Im Namen Des Schweins
Recht.
Bittet die schlechte Romanze,
sich aufzuklären:
um zu entdecken, dass der Vizekönig
der sich im Vers versteckt
ein Opfer dargebracht hat …
EN EL NOMBRE DEL CERDO – IM NAMEN DES SCHWEINS.
Der Kommissar redet weiter, während Puértolas sich ansieht, was er ergänzt hat: »Da haben wir es schwarz auf weiß: Wer die Lücke in den Versen findet und sie vollendet, wird entdecken, dass der feine Herr, der sich hinter den Versen versteckt, ein Opfer dargebracht hat im Namen des Schweins. Das ist er selbst.«
Puértolas würde nun doch gern etwas sagen: »Brillant … Hä, brillant, nicht wahr? … Brillant, es gibt natürlich keinen Zweifel. Aber ich denke … denke … Ich denke, Sie beschränken sich zu sehr auf die geraden Verszeilen, selbstverständlich, die geraden … die sich … assonant reimen. Da gibt es noch etwas, dass … Sie … sicherlich interessieren dürfte … ja, da bin ich mir sicher …«
»Und was, bitte, soll das sein …?«
Puértolas bittet den Kommissar um den Bleistift und kreist damit die ersten Buchstaben aller ungeraden Zeilen ein. Dadurch lässt sich von oben nach unten »H-O-R-L-A« in der ersten Strophe lesen und »C-E-R-D-O« in der zweiten. Der Kommissar ist für einen Augenblick sprachlos, bis er sich wieder fasst und sich mit der Hand gegen die Stirn schlägt: »Licht leuchte über dem Namen / der sich vollständig ergibt: Mit all seinen Buchstaben … Verdammt auch, das wäre mir überhaupt nicht aufgefallen …«
»Kommissar … Meine Glückwünsche: Sie haben es.«
Der Kommissar schaut Puértolas fest in die Augen, ohne zu bemerken, dass er ihn wie bei einem Verhör gerade über den Brillenrand hinweg ansieht: »So ist es:
Wir wissen jetzt, wer es war. Aber wir haben noch keinen einzigen handfesten Beweis. Nur die Gewissheit …«
»Die hinreichend dafür sein sollte … Nachforschungen anzustellen, um die richtige … Spur zu finden, nicht wahr?«
»Ich frage mich bloß, aus welchem Grund er uns eine so deutliche Spur gelegt hat.«
»Nun ja … In Wirklichkeit ist sie nun wiederum auch keineswegs überdeutlich, nicht wahr? Natürlich, es muss schon … Wenn Sie nun die … Bedeutung nicht erfasst hätten … Wahrscheinlich aus … Eitelkeit, nicht wahr? Der typische … Größenwahn der Psychopathen …«
»Stimmt … Ich habe das Buch gelesen, das Sie mir empfohlen haben. Ich bin fast durch damit.«
»Eben, ja … Es gefällt ihnen … Es gefällt ihnen außerordentlich … clever zu sein, nicht wahr? Natürlich … intelligent und … verwegen … ja, ja, verwegen.«
***
Calabrava an einem Sonntagvormittag. Mercedes, die Frau des Kommissars, packt in der Diele ihre Strandtasche. In der Tür taucht der Kommissar auf:
»Mercedes: Ich komme mit an den Strand.«
Sie dreht sich um und schaut ihn ungläubig an: »Du willst mit an den Strand? … In Badehose und mit allem Drum und Dran?«
»Natürlich.«
Dabei lässt sie es bewenden. Sie geht kopfschüttelnd ins Badezimmer, um sich die Haare hinten hochzustecken und sich ein Tuch um den Kopf zu binden. Währenddessen zieht er sich im Ankleidezimmer an und taucht, noch bevor sie am Spiegel fertig ist, hinter ihrem Rücken wieder auf. Er hat sich die neue, granatfarbene Badehose angezogen. Sie geht ihm über den halben Oberschenkel und wird vorn von Bändchen zusammengehalten, die ihrerseits herunterbaumeln.
Eine Brille sitzt auf der Nase, dazu hat er schwarze Söckchen und die Schlappen an.
»Wie sehe ich aus?
»Willst Du Dich nicht rasieren?
»Och nö … heute mal nicht. Wie findest Du mich sonst?«
»Du willst doch nicht mit Deinen Socken zum Strand gehen, oder?«
»Wenn wir dort sind, kann ich sie doch ausziehen.
»Und so willst Du rausgehen?«
»Nein, Schatz: Ich zieh mir doch lieber was drüber Sehe ich sehr dick aus?«
»Mnnee«, gelingt ihr. Der Kommissar schaut sich im Spiegel an. Das Bild ist überaus vertraut: Ohne Hemd vor dem Spiegel im Bad. Seit Buddha nichts Neues unter der Sonne. Aber irgendetwas stimmt nicht, sonst wäre seine Frau nicht so verhalten
»Sag mal, ist Dir das ein bisschen unangenehm, wenn sie Dich mit mir am Strand sehen?
»Spinnst Du? Los, komm, zieh die Socken aus und Dir irgendwas drüber.
»Was soll ich denn anziehen?«
»Ist doch ganz egal: ein kurzärmliges Hemd und die weichen Mokassins. Aber tu mir bitte den Gefallen und zieh jetzt endlich die Socken aus.«
»Ich habe schon öfter gesehen, dass Touristen mit Strümpfen an den Strand gegangen
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