Im Namen Des Schweins
voll erwischt, mh?« Sie setzt sich an das Tischchen, an dem sie für gewöhnlich näht, und dreht die Strümpfe nach rechts, in dem sie mit einer Hand tief hineinschlüpft.
»Stört sie Dich? Dann hole ich mir die Kopfhörer …«
»Lass nur … Mach Dir keine Sorgen wegen Tomas, dem geht es sicher gut. Wahrscheinlich hat er Lust bekommen, sich Irland anzuschauen …«
»Ach, jetzt habe ich gerade an den Burschen gedacht, bei dem ich mir immer die CDs kaufe. Das wollte ich Dir schon seit ein paar Tagen erzählen. Der hat einen ordentlichen Schlag auf den Kopf abbekommen, dabei haben sie ihm fast die Nase zu Klump geschlagen.«
»Ach, du lieber Gott … Dem kleinen Schwulen?«
»Ja … Da kamen zwei in den Laden, um die Kasse zu räubern, und dann konnte er es wohl nicht lassen und hat seine Sprüche geklopft. Bis es dem einen zu bunt wurde und der ihm einen ordentlichen Kopfstoß verpasst hat, wobei er ja den Motorradhelm auch noch aufhatte.«
»Junge,Junge … Geht’s ihm wieder besser?«
»Das will ich doch hoffen. Es war nichts Großartiges. Er wurde mit ein paar Stichen genäht und gut ist. Aber ich will diese Woche mal bei ihm vorbeischauen.«
»Sag ihm aber auch, dass er in solchen Fällen besser seinen Mund hält. Manche Leute sind wie Zeitbomben.« Sie rollt die Strümpfe zusammen. »Sag mal, was ist eigentlich aus dem Schriftsteller geworden? Hast Du von dem mal wieder was gehört?«
»Ja. Mit dem habe ich gestern gefrühstückt«, der Kommissar lacht. »Sanchís meint, dass er ihn ganz verrückt macht mit seinen vielen Fragen. Er will alles sehen und wissen. Jetzt wollte er ihn schon mitnehmen zur Autopsie, aber da hat er wohl kalte Füße bekommen.«
»Das wundert mich nicht …«
»Soll ich Dir mal das Auto zeigen, das mir gefällt?«
»Na, dann zeig mal her …«
Der Kommissar steht mit einigen Schwierigkeiten aus dem Sessel auf und setzt sich seiner Frau gegenüber an das Nähtischchen, das sich mittlerweile in eine Auslage für Strümpfe, Schlüpfer und Büstenhalter verwandelt hat. Er schlägt den Prospekt auf der Seite auf, wo ein A3 in Akoyasilber-Metallic von vorne abgebildet ist: »Und? Was meinst Du …?«
»Ganz schön … Was kostet der?«
»Das ist jetzt ein Diesel, aber einer, der auch ein bisschen was kann … Der liegt dann so um die dreißigtausend Euro.«
»Ach, du meine Güte … Fünf Millionen Peseten? Das ist ja eine Sünde.«
»Schatz, das ist eben ein gutes Auto …«
»Und meinst Du nicht, wir würden auch mit einem preiswerteren zurechtkommen?«
Der Kommissar verzieht das Gesicht, bevor er nickt.
Dann dreht er den Prospekt wieder zu sich und schaut sich noch mal das Foto an.
»Du hättest ihn schon gern, nicht wahr?«, sagt sie.
»Mir gefällt er gut. Aber Du hast schon Recht, das muss ja eigentlich nicht sein …«
»Wie viel würden wir denn für unseren noch kriegen? Den haben wir so gut gepflegt, noch dazu ist er ein Garagenwagen.«
»Mhm, mit etwas Glück vielleicht eine halbe Million … Viel mehr auf keinen Fall. Der ist eben schon ein älteres Modell.«
Der Kommissar blättert noch einige Minuten in der Broschüre und stützt dabei seinen Kopf auf die Hand. Seine Frau legt die Strümpfe zusammen, die allesamt schwarz sind, bis auf ein braunes Paar. Als sie damit fertig ist, nimmt sie sich die Herrenunterhosen vor, die allesamt weiß sind. Sie legt sie ordentlich zusammengefaltet rechts auf einen Stapel. Zum Schluss kommen ihre rosafarbenen, blauen und fleischfarbenen Schlüpfer und ein paar Büstenhalter, die sie mit den Körbchen ineinanderlegt. Als zwischen zwei Liedern nichts aus der Stereoanlage zu hören ist, bricht sie das Schweigen: »Na, wenn Du ihn so gerne haben möchtest, dann kaufen wir ihn halt.«
Sie steht vom Stuhl auf und häuft die zusammengefaltete Wäsche in den Korb. Jetzt allerdings ist es der Kommissar, der einen Rückzieher macht: »Nee, nee … der ist schon sehr teuer, wir können uns ruhig ein paar andere anschauen.«
»Ach, weißt Du, es ist doch langsam mal an der Zeit, dass Du Dir so eine kleine Verrücktheit gönnst, hm …«
Aus dem Flur fügt sie dann laut hinzu: »Mach aber bitte diese verrückte Musik aus. Bitte, ja? Jetzt kommen gleich die Nachrichten, und es ist Zeit zum Essen.«
***
Dem Kommissar setzt das Buch von Hare doch ein wenig zu. Mit all dem, was er über den Blick von Psychopathen lesen musste. Kalt, hart, wie ein Haifisch oder der eines Toten. Ihm fällt ein Foto von Boris Karloff ein, das er
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