»Den verdammten halben Tag.«
»Ganz schön Überstunden gekloppt«, fügte sein Nachbar hinzu.
»Wir hatten so was vor ein paar Jahren schon mal«, ergänzte Rebus. »Konferenz des Commonwealth. Das Wichsertreffen, wie wir’s genannt haben. Einige unserer Jungs haben in der Woche einen ordentlichen Batzen von ihrer Hypothek abgetragen.«
»Bei mir fließt’s in den Urlaub«, sagte der uniformierte Beamte. »Die Frau möchte nach Barcelona.«
»Und wo kommt die Freundin hin«, fragte sein Nachbar, »während deine Frau da unten ist?« Erneutes Gelächter und Rippenstöße.
»Ihr habt’s jedenfalls gestern verdient«, stellte Rebus fest und brachte sie wieder zum Thema zurück.
»Manche ja«, kam als Antwort. »Die meisten haben im Bus gehockt und drauf gewartet, dass es richtig losgeht.«
Sein Nachbar nickte. »Verglichen mit dem, worauf man uns vorbereitet hatte, war das der reinste Spaziergang.«
»Auf den Fotos in der Zeitung heute Morgen haben zumindest einige von euch leicht geblutet.«
»Die Jungs von der Met wahrscheinlich. Die trainieren gegen Millwall-Fans, deshalb war das gestern für sie nichts Besonderes.«
»Kann ich Sie nach einem anderen Namen fragen?«, erkundigte sich Rebus. »Ein Typ namens Jacko, könnte bei der Met sein.«
Sie schüttelten den Kopf. Rebus hatte den Eindruck, dass hier nicht viel mehr zu holen war. Also steckte er seinen Marsriegel in die Tasche, stand auf, grüßte in die Runde und ging. Draußen liefen noch jede Menge Uniformierte herum. Er vermutete, dass
Weitere Kostenlose Bücher