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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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hat.
    »Entschuldigung«, sagt dieser zu ihr, »wo kann ich denn für heute Nacht hier eine nicht ganz so teure Unterkunft finden?«
    Die Frau scheint ihn nicht gehört zu haben. Sie räumt mit markanter Langsamkeit eine leere Flasche Bier von der Theke. Die Jugendlichen brüllen weiter ihre Bestellungen in das Lokal hinein. Sie nennen sie »Susi« und duzen sie trotz des gewaltigen Altersunterschieds. Sie schaut P an, ohne die Ruhe zu verlieren, und zeigt nach draußen: »Wenn Du die Straße weiter hoch gehst, siehst Du auf der rechten Seite das einzige Hostal, das es hier gibt«. Ihre Stimme ist leise, fast unhörbar.
    Nachdem P den Kaffee ausgetrunken hat, verlässt er die Kneipe. Draußen sitzt immer noch der Typ mit den Militärstiefeln, trinkt und schaut dem Regen zu. P verabschiedet sich von ihm und läuft los. Der massive Glockenturm liegt nun genau vor ihm. Durch den Regenvorhang hindurch erkennt er, dass an der Turmuhr das Glas kaputt ist. Sie zeigt eine absurde Uhrzeit an. Fast genau Punkt drei. Hinter den Straßenlaternen zeichnet sich bald das beleuchtete Schild des Hostals ab. Genau davor, im Halbdunkel, erahnt man ein geparktes Auto. Ein schlanker, hoch gewachsener Schatten scheint aus dem Hostal zu huschen und dort einzusteigen. Der Motor geht an und auch die Scheinwerfer.
    Der Wagen fährt brüsk los, so dass man den Schotter weithin hört. Mit hoher Geschwindigkeit saust er an T vorbei: ein schwarzer Porsche mit hellem Leinenverdeck und goldenen Felgen.
    Als T den Eingang des Hostals erreicht, sind drei Glockenschläge vom Kirchturm her zu hören. Auch an der Tür des Hostals klingelt beim Öffnen ein Glöckchen. Im Innenraum: links eine Bartheke, rechts ein kleiner Saal mit Sesseln und einem Fernseher. Zwei ältere Leute verfolgen in kurzärmeligen Hemden das Fußballspiel. Sie haben sich nicht zur Tür umgedreht, als das Glöckchen zu hören war. Der Ton vom Fernseher ist ausgeschaltet. Einer der beiden spricht Gebärdensprache, der andere greift sich mit der Hand an den Kopf. Die Bewegung sieht nach »Schieß aufs Tor!« aus. Im Hintergrund liegt im Dunkeln ein Essraum. Von dort nähert sich eine Frau mittleren Alters. Sie ist dürr und hat langes, glattes, sehr schwarzes Haar. Morticia Adams im Hostal. Sie schaut P von Kopf bis Fuß an und sagt »Guten Abend«. Starker Dialekt. P grüßt und fragt, was ein Einzelzimmer kostet. Dreißig Euro mit einem breiten Bett und Bad. P fragt, ob es auch ein billigeres Zimmer gibt. Die Frau versucht zu lächeln und schüttelt den Kopf. Totale Stille im Hintergrund. P nimmt das Zimmer. Die Frau holt das Buch hervor, das ein Geräusch auf der Theke macht: plaff. Sie fragt P nach seinem Namen. »Pedro Balmes«, antwortet er.
    Die Frau möchte seinen Ausweis sehen. P zeigt ihn vor. Sie prüft ihn von beiden Seiten und gleicht mit einem schnellen Blick das Foto ab. Sie entschuldigt sich dafür, dass kein Personal da ist, um ihn zum Zimmer zu begleiten, und zeigt P den Weg. Die Taubstummen bewegen sich mit einem Mal hörbar in ihren Sesseln. Auf dem Bildschirm läuft ein Spieler des Heimatvereins mit über den Kopf gezogenem Trikot über den Platz.
    Im Hintergrund schreien sich die Fans auf diesem Bildschirm tonlos die Kehle aus dem Hals.
    P steigt im spärlichen Licht der Notbeleuchtung das Treppenhaus hinauf in den zweiten Stock. Auf dem dunklen Flur erahnt er die Zimmernummer 3. Mit dem Schlüssel, den sie ihm ausgehändigt hat, öffnet er die Tür. Im Dunkeln sucht er den Schalter. Das Bett nimmt quasi den ganzen Raum ein: eine blau bedruckte Nylon-Tagesdecke mit grauen Blumen. Es riecht feucht und ist kälter als auf der Straße. P dreht seitlich unter dem Fenster die Heizung auf; zieht den Rollo hoch und öffnet die Schlagläden. Im Gegenlicht des nebligen Mondes sieht man Häuser mit Gärten hinter dem Haus und die dunklen Spitzen der Berge.
    Draußen riecht es besser als im Zimmer: nach Brennholz und auch nach feuchter Erde.
    Mit dem Schalter knipst er im Bad eine müde Leuchtstoffröhre über dem Spiegel an. Ein winziger Raum, rosafarbene Toilette, hellbraune Kacheln, Duschvorhang mit blühenden Mandelbäumen. P dreht das heiße Wasser auf. Man hört eine Konvulsion in den Rohren.
    Der Strahl verliert die Hälfte des Wassers bereits an den Verbindungsstellen. P hält die Hand unters Wasser und wartet, um zu sehen, ob das Wasser warm wird. Es wird warm. Er geht zurück ins Zimmer, fühlt an der Heizung, die ebenfalls lau zu werden scheint. Er schlägt die

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