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Im Namen Des Schweins

Titel: Im Namen Des Schweins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pablo Tusset
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angelegt. Du kennst ihn doch. Du weißt doch selbst, dass niemand mit ihm zurechtkommt …«
    »Er ist aber vom Dorf«, es fällt ihr schwer hinzuzufügen, »und Du nicht.«
    P weiß auch nicht, was er darauf sagen soll.
    »Und die Zugereisten sollen sich von jedem x-beliebigen aus dem Dorf beleidigen lassen, ohne sich zu wehren?«
    »So ist es auch wieder nicht … Du bist nicht der Erste, der sich mit ihm angelegt hat …«
    »Aber?«
    »Eine Sache ist eine Tracht Prügel, wenn es mal hart auf hart kommt. Die Leute hätten euch wieder getrennt, bevor ihr euch richtig weh getan hättet. Dann hättet ihr ein Bier zusammen getrunken wie zwei alte Freunde. Aber Du hast gestern eine Grenze überschritten, die man nicht überschreiten darf. Ich weiß nicht, was Du mit ihm gemacht hast, weil niemand so richtig mit der Sprache herausrückt. Das aber ist eben ein ziemlich schlechtes Zeichen … Alle sagen im Moment nur das Eine: Entweder verschwindet Kainsmal aus dem Dorf, oder er schmeißt Dich raus. Du hast ihm wohl keine andere Wahl gelassen.«
    »Tsss, das war doch gar nicht so wild … Ehrlich gesagt, kommt mir das unglaublich lächerlich vor. Das erinnert mich an Streitereien auf dem Schulhof.«
    »Das hier hat mehr mit einem Schulhof zu tun als mit einer Stadt … In der Stadt biegst Du um die nächste Ecke und schon kennt Dich keiner mehr. Hier dagegen siehst du jeden Tag dieselben fünfzig Gesichter.«
    »Ich weiß ja nicht, was sie Dir erzählt haben, aber ich versichere Dir: Es war wirklich nicht so wild …«
    »Mir wurde erzählt, dass Du ihn vor den Augen aller gedemütigt hast. Und jemanden aus dem Dorf in aller Öffentlichkeit zu demütigen, ist, als würdest Du ihn töten. Wenn er sich jetzt nicht rächt, dann kann er nicht länger hier leben, sonst müsste er für den Rest seines Lebens mit eingezogenem Schwanz hier herumlaufen. Jetzt heißt es: Du oder er. Und wer jetzt mit Dir redet, stellt sich gegen ihn. Deshalb ist heute Morgen niemand aus dem Dorf gekommen. Und es wird auch niemand kommen, bis die Geschichte vom Tisch ist.«
    P braucht noch einen weiteren Kaffee. Er bereitet ihn sich still zu und denkt nach.
    »Meinst Du, dass es noch eine Lösung gibt? Soll ich mal mit ihm reden oder so? Was würdest Du denn jetzt an meiner Stelle machen …?«
    Skeptischer Gesichtsausdruck bei ihr: »Du kannst versuchen, ihn bis auf den Horlá hochzujagen und ihn in den Abgrund zu werfen. Aber ich würde Dir ernstlich raten, zu verschwinden. Wahrscheinlich holt er seine Freunde aus dem Tal zu Hilfe. Und er hat den Eigentümer hinter sich, der hält auch zu ihm …«
    P denkt an etwas anderes: »Willst Du damit sagen, dass alle, auch der Franzose, der Rito, ja nicht einmal Beethoven mehr mit mir reden werden …? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Gestern saßen wird doch alle auch danach noch weiter zusammen und haben gefeiert.«
    »Das sind Fremde, so wie Du und ich.«
    »Bist Du auch nicht von hier?«
    »Ich komme aus dem Tal, so wie die Susi auch. Ich bin zwar schon hier, seit ich zwölf bin, aber das spielt keine Rolle: Mein Kind wird hier vom Dorf sein. Ich dagegen werde es nie sein. Es ist unmöglich hierzubleiben, wenn es einem Einzigen vom Dorf nicht passt. Alle mögen Dich eigentlich sehr: Du hast allen gut gefallen, man hat großen Respekt vor Dir … Jetzt wird der Eigentümer die Anweisung geben, dass Du nicht mehr länger im Pub arbeiten darfst. Damit fängt es schon an. Hier wirst Du auch nicht mehr arbeiten dürfen.
    Und ich kann mir kaum vorstellen, dass Du in Deiner Wohnung bleiben kannst. Egal, ob Du einen Mietvertrag hast oder nicht. Je schneller Du gehst, umso besser ist es für Dich. Und ich meine es wirklich nur gut mit Dir: Geh zum Franzosen und frag ihn, ob er Dich ins Tal bringen kann, noch bevor er heute anfängt, im Schlachthof zu arbeiten. Warte besser nicht bis morgen. Ich würde mich an Deiner Stelle nicht einmal mehr trauen, allein in die Wohnung zurückzugehen.«
    »Ich denke ja gar nicht daran, vor irgendwem davonzulaufen. Ich habe mir gar nichts vorzuwerfen. Wenn sie wollen, dass ich verschwinde, dann sollen sie mir das ins Gesicht sagen.«
    »Jetzt hör mir mal gut zu: Hier sagt einem nie jemand etwas ins Gesicht. Jede Stunde aber, die Du länger hier bleibst, ist für den Kainsmal gewonnene Zeit, um Dich ganz ausgetüftelt fertigzumachen. Falls es nicht sowieso schon zu spät ist. Die sind zu allem in der Lage.
    Es kann gut sein, dass sie Dich umbringen werden. Das

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